Speyer hat ein zweites Unesco Welterbe
SchUM-Stätten - Jüdisches Erbe in Deutschland - für die Welt
Speyer. Heute, am Dienstag, 27. Juli, fiel die Entscheidung. Die Unesco hat dem jüdischen Erbe in Speyer, Mainz und Worms den Welterbe-Titel zugesprochen. Speyer darf sich nun bereits schon zum zweiten Mal Unesco Welterbe nennen. Nach dem Dom zu Speyer, der diesen Titel seit 1981 trägt, sind seit heute auch die SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz mit ihrer jüdischen Tradition gemeinsam zum Unesco Welterbe ernannt worden.
Im Januar 2020 hat das Land Rheinland-Pfalz den Welterbeantrag „SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz“ beim Unesco-Welterbezentrum eingereicht. SchUM ist eine Abkürzung aus den Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen hebräischen Städtenamen Speyer (Schpira, raW), Worms (שmaisa, ו) und Mainz (Magenza, מ). Die SchUM-Stätten sind das erste
jüdische Welterbe in Deutschland. Als SchUM wird der Verbund bezeichnet, den die jüdischen Gemeinden der oberrheinischen Städte Speyer, Worms und Mainz im Mittelalter bildeten.
Die SchUM-Stätten existieren bereits seit vielen Jahrhunderten. Im 10. Jahrhundert begann die Blütezeit der in Speyer, Worms und Mainz ansässigen jüdischen Gemeinden. Sie prägten die synagogale Architektur und die Choreografie der rituellen Reinigung sowie die aschkenasische Grabkultur. Sie setzten auch religiöse Maßstäbe und brachten zahllose Gelehrte, kluge Frauen, Geschichtenerzähler, liturgische Dichter und Kantorinnen hervor. Die vielen Facetten jüdischer Geschichte und Gegenwart, Architektur, Religion, Kultur und Musik, der Pluralismus und die Lust am Diskutieren spiegeln sich im Programm der Kulturtage. Damit ist SchUM in allen drei Städten präsent, nicht nur über die Monumente und Friedhöfe, sondern auch kulturell.
„Speyer freut sich über die Aufnahme der SchUM-Stätten in die Welterbeliste. Sie belegen einen Jahrhunderte währenden geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen Christen und Juden, an den wir heute noch anknüpfen können. Besonders stolz sind wir, dass 40 Jahre nach dem Kaiserdom nun eine zweite Welterbestätte nach Speyer kommt und damit das friedliche Miteinander verschiedener Religionen in unserer Stadt hervorgehoben wird“, sagte die Oberbürgermeisterin von Speyer, Stefanie Seiler.
Mehr als Friedhöfe und Monumente
Für die Domstadt Speyer ist diese zweite Ernennung zum Unesco Welterbe auch ein Zeichen für Vielfalt, Meinungsfreiheit und Toleranz, symbolisiert sie doch eindrucksvoll, wie über Jahrhunderte Weltregionen miteinander existieren und nebeneinander aufblühen können und mahnt gleichzeitig zur Erinnerung an Verfolgung und Vernichtung. Die SchUM-Stätten sind das erste jüdische Welterbe in Deutschland.
"Nun sind auch der Judenhof samt Mikwe und die 1104 eingeweihte Synagoge UNESCO-Welterbe. Die Speyerer CDU freut sich außerordentlich darüber, dass dem Antrag der SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz nun entsprochen wurde. Die jetzt anerkannten Kultstätten sind ein einzigartiges Zeugnis jüdischen Lebens in Deutschland,“ freut sich der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Wagner.
„Ich freue mich aus tiefstem Herzen über diese wichtige Entscheidung der Unesco für unser Land: Die SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz sind Weltkulturerbe! Dieses Votum ist von unschätzbarem Wert für die kulturelle und historische Vielfalt in Rheinland-Pfalz. Die Denkmäler der SchuUM-Städte sind nicht nur steinerne Zeitzeugen einer außergewöhnlich reichen jüdischen Geschichte in unserem Land, sie stehen auch für den Kulturtransfer zwischen Christentum und Judentum und mahnen uns, dies als gemeinsame, große Chance zu sehen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie danke allen, die an der Welterbe-Antragsstellung mitgearbeitet und so dazu beigetragen hätten, Bewusstsein für die umfassende Bedeutung des jüdischen Erbes zu schaffen.
Auch die katholische Kirche gratuliert
Weihbischof Otto Georgens erklärte in Speyer: „Wir gratulieren den SchUM-Städten Speyer, Worms und Mainz sehr herzlich zur Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe. Die SchUM-Städte geben Zeugnis von dem reichen jüdischen Erbe in unserer Region. Das Privileg von 1084, mit dem Bischof Rüdiger die erste Ansiedlung von Jüdinnen und Juden in Speyer gewährt hatte, war für die Stadt der Anfang dieser gemeinsamen Geschichte. Dass neben dem Dom, der bereits seit 40 Jahren in der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes geführt wird, jetzt auch die fast zeitgleich erbaute Mikwe, das jüdische Ritualbad, sowie das Ensemble des Judenhofes zum Weltkulturerbe zählen, ist für uns trotz der wechselvollen Geschichte Ausdruck der großen Nähe zwischen Judentum und Christentum.“
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
Heike Schwitalla auf Facebook |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.