Viadukt
Stadtrat beschäftigt sich am Mittwoch mit dem "Schipka-Pass"
Speyer. Der Schipka-Pass steht am Mittwoch, 12. Juli, auf der Tagesordnung des Speyerer Stadtrats. Die öffentliche Sitzung im Stadtratssitzungssaal beginnt um 17 Uhr.
Speyer. Fast ein Jahr ist es jetzt her, dass die den Speyerern als "Viadukt" oder "Schipka-Pass" bekannte Fußgängerbrücke beim Güterbahnhof demontiert worden ist. Wo die Brücke 130 Jahre lang die Bahnhofstraße über die Gleise hinweg mit der Burgstraße verband, klafft seit dem 9. März vergangenen Jahres eine Lücke. Es sollte ein Abschied auf Zeit werden. Rund 30 Wochen waren angesetzt, um die Brücke zu demontieren, instand zu setzen und anschließend wieder aufzubauen. Bereits Ende September 2021 hätte die Brücke wieder die Gleise der Bahn überspannen sollen. Doch es kam anders.
Nach der Demontage wurden Schäden sichtbar, die man erst erkennen konnte, als die Brücke in ihre Teile zerlegt war. Die geplante Instandsetzung musste verschoben werden. Inzwischen wurden alle statisch relevanten Bauteile durch einen Statiker untersucht und ein Schadenskataster erstellt. Das teilt Lisa Eschenbach, Pressesprecherin der Stadt Speyer, auf Nachfrage mit. Auf Grundlage des Schadenskatasters wurden Instandsetzungsmöglichkeiten entwickelt und durch einen Prüfingenieur kontrolliert.
Im Januar waren die Ergebnisse im Rahmen eines Ortstermins mit der Denkmalpflege besprochen worden. Aktuell wird das Instandsetzungskonzept mit Kosten belegt. Im Anschluss daran werden dann das Instandsetzungskonzept und die Kostenschätzung mit dem Fördermittelgeber besprochen. Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Konversion (ASBK) wird regelmäßig über alle Verfahrensschritte auf dem Laufenden gehalten, das nächste Mal am 22. März. Abschließend hat aber der Speyerer Stadtrat über das weitere Vorgehen zu entscheiden.
Von 1890 an überspannte die Brücke die Gleise der Bahn. Zu Beginn hatte sie die Aufgabe, die kleine Siedlung Burgfeld mit der Innenstadt zu verbinden. Insbesondere durch das starke Wachstum der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Verbindung immer wichtiger und wird auch heute - fast ein Jahr nach ihrer Demontage - schmerzlich von vielen Speyerern vermisst. Und das obwohl es seit 1939 die Brücke in der Oberen Langgasse und seit 1981 die „Schneckennudelbrücke“ direkt am Hauptbahnhof gibt.
Im Jahr 2003 war das „Viadukt“ im Rahmen der Elektrifizierung der Gleise 1 und 2 zur Einführung der S-Bahn erhöht und schon einmal instand gesetzt worden. Mit mäßigem Erfolg, denn der Gesamtzustand hatte sich seit dieser Instandsetzung eher noch verschlechtert. Zum Zeitpunkt ihrer Demontage wies die Brücke eine Fülle erkennbarer Mängel und Schäden auf. 2018 war die Brücke durch die Landesdenkmalpflege begutachtet worden. Diese stellte fest, „dass die in ihrer Art seltene, um 1890 als feingliedrige Stahlkonstruktion errichtete Brücke, ein Kulturdenkmal von hohem ingenieurbaugeschichtlichem und städtebaulichem Stellenwert darstellt“.
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