Dom zu Speyer
Vergoldung am Kenotaph Adolf von Nassau ist fertig
Speyer. Mit der Vergoldung der Inschrift konnte die Restaurierung des Kenotaphen für Adolf von Nassau in der Vorhalle des Speyerer Doms abgeschlossen werden. Diese wurde ermöglicht durch eine Spende des Großherzogs Henri von Luxemburg, zu dessen Ahnherren Adolf von Nassau gehört. Das Kenotaph für Adolf von Nassau wurde 1824 von Leo von Klenze entworfen und vom Bildhauer David Ohnmacht aus Straßburg in sogenanntem Schuppacher Marmor ausgeführt. Gestiftet wurde es von Wilhelm von Nassau, der auf der Inschrift des Sockels genannt ist. Die Vergoldung der Schrift war nahezu gänzlich verwittert und zuletzt unsichtbar.
In der Vorhalle des Doms stehen heute zwei große Kenotaphe für im Dom bestattete Herrscher: Adolf von Nassau im Norden und Rudolf von Habsburg im Süden. Als Kenotaph wird ein Grabdenkmal zur Erinnerung eines Verstorbenen bezeichnet, der dort nicht begraben liegt. Beide Kenotaphe standen zunächst auf dem Königschor, bis sie im Zuge der großen Domrestaurierung 1961 in die Vorhalle gebracht wurden.
2018 wurde mit der Sanierung der Vorhalle begonnen. Ursprünglich war der Ab- und Wiederaufbau der beiden Kenotaphe zu Restaurierungszwecken vorgesehen. Eine Untersuchung mit Hilfe eines Endoskops konnte den statischen Zustand konkretisieren und von einem Abbau konnte Abstand genommen werden. Korrodierte Metallteile, die bereits zu Rostsprengungen geführt haben wurden mit einem Korrosionsschutzanstrich versehen.
Im Zuge der Maßnahme wurde zunächst der oberflächliche Schmutz und Staub auf dem Kenotaph entfernt. Zur Beruhigung und Glättung der Oberflächen wurde ein dreistufiges Schleifverfahren durchgeführt. Ausbruchstellen wurden mit Restauriermörtel ergänzt und offene Fugen geschlossen. Hier kamen Baustellenmischungen farblich passend zum Bestand zum Einsatz. Feine Risse wurden durch eine feinkörnige, mineralische Schlämme verschlossen. Die Schlämme wurde aus einem leicht verdünnten, mineralischen Restauriermörtel in Baustellenmischung hergestellt.
In die Restaurierung des Kenotaphen waren, wie bei der Gesamtmaßnahme, der Leiter der kirchlichen Denkmalpflege Wolfgang Franz und der Wissenschaftliche Beirat einbezogen. Bei dem Grabdenkmal, das den Herrscher in seiner Rüstung, kniend und mit zum Gebet gefalteten Händen zeigt, handelt es sich um ein Bildhauerstück Sandstein. Der schwarze, mittlerweile graue Sockelaufbau besteht aus Lahnmarmor Schuppacher Kalkstein. Als Lahnmarmor, früher auch Nassauer Marmor genannt, werden polierbare Kalksteine aus dem Südosten des Rheinischen Schiefergebirges zusammengefasst. Der Abbau dieses auch international nachgefragten Natursteins reicht nachweislich bis in das 16. Jahrhundert zurück. Die Bezeichnung „Marmor“ ist gesteinskundlich nicht korrekt, wird hier aber als Kulturbegriff für polierbare Kalksteine mit marmorierter Textur verwendet.
Der vergraute Schuppacher Marmor des Kenotaphen für Adolf von Nassau war ursprünglich poliert und tiefschwarz. Die Denkmalpflege, Restauratoren und Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates hatten darüber beraten, ob das ursprüngliche schwarze Erscheinungsbild wieder hergestellt werden könnte. Da sich die Oberfläche jedoch bedingt durch die Luftverschmutzung im 20. Jahrhundert dauerhaft verändert hat, ist der Zustand irreversibel.
Einen angemessenen Abschluss des Kenotaphs bildet eine neue profilierte Sockelleiste, die sich farblich an den Bestand anpasst. Diese ersetzt eine vormalig vorgeblendete einfache Sockelleiste aus rotem Sandstein. Ermöglicht wurde die Erneuerung dieser Leiste ebenfalls durch die Spende des Luxemburgischen Großherzogs. Die Maßnahmen am Kenotaph Adolf von Nassau konnten auch aufgrund der Corona-Pandemie und der klimatisch ungünstigen Bedingungen im Frühjahr erst jetzt abgeschlossen werden. Da das Material viel Wasser aufnimmt, waren Retuschen und Ergänzungen durch das feuchte Klima der vergangenen Monate erschwert.
Durch eine Spende des Großherzog Henri von Luxemburg in Höhe von 11.000 Euro war die Realisierung einer Neuvergoldung und die Erneuerung der Sockelleiste des Kenotaph möglich. Der Großherzog, der 2019 den Dom besuchte, ist über die Walramsche Linie mit Adolf von Nassau verwandt. Sein Sohn, Erbgroßherzog Guillaume von Luxemburg, ist Mitglied des Kuratoriums der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer. Die Spende erging daher mit einer entsprechenden Zweckbindung an die Europäische Stiftung und wird nun nach Fertigstellung an das Domkapitel weiter geleitet.
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