Baumaßnahmen am Dom zu Speyer
"Viele Herzen schlagen für den Dom"

Dombaumeisterin Hedwig Drabik zeigt die Schäden an der Vierungskuppel: Holzzerstörende Insekten, Pilze und da insbesondere der Hausschwamm haben den Sparren schwer zugesetzt. Wo das nicht so ist, war in den 60er Jahren ein Holzschutzmittel eingesetzt worden, das jetzt ausdampft und die Arbeiten erschwert. | Foto: Domkapitel Speyer
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  • Dombaumeisterin Hedwig Drabik zeigt die Schäden an der Vierungskuppel: Holzzerstörende Insekten, Pilze und da insbesondere der Hausschwamm haben den Sparren schwer zugesetzt. Wo das nicht so ist, war in den 60er Jahren ein Holzschutzmittel eingesetzt worden, das jetzt ausdampft und die Arbeiten erschwert.
  • Foto: Domkapitel Speyer
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Speyer. Die Arbeit am Dom, sie geht nie aus. Da kann sich Dombaumeisterin Hedwig Drabik sicher sein. Neben der großen Sanierung des Vierungsturms stehen derzeit auch noch kleinere Maßnahmen wie etwa die Erneuerung der Beschallungsanlage oder die Entwässerung der Afrakapelle auf der Agenda. Und mit der Sanierung der Osttürme wartet schon das nächste große Projekt.

Instandsetzung Torgitter und Stufenanlage

Die Vorhalle des Doms war 2020 komplett saniert worden, einzig das Schraudolph-Frekso über dem Hauptportal muss wegen der Komplexität und des Umfangs der Schäden noch auf seine Restaurierung warten. 2021 wird die Maßnahme vorerst abgeschlossen und bleibt mit 697.000 Euro unter den ursprünglich veranschlagten Kosten. Derzeit laufen hier noch Restarbeiten an den Gittern und Stufen zur Vorhalle. Durch eine großzügige Spende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz über 50.000 Euro konnte dieses Projekt im Anschluss an die Sanierung der Vorhalle angestoßen werden. Wenn alle Gewerke wie geplant ineinander greifen, dann werden die Handwerker hier bis Pfingsten fertig. Für die Arbeiten am Epitaph von Adolf von Nassau gab es eine Spende von S.K.H. Henri, Großherzog von Luxemburg, an die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer.

Risse im Gewölbe der Doppelkapelle

Sorge bereiteten der Dombaumeisterin die im vergangenen Jahr durch einen Statiker begutachteten Rissbildungen in der Doppelkapelle St. Emmeram und St. Katharina. Doch der Statiker gab vorerst Entwarnung, allerdings wurden fünf Riss-Sensoren verbaut, die eine Beobachtung der Risse im Gewölbe ermöglichen. Als Ursache für die Rissbildung, die sich derzeit im Millimeter-Bereich ausbreiten, nennt Drabik die großen Temperaturunterschiede in der Doppelkapelle.

Epitaph Rudolf von Habsburg

Bereits 2019 wurden erste Untersuchungen am Epitaph Rudolf von Habsburg durchgeführt. Ermöglicht wurde die umfangreiche restauratorische Untersuchung durch die Dr. Albrecht und Hedwig Würz-Stiftung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Südliche Weinstraße. Durch Kontakte zu Münsterbauhütten von Straßburg und Basel werden hier derzeit weitergehende Untersuchungen zu Material und Gestaltung des Grabmals durchgeführt, deren Ergebnisse in die geplante Sanierung des Epitaphs einfließen werden. Da kein Zeitdruck herrsche, soll das Projekt in aller Ruhe angegangen werden. "Wir können uns für weitere Untersuchungen  - etwa zum Thema Farbfassungen - Zeit lassen", sagt die Dombaumeisterin.

Die Sanierung des Vierungsturmes

Die Schäden am Dachstuhl des Vierungsturmes sind erheblich. Der gesamte Schwellenkranz, auf dem der Dachstuhl aufliegt, ist schadhaft; Teilbereiche sind komplett zerstört. Durch holzzerstörende Insekten und Pilze. „Während der Begehung der Kuppel im vergangenen Jahr konnten wir zusammen mit unserem Holzschutzsachverständigen bereits das Vorhandensein eines echten Hausschwammes dokumentieren“, erzählt Drabik. „Die Schäden durch diesen holzzerstörenden Pilz sind enorm, denn der Pilz hat sich durch die gesamte Fußkonstruktion gefressen und ist bereits in die Sparren hochgewandert“, so die Dombaumeisterin. Das und die Tatsache, dass große Teile des Dachstuhls mit Holzschutzmittel kontaminiert sind, haben die Kosten in die Höhe getrieben.

Statt der ursprünglich veranschlagten 500.000 Euro wird die Sanierung, wenn sie bis Jahresende fertig gestellt ist, 1,8 Millionen verschlungen haben. "Zum Zeitpunkt der Kostenschätzung konnte man noch nicht in die Kuppel", erläutert Drabik. Alleine die Dekontamination des Dachstuhls hat 28.000 Euro gekostet; sie war notwendig, um die dortigen Schäden überhaupt begutachten zu können. Mit rund 590.000 Euro bilden die Kosten für Zimmerer und Klempner den größten Batzen. Sämtliche vom Pilz zerfressenen Bereiche müssten großflächig gesundgeschnitten werden, damit keine Reste des Pilzes vorhanden bleiben und neue Hölzer befallen können. Im Gegensatz zu den in den 60er Jahren vorgenommenen Arbeiten, werden jetzt alle Holzverbindungen in traditioneller Zimmermannsarbeit hergestellt, sodass eine konstruktiv funktionierende Verzahnung der Hölzer untereinander erfolgt, die Schubkräfte aus dem Dach aufnehmen kann. Vermutlich ist auch die durch Betonarbeiten in den 60er Jahren eingebrachte Feuchtigkeit Schuld daran, dass sich der Hausschwamm derart ausbreiten konnte.

Der Vierungsturm ist in acht Abschnitte geteilt. Pro Abschnitt erfolgen zunächst die Öffnung des Daches durch die Klempner und die Räumarbeiten durch einen Entsorgungsbetrieb, der auf Arbeiten mit kontaminierten Material spezialisiert ist, und dann im Anschluss die konstruktiven Zimmererarbeiten. Anders als zunächst vermutet ist die Kupferverblechung, die nun teilweise entfernt werden muss, um an die schadhaften Stellen zu kommen, in einem sehr guten Zustand, weshalb sie vollständig wiederverwendet werden kann.  Neben den Zimmerer- und Klempnerarbeiten laufen parallel auch die Putz- und Naturwerksteinarbeiten.

Die das Mauerwerk schädigenden Putze aus den 60er Jahren werden bis Ende April abgenommen. Danach werden die Fassaden durch einen Vermesser aufgenommen und die Befunde dokumentiert. Im Anschluss wird neuer Putz aufgebracht. An den Laufebenen der Zwerggalerie werden derzeit die Bodenplatten aus jüngerer Sanierungszeit rückgebaut, um die Ebene für die nachfolgenden Kupferverblechungen vorzubereiten.

Finanziert werden die Sanierungsarbeiten vom Domkapitel und dem Land Rheinland-Pfalz, das die substanzerhaltenden Maßnahmen am Dom mit einer Kostenübernahme in Höhe von 40 Prozent unterstützt. Mittel kommen außerdem vom Dombauverein, der jährlich einen Beitrag von derzeit um die 130.000 Euro zum Domerhalt beisteuert. Eine projektbezogene Förderung erhält der Dom von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die mit 57.000 Euro die Maßnahme fördert. Des Weiteren hat Manfred Fuchs eine zweckgebundene Spende über 15.000 Euro zugesagt, die dem Dom über die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer zugehen soll. "Viele Herzen schlagen für den Dom", freut sich Domkustos Dr. Christoph Kohl. 

Wasserführung an der Afrakapelle

Im derzeitigem Zustand wird Regenwasser von der Vierungskuppel komplett über das Dach der Afrakapelle abgeleitet. Diese Wasserführung funktioniert jedoch sehr unzureichend, so dass Feuchtigkeit über den östlichen Abschnitt der Außenwand eintritt. Dieses Problem wird von zwei Seiten angegangen: zum einen wird das Regenwasser von der Vierungskuppel zukünftig über eine Regenrinne und zwei separate Rohrleitungen nach unten geleitet. Zum anderen wird die Rinne an der Afrakapelle erneuert und somit das Wasser von der Wand weg geleitet. „Dies ist ein exzellentes Beispiel für eine kleine, scheinbar unspektakuläre Maßnahme, die für den Bauerhalt jedoch eine immense Bedeutung hat“, sagt Dombaumeisterin Drabik.

Neue Beschallungsanlage und Orgel für den Dom

Seit vielen Jahr gibt es Beschwerden über die Beschallungsanlage im Dom. Die Anlage ist in die Jahre gekommen, das merken auch die Zelebranten und Gottesdienstbesucher. Die Größe des Doms macht die Erneuerung zu einer Herausforderung. Bereits seit 2020 beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe rund um Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl mit der Planung einer neuen Anlage. Durch eine projektbezogene Spende der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer ist es möglich geworden, dieses Projekt anzugehen. Geplant ist die Umsetzung der Arbeiten noch in diesem Jahr. Die Angebote der Bewerber liegen bereits vor und werden nun geprüft. Den größten Anteil der Arbeiten werden die Verkabelungen einnehmen, da einige Hundert Meter Leitungen untergebracht werden müssen. Neben der neuen Beschallungsanlage erhält der Dom eine neue Orgel für die Afrakapelle. Die elektronische Orgel war nur eine Notlösung und soll nun durch eine dem Raum angemessene neue Orgel ersetzt werden. Geplant und gebaut wird die Orgel von der Orgelbaufirma Henk Klop aus den Niederlanden.

Sanierung der Osttürme

Das nächste große Projekt am Dom wird die Sanierung der Osttürme sein. Derzeit holt die Dombaumeisterin Angebote für Hubsteiger ein, denn Drabik will Mitte des Jahres selbst die Kartierung der Schäden vornehmen - und anschließend entscheiden, wie bei der Sanierung vorgegangen wird. Die Türme gehören zur romanischen Bausubstanz und wurden unter Heinrich IV. am Ende des 11. Jahrhunderts vollendet. Sie gehören zu den ersten Beispielen sogenannter Chorflankentürme. Zuletzt wurden sie 1986 in Teilen saniert. "Dabei wurde mit Beton nicht gespart", weiß die Dombaumeisterin bereits jetzt.

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Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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