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Hochinteressante Vorträge im Sankt Vincentius
Speyer. Für den 16. Mai lud das Sankt Vincentius Krankenhaus in Speyer zu zwei sehr interessanten Fachvorträgen in seine Aula ein. Der erste Vortrag von Dr. med. Carnac Yazdandust behandelte „Straffungsoperationen am Körper, auch nach Gewichtsabnahme“ und der zweite Vortrag „Lipödem: Von der Diagnose bis zur operativen Behandlung“ von Dr. med. Falko von Stillfried. Zudem gab es einen Infostand von der Selbsthilfegruppe „ADIPOSITAS“, der sich ebenfalls regen Zuspruchs erfreuen durfte. Insgesamt wollten über 100 Menschen zu diesen Themen mehr wissen, denn wer fühlt sich schon wohl in seiner Haut, wenn es ihn/sie psychisch belastet und wertvolle Lebensqualität verloren geht?
Dr. Carnac Yazdandust (Chefarzt, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurg) veranschaulichte anhand von Fotos auf der Leinwand, was das Resultat ist, wenn man stark abgenommen hat und nun überschüssiges Gewebe an einem herunterhängt. Nach Gewichtsverlust oder mit zunehmendem Alter kann überschüssiges Haut- und Fettgewebe am Bauch oder erschlaffte Haut an Oberarm, Oberschenkel oder Gesäß störend sein. Mit einer Straffungsoperation kann Betroffenen geholfen werden.
Nach einem Blick auf die Vielzahl der Besucher*innen stellte er fest, dass dies wohl ein großes Thema sei und sie gar nicht mit so viel Interesse gerechnet hatten und behandelte die einzelnen Themen:
Wann kann eine Straffungsoperation notwendig werden? Wenn die Haut erschlafft oder die Haut sich nicht wieder zurückbildet wie zum Beispiel nach einer Schwangerschaft oder Gewichtsreduktion.
• Bauchstraffung
• Oberarmstraffung
• Oberschenkelstraffung
• Bruststraffung
• Bodylift (Rundumstraffung von Bauch, Hüfte und Gesäß)
Nach der Gewichtsreduktion, wenn die Haut mehrfach gelappt hängt, wird diese über horizontales und vertikales Vorgehen entfernt. Nach massiver Gewichtsreduktion hängt alles unschön herab – das zeigte er anhand von vielen Vorher/Nachher-Fotos. Wenn man sich nicht mehr so richtig bewegen kann, weil alles Gewebe und Fettüberhang stören, kann man auch nicht durch Sport entgegenwirken. Jede Art der Bewegung fällt schwer. So werden Fettschürzen entfernt und die Haut kann deutlich gestrafft werden. Man kann störende Bereiche auch absaugen.
Bei der Oberarmstraffung wird zuerst der Bereich auf dem herunterhängenden Gewebe angezeichnet, der dann entfernt wird. Die Oberschenkelstraffung ist dann vonnöten, wenn die Oberschenkel bei jedem Schritt aneinanderreiben. Hier wird im Innenbereich die überschüssige Haut weggeschnitten und man sieht hinterher die zurückbleibende Narbe kaum. Vorab wird hier eine Absaugung vorgenommen, um Fettgewebe herauszuholen und die Blut- und Lymphgefäße intakt bleiben und danach nur noch die Haut entfernt wird.
Die Bruststraffung ist dann angesagt, wenn sie zu schwer ist und zu gesundheitlichen Beschwerden wie Rücken- und Nackenschmerzen führt. Hier wird der zu entfernende Bereich angezeichnet, aber nur am unteren Bereich geschnitten. Nach einer großen Gewichtsreduktion ist es bei Frauen mit großen Brüsten besonders schlimm, wenn diese bis fast zum Bauchnabel hängen. In diesem Fall muss man die Brustwarzen „versetzen“, damit sie an der richtigen Stelle sitzen (werden abgetragen und transplantiert). Bei Männern geht man so vor, dass überschüssiges Gewebe an der Brust und ggf. auch am seitlichen Thorax entfernt wird. Beim Bodylift wird ebenfalls der ganze Bereich um Hüfte und Gesäß eingezeichnet, der entfernt wird. An einem Beispiel wurden für eine bessere Kontur ca. 30 cm Hautüberschuss entfernt und gestrafft.
Anschließend konnte man Fragen stellen, wobei die Frage nach Risiken kam. Ja, wie bei jeder Operation gibt es Risiken, die auf einem Aufklärungsbogen mit allen möglichen Nebenwirkungen stehen. Es kann sich zum Beispiel Gewebewasser bilden, deshalb muss man 6 Wochen Kompressionswäsche tragen. Wie ist der Weg zu einer Operation? Antwort: Kommen, kostenlose Beratung, mit Befund zur Krankenkasse und wenn bewilligt operieren. Erfahrungsgemäß werden Bauchstraffungen häufiger von der Krankenkasse genehmigt. Der Kostenpunkt liegt zwischen 7.000 und 9.000 Euro bei Selbstzahlern. OP dauert gut 2 Stunden bei einer Bauchstraffung. Die Straffungsoperationen der jeweiligen Bereiche (Bauch, Arme, Beine, Brust) werden in einzelnen Operationen durchgeführt. Es entstehen riesige innere Wundflächen, die heilen müssen und das dauert zwei bis acht Wochen.
Dr. med. Falko von Stillfried, Leitender Oberarzt der Klinik für Rekonstruktive und Plastische Chirurgie, Handchirurgie referierte zum Thema „Lipödem: von der Diagnose bis zur operativen Behandlung“. Zuerst einmal mal die Frage „Was ist ein Lipödem?“ Es handelt sich hierbei um eine chronische Erkrankung und setzt sich zusammen aus „Lip“ für Fett und „Ödem“ vom griechischen Begriff „Oidema“ für Schwellung. Es besteht die Neigung zu Wassereinlagerungen (Ödemen) in den betroffenen Körperteilen und eine deutliche Berührungsempfindlichkeit. Es sind vorwiegend Frauen davon betroffen und bedeutet eine unregelmäßige Fettverteilungsstörung zwischen Körperstamm und Extremitäten:
• Seitengleich symmetrisch
• Aussparung von Händen und Füßen
• Beteiligung der Arme ca. 30 %
• Stemmer-Zeichen
• Schwere- und Spannungsgefühl der betroffenen Extremitäten
• Druck- und Berührungsschmerz
• Starke Neigung zu Blutergüssen
Man kann es ertasten und bemerkt eine verdickte Unterhaut und im Stadium 3 gibt es eine deformierende Wammenbildung mit verhärteten großen Knoten. Eine Operation kommt erst dann in Frage, wenn eine konservative Therapie von zuvor mindestens 6 Monaten unwirksam war und wird dann auch erst kritisch überprüft. Anschließend gibt es eine operative Behandlung und Weiterführung bei Adipositas. Ziel ist eine dauerhafte Reduktion des Fettgewebes. Die Liposuktion (Fettabsaugung) mit einem Volumen von 3000 ml Fettgewebe muss in Spezialzentren für Lipödeme gemacht werden. Generell muss bei solchen Operationen mit zwei bis drei Tagen im Krankenhaus gerechnet und anschließend Kompressionskleidung getragen werden, sechs bis acht Wochen Schonung und kein Sport. Häufig sind zwei bis fünf Liposuktionen erforderlich.
Die beiden Kurzvorträge der Klinik für Rekonstruktive und Plastische Chirurgie, Handchirurgie dauerten jeweils 30 Minuten und anschließend standen die beiden Ärzte bereitwillig nochmal 45 Minuten für einzelne Fragen der in einer Schlange stehenden Besucher*innen zur Verfügung. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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