Saharastaub Deutschland: Wie kommt der Wüstensand von Afrika nach Deutschland?

Saharastaub Deutschland. Spätestens wenn der Himmel sich Orange färbt und sich der Dreck auf Autos und Gartenmöbel legt, registriert man das Phänomen: Saharastaub. Doch wie kommt der Wüstensand nach Deutschland? Und wann? Ist er gefährlich für die Gesundheit? Und was ist eigentlich Blutregen? Hier gibt's die Antworten auf all diese Fragen.

Der Saharastaub besteht aus winzig kleinen Partikeln aus Mineralstaub, im Durchschnitt nur fünf bis zehn Mikrometer groß. Über der Wüste Nordafrikas treten starke Stürme und Winde auf, die den Saharastaub in die Luft wirbeln. Aerosole werden die Mischung des Saharastaubs mit der Luft genannt. Sie steigen bis zu einer Höhe von fünf Kilometern in die Atmosphäre auf. Dort können sie, falls es windstill bleibt, bis zu einem halben Jahr schweben. Ändert sich das Wetter und es kommt Wind auf trägt eine kräftige Höhenströmung den Sand aus der Sahara tausende Kilometer durch die Luft über die iberische Halbinsel nach Mitteleuropa, aber auch zum Amazonas-Regenwald. Mit dem Regen gelangt der Staub zu Boden und lagert sich dort auf allen Oberflächen ab. Das passiert vor allem im Frühjahr und im Sommer, denn es braucht schon eine besondere Wetterlage, damit die Welt hier in Mitteleuropa zu einer gelb-rötlichen wird. Das berichtet der Deutsche Wetterdienst DWD.

Ursache für den Sahara-Staub in Deutschland ist meist eine besonders warme Großwetterlage: Neuer Saharastaub kommt mit warmer Luft aus Nordafrika nach Deutschland. Die mit den Mineralstaubpartikeln beladene Luft strömt dann in mittleren und großen Höhen gen Norden und gelangt so auch über die Alpen. Die winzigen Sandpartikel interagieren mit dem Wasserdampf in den Wolken. Von der Sahara brauchen die mit dem sogenannten Blutregen gefüllten Wolken zwischen zwei und sieben Tage bis nach Deutschland. Wenn diese Wolken später Regen oder Schnee abgeben, kann der Niederschlag eine rote Färbung aufweisen, daher auch Blutregen oder Blutschnee genannt. Zurück bleibt ein unschöner Staubfilm, der zum Beispiel auf Autos und an Fenstern haftet.

Jährlich zieht der Saharastaub etwa fünf bis 15 Mal über Marokko nach Frankreich und teilweise auch nach Deutschland. Fast eine Milliarde Tonnen Sand weht der Wind jedes Jahr von der Sahara weg. Bis zu 50, 60 meist kleinere Saharastaub-Ereignisse pro Jahr zählt der DWD über Deutschland. Die meisten davon werden nicht groß bemerkt. Für Mitteleuropa ist im Frühsommer hauptsächlich der direkte Transport aus der Sahara südlich des Atlasgebirges relevant, während im Hochsommer vermehrt eine südwestliche Strömung Staubpartikel über den Atlantik nach Europa bringt. Seltener sind lange Transportwege, die die Partikel zunächst über den Atlantik führen und danach häufig nördlich um das Azorenhoch herum nach Europa transportieren. In diesen Fällen kann es auch zu einer von Nordwest nach Süddeutschland voranschreitenden Saharastaubwolke kommen.

Was in Deutschland an Sahara-Sand ankommt, ist Feinstaub, denn gröbere Sandkörner werden nicht so weit transportiert. Dieser Feinstaub ist jedoch weit weniger gefährlich für die menschliche Gesundheit als etwa der aus Verbrennungsprozessen wie Autoabgasen oder Rauch aus Schornsteinen. Allerdings kann er Menschen mit asthmatischen Beschweren oder Pollenallergien Beschwerden bereiten. Und die Staubpartikel in der Atmosphäre könnten die Generierung von Solarenergie beeinträchtigen.

Es gibt aber auch positive Auswirkungen: Saharastaub enthält viele Mineralien und kann daher als wichtiger Nährstoff und Dünger dienen. Sein Phosphor ist etwa für den Amazonas-Regenwald von hoher Relevanz, denn der fördert das Wachstum der Bäume. Auch auf das Leben im Ozean hat der Staub aus der Sahara Auswirkungen. Auf seinem Weg zum Amazonas rieselt ein Teil des Staubes in den Atlantik und versorgt dort Phytoplankton mit Nährstoffen. Ein Forschungsteam der University of California hat herausgefunden, dass der Staub so sogar minimal den Treibhauseffekt bremst.

Die Staubpartikel beeinflussen außerdem das Wetter: Durch Streuung und Absorption kommen weniger Sonnenstrahlen am Boden an. Außerdem führen sie zur Wolkenbildung. Besonders in hohen Schichten können Schleierwolken entstehen. Über dem Atlantik hat Saharastaub Einfluss auf die Bildung von Stürmen.

Mitte März und im April 2022 war die Konzentration des nach Deutschland transportierten Saharastaubs Messungen zufolge ungewöhnlich hoch. Auch der orange, rötlich oder bräunlich gefärbte Himmel sowie spektakuläre Sonnenuntergänge deuteten auf eine besonders hohe Konzentration des Wüstenstaubs in der Luft hin. Wann das erneut der Fall sein wird? Da lohnt es sich, der Wetter-Vorhersage zu folgen. [cobc]