Gemeinsam genesen
Süchtige treffen sich in Speyer in einer Selbsthilfegruppe
Speyer. Oliver ist 54 Jahre alt und seit 16 Jahren clean. Trotzdem läuft er in manchen Situationen in Gefahr, rückfällig zu werden. "Ich muss mich dann aktiv daran erinnern, dass ich nicht zurück will in die Sucht", sagt er. Der Körper hat ein Suchtgedächtnis - man könne die Krankheit zum Stillstand bringen, eine endgültige Heilung gebe es für Suchtkranke jedoch nicht. Um so wichtiger sind Oliver seine regelmäßigen Meetings mit anderen Suchtkranken.
Seit Januar gibt es in Speyer wieder eine Gruppe der Narcotics Anonymous (NA), die sich einmal in der Woche trifft: dienstags von 18.30 bis 20 Uhr im Konferenzraum der Caritas in der Petronia-Steiner-Straße 3. Die Meetings sind offen - auch für Interessierte und Angehörige von Suchtkranken. Die Teilnehmenden bleiben anonym, treten nur mit Vornamen auf, und finden einen geschützten Rahmen vor, in dessen Rahmen sie sich mit anderen Süchtigen austauschen können. Oliver sieht die Selbsthilfegruppe als Ergänzung zu Therapiezentrum und bestehenden Beratungsangeboten wie etwa Nitro.
"Es gibt Bedarf", so seine Erfahrung. Für Oliver ist die Gruppe auch eine Möglichkeit, etwas von der Unterstützung weiterzugeben, die er selbst auf dem Weg zu seiner Genesung erhalten hat. Wonach der Kranke süchtig ist, ist dabei zweitrangig. Zu einem NA-Meeting kann jeder kommen, der glaubt, ein Problem mit Drogen - gleich welcher Art - zu haben. Wer ein Suchtproblem hat, hat nach der Entgiftung zwar körperlich einen großen Schritt gemacht, doch gerade bei der psychischen Komponente der Sucht können Süchtige nach Olivers Meinung sehr von einer Gruppe profitieren.
"In der Gruppe gibt es Austausch, hier kann man Erfahrungen, Kraft und Hoffnung teilen", sagt er. Die Gruppe könne eine professionelle Begleitung zwar nicht ersetzen, sie sei aber nicht minder wichtig, wenn es darum geht, den nächsten Tag, die nächste Woche ohne Rückfall zu überstehen. "In der Gruppe fühlt man sich verstanden, erhält Feedback, manchmal auch Lösungswege", sagt Oliver. So könne man einen Schritt nach dem anderen machen und sich gegenseitig dabei unterstützen, im heute clean zu bleiben.
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