Kein Weihnachten ohne Baum
Welcher Christbaum fürs gute Gewissen?
Ratgeber. Weihnachten ohne Tannenbaum? Für viele undenkbar. Bald werden also wieder knapp 30 Millionen Weihnachtsbäume ihren kurzen Auftritt in deutschen Wohnzimmern haben. Nicht besonders nachhaltig, oder?
Vier von fünf Weihnachtsbäumen stammen aus ausländischen Weihnachtsbaumplantagen – große Monokulturen, die praktisch ohne Nutzen für das umgebende Ökosystem sind. Dem deutschen Naturschutzbund Nabu zufolge werden auf solchen Plantagen Insektizide gegen Käfer und Läuse eingesetzt, Herbizide gegen konkurrierendes Unkraut und Mineraldünger für einen gleichmäßigen Wuchs sowie eine intensive Grün- und Blaufärbung der Nadeln.
Wer keine Lust hat, sich mit dem Baum einen solchen Chemiecocktail ins Wohnzimmer zu holen, der setzt auf Weihnachtsbäume aus regionaler nachhaltiger Forstwirtschaft. Forstämter und Waldbauern bieten natürlich erzeugte Weihnachtsbäume an, die entweder ohnehin beim Durchforsten von Wäldern anfallen oder auf Sonderflächen wie Hochspannungstrassen, oder aber entlang von Autobahnen hochgezogen werden - ohne Einsatz von Pestiziden. Wer in der Region kauft, unterstützt heimische Forstbetriebe und spart unnötige Transporte ein.
Betrachtet man die Ökobilanz, schneidet die Zuchttanne am Schlechtesten ab, die auf einer Plantage großgezogen wurde. Ihre Umweltbilanz ist fast vier Mal so schlecht wie die eines Baumes aus dem Wald. Bei ihrem Vergleich berücksichtigten die Fachleute auch die Klimabilanz: Wurde der Baum importiert, ist der CO2-Fußabdruck durch den Transport entsprechend größer. Da sind Bäume, die direkt aus dem Wald in der Region stammen, deutlich besser für Klima und Umwelt.
Wer glaubt, mit dem Verzicht auf einen Weihnachtsbaum die heimischen Wäldern zu schonen, ist auf dem Holzweg. Laut Schutzgemeinschaft deutscher Wald bindet ein Hektar Weihnachtsbaumkultur in zehn Jahren 145 Tonnen Kohlendioxid, 300 Tonnen Staubpartikel und sorgt für 100 Tonnen Sauerstoff. Wer also ganz auf einen Weihnachtsbaum verzichtet, handelt nicht unbedingt nachhaltiger. Waldbesitzer müssen nämlich ohnehin dafür sorgen, dass Bäume nicht zu dicht aneinander stehen und der Wald nicht zu eng bewachsen ist. Einzelne Bäume herauszunehmen, schadet also nicht, im Gegenteil.
Aber vielleicht muss es in diesem Jahr nicht gerade die Nordmanntanne sein? Denn hinter dem Lieblingsbaum der Deutschen steht ein knallhartes und nicht selten auch gefährliches Geschäft. Die Nordmanntanne kommt - anders als ihr Name vermuten lässt - aus dem Kaukasus. Die Samen dieser Nordmanntannen werden überwiegend in einer Region in Georgien am Südabfall des Kaukasus geerntet. Dort riskieren Männer ihr Leben, weil sie für die Ernte eben dieser Samen ungesichert auf hohe Bäume klettern. Unfälle passieren dabei regelmäßig - auch weil quasi im Akkord geerntet wird.
Bei guter Ernte werden die Preise pro Kilo gedrückt, bei schlechten Erntebedingungen jedoch selten angehoben. Die Preise liegen bei unter einem Euro je Kilo für die Sammler vor Ort. Das ist nur ein Bruchteil des Preises, der schließlich in Europa für das Saatgut bezahlt wird.
Einen Baum im Topf zu kaufen, ist zwar grundsätzlich eine gute Idee, aber nicht zwingend nachhaltiger als das Fällen eines Baumes. Oft haben Menschen keinen eigenen Garten, um den Baum auszupflanzen. Oder sie wollen nicht Jahr um Jahr einen weiteren Nadelbaum in den Garten pflanzen. Außerdem ist es nicht selbstverständlich, dass der Baum den Wechsel zwischen Wohnzimmer-Wärme und winterlicher Kälte überlebt. Allerdings gibt es inzwischen Weihnachtsbäume im Topf, die man ausleihen kann. Deutschlandweit bietet das zum Beispiel das Unternehmen "Weihnachtsbaumfreunde" an.
Und dann wäre da noch der Baum aus Plastik. Während hier Umweltbilanz und CO2-Fußabdruck zunächst zwar schlechter sind, relativiert sich das nach etwa acht Jahren. Dann belastet der Plastikbaum die Umwelt nicht mehr als ein echter Weihnachtsbaum.
Wie es in diesem Jahr um die Weihnachtsbaumverkäufe aus heimischem Forst bestellt ist, steht coronabedingt noch nicht hundertprozentig fest. Allerdings wurden der Weihnachtswaldbasar in Dudenhofen und die Waldweihnacht in Johanniskreuz mitsamt Weihnachtsbaumverkäufen bereits abgesagt.
Das geht uns alle an:
Nachhaltigkeit liegt uns am Herzen. Unsere Wochenblätter werden auf Recycling-Papier gedruckt. Hierfür musste kein Baum sterben. Gegenüber Frischfaserpapier werden bei der Herstellung von Recyclingpapier zudem bis zu 60 Prozent Energie, bis zu 70 Prozent Wasser sowie CO2-Emissionen und Abfall eingespart. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist auch der Grund für eine Kooperation der Wochenblätter, Stadtanzeiger und des Trifels Kuriers mit der Natur- und Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF), der jetzt zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) die Kampagne „#together4forests“ startet. Dem BVDA gehören neben unserem Verlag rund 200 Verlage mit einer wöchentlichen Auflage von etwa 60 Millionen Zeitungen an. Wenn Ihnen ein nachhaltiger Umgang mit unserer Umwelt genauso am Herzen liegt wie uns, geben Sie bitte diese Zeitung nach dem Lesen ins Altpapier.
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