175 Jahre TSV Speyer
"Erneute Schließung der Sportstätten wäre eine Katastrophe"
Speyer. Der größte Sportverein in Speyer und der - nach dem FCK - zweitgrößte Sportverein der Pfalz, der Turn- und Sportverein 1847, feiert in diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen. Cornelia Bauer sprach mit Angelika Wöhlert, der Vorsitzenden des TSV Speyer.
???: Mit dem „Turnen, um Körper und Geist zu erfrischen“ hat es vor 175 Jahren begonnen. Heute ist der Turn- und Sportverein 1847 der größte Sportverein Speyers mit zehn Abteilungen und rund 3.500 Mitgliedern. Worauf gründet der Erfolg des TSV?
Angelika Wöhlert: Der Verein ist vor allem im Breitensport sehr gut aufgestellt - da ist für fast jeden etwas dabei. Unsere Mitglieder werden - vom Eltern-Kind-Turnen mit den Kleinen ab Zwei bis zur Seniorengymnastik - zudem von gut ausgebildeten Übungsleitern trainiert. Der gesamte Vorstand hat einen sehr guten Draht zu den Abteilungsleitern. Das und die hervorragende Zusammenarbeit mit vielen Ehrenamtlichen tragen den Verein. Wir haben daher auch alle, die das ganze Jahr über so engagiert für den Verein arbeiten, zum Festakt eingeladen - einfach um auch einmal ganz offiziell Danke zu sagen.
???: Sie sind seit 2018 Vorsitzende, was verbindet Sie persönlich mit dem TSV?
Wöhlert: Ich habe selbst als Dreijährige beim TSV mit Kinderturnen angefangen - und als meine Töchter alt genug waren, habe ich als Mutter in den Turnstunden mitgeholfen und anschließend die Ausbildung zur Übungsleiterin gemacht. Dann habe ich das Kinderturnen in der Burgfeldschule übernommen und war stellvertretende Leiterin der Turnabteilung. Als ich in der Kommunalpolitik aktiv war, blieb mir keine Zeit für die Vereinsarbeit, aber anschließend bin ich wieder zurück zum TSV. Damals hat man mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Nachfolge des kürzlich verstorbenen Wolfgang Behm zu übernehmen. Ich fühlte und fühle mich dem Verein sehr verbunden und war bereit, Verantwortung zu übernehmen. Allerdings war mir klar, dass das nur im Team zu schaffen ist. Alleine könnte man die Führung eines so großen Vereins nicht stemmen. Heute sind wir ein tolles Vorstandsteam, in dem jeder seine Aufgaben hat. Alle wichtigen Entscheidungen treffen wir gemeinsam.
???: Die Coronalage hat sich entspannt, der im Januar verschobene Festakt kann am 18. Juni stattfinden. Wie hat sich die Pandemie auf den Verein ausgewirkt – und wirkt sie sich eventuell auch noch weiter aus?
Wöhlert: Die Sportstätten waren geschlossen, ein Training war nicht möglich. Es fehlte nicht nur die Bewegung, sondern auch die sozialen Kontakte. Zum Glück haben wir sehr kreative Abteilungsleiter, die schnell Online-Angebote auf die Beine gestellt haben. Aber all unsere Mitglieder haben wir so natürlich nicht erreicht. Gerade für die Kinder und die Älteren war es eine schwierige Zeit. Der Verein hat aufgrund der Pandemie knapp 500 Mitglieder verloren. Bei normaler Mitglieder-Fluktuation werden die Austritte durch Eintritte kompensiert. Ohne Trainingsangebote blieben neue Mitglieder natürlich aus. Eine solche Entwicklung ist noch nie da gewesen. Auf der einen Seite hatten wir weniger Mitgliedsbeiträge, gleichzeitig fehlten die Einnahmen aus den Veranstaltungen übers Jahr. Zum Glück haben uns unsere Sponsoren nicht im Stich gelassen und wir sind finanziell im grünen Bereich, aber es war dennoch eine schlimme Zeit. Inzwischen ist das Training in allen Sparten wieder möglich, die Mitgliederzahlen steigen wieder. Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft.
???: Welchen Herausforderungen wird sich der Verein in Zukunft stellen müssen?
Wöhlert: Es fehlt uns nicht an Nachwuchs, aber es fehlt uns an jungen Menschen, die im Verein Verantwortung übernehmen möchten. Die Turnabteilung braucht dringend Übungsleiter, denn hier haben wir die meisten Mitglieder und oft gehen junge, gut ausgebildete Übungsleiter ins Studium und stehen dem Verein dann nicht mehr zur Verfügung. Durch die Pandemie haben wir auch langjährige Übungsleiter verloren, die keine Übungsstunden mehr halten wollen oder halten können. Und auch der eine oder andere Abteilungsleiter würde nach vielen Jahren die Verantwortung gerne in jüngere Hände abgeben, aber es ist keiner da, der die Position übernehmen will.
Herausforderung Corona: Käme es im Herbst aufgrund der Pandemie wieder zur Schließung der Sportstätten, wäre das für alle Vereine eine Katastrophe - auch für uns. Eine weitere Herausforderung ist die Hallenkapazität in Speyer. Die Stadt versucht zwar, alles möglich zu machen, aber wenn im Winter alle Sportler in die Hallen drängen, wird es eng. Einige der städtischen Sporthallen sind renovierungsbedürftig, die Reparatur nicht immer gleich umsetzbar. Durch diesen Renovierungsstau stehen nicht immer alle Sportstätten zur Verfügung. Was es gerade im Winter schwierig macht.
???: Was wünschen Sie dem TSV zum Geburtstag?
Wöhlert: Ich wünsche dem TSV, dass sich der positive Weg, den der Verein nach der Pandemie gerade nimmt, auch in Zukunft fortsetzt. Es soll weiter bergauf gehen, so dass wir zu der Normalität der Vor-Corona-Zeit zurückfinden. Das ist mein einziger Wunsch.
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