Eröffnung des Jugendförderzentrums Speyer
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist"
Speyer. Es war ein Tag der Freude und der Rührung beim FC Speyer 09. Gemeinsam feierten der Speyerer Fußballverein und Anpfiff ins Leben heute die Eröffnung des neuen Jugendförderzentrums in der Raiffeisenstraße 11 - und ließen sich auch von einem aufziehenden Gewitter nicht die Laune vermiesen. Mit dem Bau des eingeschossigen Gebäudes war im September 2019 begonnen worden. Die Eröffnung war eigentlich schon für Anfang des Jahres geplant, doch Corona machte den Verantwortlichen einen Strich durch die Rechnung.
Die Baustelle sei zwar immer gelaufen, berichtete Architekt Martin Vorfelder, aber Störungen in den Lieferketten und Handwerker, die zum Schutz vor dem Virus ihre Arbeit umstrukturierten, hätten dazu geführt, dass der Bauablauf stark behindert wurde und am Ende alles länger dauerte, als ursprünglich vorgesehen. Seit einigen Wochen ist der Bau fertig und geht nun nach und nach in Betrieb.
Bei der Eröffnungsfeier dominierte die Freude darüber, dass hier den etwa 360 Jugendspielern des FC Speyer 09 direkt am Trainingsgelände modern ausgestattete Lern- und Besprechungsräume zur Verfügung stehen. Hier wurden optimale Voraussetzungen geschaffen für sportliche und schulische Erfolge der Nachwuchskicker. Von der fünften Klasse bis zur Oberstufe werden die Kinder im Verein individuell gefördert. "Nur die wenigsten unserer Kinder werden Fußballprofis", weist Jan Kamuf bei der Führung durch die neuen Räume auf die Wichtigkeit der 360 Grad-Förderung hin.
In drei Besprechungszimmern mit mobilen Trennwänden ist jede Menge Platz für begleitete Lernzeit, Einzelnachhilfe oder Prüfungsvorbereitung - aber natürlich auch für Elternabende, Trainertreffen oder Weihnachtsfeiern. Neben der sportlichen und schulischen Förderung werden die Jugendlichen auch in der beruflichen Orientierung und bei Bewerbungsprozessen unterstützt und absolvieren regelmäßig Sozialprojekte. Verantwortlich hierfür sind die Anpfiff ins Leben-Koordinatoren Jan Kamuf und - seit etwa einem Monat - Marcus "Helfe" Helfenstein, der die Nachfolge von Sebastian Ebeling angetreten hat.
Neben den Büros für die beiden hauptamtlich Angestellten und die beiden Bufdis sind hier noch eine kleine Küche und behindertengerechte Toiletten entstanden. Der Sportbereich hat einen eigenen Eingang. Hier finden die jungen Sportler jetzt vier neue zwei Meter hoch geflieste Kabinen mit modernem Lüftungssystem und zwölf Duschen vor. Für die Nachwuchstrainer gibt es einen eigenen Raum mit Duschen und Toiletten. Im Materialraum sind Bälle, Pylonen und Leibchen sauber verstaut. Die Trikots werden im Hauswirtschaftsraum gelagert, wo auch die Waschmaschinen und Trockner stehen. Außerdem finden sich hier ein Kraftraum mit modernen Trainingsgeräten sowie der Physioraum.
Das Jugendförderzentrum in Speyer ist das achte Anpfiff ins Leben-Förderzentrum in der Metropolregion. Möglich wurde der Bau durch die finanzielle Unterstützung der Dietmar Hopp-Stiftung. Drei Millionen Euro fließen in das Projekt; 2,4 Millionen sind bereits abgerechnet. Bereits seit 2012 ist der FC 09 Partner des gemeinnützigen Vereins Anpfiff ins Leben, der von Dietmar Hopp und dem inzwischen verstorbenen Anton Nagl 2001 gegründet wurde. Anton Nagl war es auch, der gemeinsam mit Dietmar Pfähler, heute Vorsitzender von Anpfiff ins Leben, seinerzeit bei Dietmar Hopp vorstellig geworden war, und sich das "Ja" zum Bau in Speyer abgeholt hat. Auch damals sollen Tränen der Dankbarkeit geflossen sein.
Stellvertretend für den erkrankten Vereinsvorsitzenden Thomas Zander dankte Vorstandsmitglied Thomas Cantzler seinem Vorstandskollegen, Matthias Richter, der engagiert für den Bau gekämpft hatte, und verabschiedete einen sichtlich bewegten Sebastian Ebeling, der nach Walldorf in die Zentrale von Anpfiff ins Leben wechselt. Cantzlers besonderer Dank galt Dietmar Hopp, den er als "einen der letzten wirklichen Mäzene in Deutschland" bezeichnete. "Hätte Anton Nagl nicht mit uns diesen Traum geträumt, dieses Gebäude würde heute nicht hier stehen", sagte der Finanzvorstand des FC und dankte dessen Witwe Marianne Nagl mit den Worten David Ben-Gurions: "Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist".
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