Pilotprojekt an der Kläranlage Speyer
Aus Biomasse Wasserstoff herauslösen
Speyer. Die Stadtwerke Speyer (SWS) wollen zusammen mit den Entsorgungsbetrieben (EBS) und den Partnerunternehmen BHYO und Igatec ein Wasserstoffprojekt an der Kläranlage Speyer starten. Aus Klärschlämmen und Biomasse soll mit Hilfe einer technischen Anlage der Wasserstoff herausgelöst werden. Der Prototyp dafür steht in Heinsberg, erklärt Jürgen Siewerth, einer der Geschäftsführer von Igatec. Der Kooperationsvertrag für das, was Dezernentin Irmgard Münch-Weinmann als "grünes Modellprojekt" bezeichnet, wurde bereits unterzeichnet. Die Testphase ist auf drei Jahre angelegt.
„Wir brauchen keine Großprojekte, sondern lokale, kommunale Anwendung vor Ort“, macht Siewerth deutlich. Und Rolf Schmitt, Geschäftsführer von BHYO ergänzt: „Weltweit ist der Wasserstoffbedarf so groß, dass er nicht gedeckt werden kann.“ Seine Firma stellt die Technologie zur Verfügung. BHYO ist zwar erst seit 2018 am Markt, der Erfahrungsschatz der Verantwortlichen reicht jedoch lange zurück. Schmitt beschäftigt sich schon seit 20 Jahren mit der Technik. Er betonte beim Treffen an der Kläranlage, wo das Wasserstoffprojekt stationiert sein soll: „Mit Speyer haben wir wirklich einen sehr guten Partner gefunden.“
Mit dem Ertrag aus der Anlage werden keine Busse betrieben werden können, wohl aber Pkw. Mit einem Kilo Wasserstoff, der pro Stunde produziert wird, komme ein Auto rund 100 Kilometer weit. „Aktuell“, sagt Schmitt, „hat Speyer damit noch europaweit ein Alleinstellungsmerkmal, aber in Gesprächen merken wir, dass das Thema Wasserstoff auf großes kommunales Interesse stößt.“ SWS-Geschäftsführer Wolfgang Bühring äußerte den Wunsch, dass es nicht bei dem Speyerer Pilotprojekt bleibt. „Es soll in anderen Städten vervielfältigt werden, um einen weiteren Schritt für die Energiewende zu tun“, sagte er. Dass genug energetisches Potenzial zur Umsetzung vorhanden ist, bezweifelt er nicht.
Ein finanziell nicht unbeachtlicher Synergieeffekt ergibt sich außerdem für die Entsorgungsbetriebe. „Normalerweise müsste der Klärschlamm entsorgt werden. Hierbei käme Speyer auf rund 5.000 Tonnen pro Jahr, was einen Aufwand von knapp einer halben Million Euro bedeutet“, führte der Bereichsleiter Entsorgungsdienstleistungen bei den SWS, Jürgen Wölle, aus. Wölle habe sich für die Umsetzung des Projekts leidenschaftlich eingesetzt, betonte Bühring.
Die Projektpartner werden mit renommierten Instituten aus Rheinland-Pfalz zusammenarbeiten, um die technische Umsetzung zu analysieren. Die Technische Universität Bingen ist einer der wissenschaftlichen Begleiterinnen der Maßnahme.
Bis die Idee in die Tat umgesetzt werden kann, vergeht noch einige Zeit: Bis Ende 2022/Anfang 2023 dauern die Vorarbeiten. Dazu gehört die Beantragung der notwendigen Genehmigungen und Fördermittel. Siewerth erhofft sich bei dem Modellversuch Rückenwind von der Landesregierung. „Ich denke, dass wir den Forschungsstandort stärken und die Spitzentechnologie marktreif entwickeln können“, zeigte er sich zuversichtlich.
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