Wirtschaftsförderung Speyer: Mario Daum will nicht nur reden, sondern machen
Speyer. Die Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Veranstaltungen der Stadtverwaltung Speyer hat seit 1. Februar mit Mario Daum einen neuen Leiter. Cornelia Bauer sprach mit dem 38-Jährigen über die Erfahrungen der ersten zehn Wochen, über Schwerpunkte, Parkgebühren, Leerstände und Innenstadtentwicklung.
???: Sie sind seit zweieinhalb Monaten im Amt. Das ist angesichts der Aufgabenfülle nicht viel. Wo möchten Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit setzen?
Mario Daum: Die kurze Zeit war sehr intensiv. Ich habe von Beginn an gesagt, dass es mir wichtig ist, "auf der Straße" zu sein, vor Ort Gespräche zu führen. Der Kontakt zu den Speyerer Unternehmen und Gewerbetreibenden ist mir wichtig. Ich bin im engen Austausch mit der Oberbürgermeisterin, begleite sie zu Unternehmensbesuchen. Es geht darum, den Kontakt zu den verschiedenen Akteuren zu halten. Wir wollen positiv darauf hinwirken, dass Unternehmen am Standort bleiben, hier investieren, Arbeitsplätze anbieten, Steuern zahlen. Mehr Gewerbesteuereinnahmen bedeuten für die Stadt mehr Gestaltungsspielräume. Speyer hat zum Glück einen gesunden Unternehmensmix und ist nicht von einem oder zwei großen Playern abhängig. Der Zusammenhalt in Speyer ist auch unter den Unternehmen sehr gut - wir wollen die Netzwerke von unserer Seite weiter stärken - ab Juni mit unterschiedlichen Veranstaltungsformaten.
Aktuell planen wir eine Infoveranstaltung gemeinsam mit dem Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur: Am 18. Juni soll es um Gewinnung und Qualifizierung von Arbeitskräften aus dem Ausland gehen. Nachwuchsgewinnung ist ebenfalls ein großes Thema. Am 4. Juni ist eine Veranstaltung zum Thema Glasfaser geplant. Außerdem möchten wir ein regelmäßiges Unternehmer*innenfrühstück etablieren, zu dem auch Akteure aus der Verwaltung eingeladen werden, um zum Beispiel über Stadtentwicklung, Nachhaltigkeit und geplante Baustellen zu sprechen. Es geht mir darum, Impulse zu geben, Informationen auszutauschen und im besten Fall Unternehmer als Multiplikatoren zu gewinnen.
???: Das klingt nach viel Arbeit. Wie sind Sie dafür personell aufgestellt?
Daum: Als Team befinden wir uns noch im Aufbau und in einer Phase der Strukturierung. Mit Janine Regauer hat eine neue Kollegin ebenfalls am 1. Februar angefangen. Sie soll als Ansprechpartnerin im Bereich Citymanagement jede Woche einige Stunden im Einzelhandel und in der Gastronomie unterwegs sein und hören, "wo der Schuh drückt". Mit Heidi Jester im Bereich Veranstaltungen und Florian Ofer in der Wirtschaftsförderung stehen mir zwei weitere kompetente Kolleg*innen zur Seite, die schon länger für die Stadtverwaltung arbeiten und deshalb in Speyer sehr gut vernetzt sind. Im Herbst erwarten wir im Bereich Veranstaltung mit einer weiteren Stelle „Zuwachs“, eine Stelle im Stadtmarketing ist bis 13. Mai ausgeschrieben.
???: Gab es Probleme, mit denen man Sie direkt konfrontiert hat?
Daum: Gleich zu Beginn meiner Arbeit gab es in Einzelhandel und Gastronomie eigentlich nur ein Thema: die Parkgebühren. Hier gibt es zwischenzeitlich aber entsprechende Beschlüsse des Stadrats: Für eine Erprobungsphase von sechs Monaten wird voraussichtlich ab 1. Juli 2024 eine sogenannte Brötchentaste eingeführt, dann parkt man 30 Minuten lang kostenfrei; auf dem Naturfreundeparkplatz und auf dem Festplatz ist ebenfalls ab dem 1. Juli eine Stunde kostenfreies Parken vorgesehen. Das Tagesticket soll dann vier Euro, die Stunde zwei Euro kosten.
???: Welche Ideen haben Sie für leer stehende Geschäfte in der Innenstadt?
Daum: Wir haben damit begonnen, eine Datenbank anzulegen, mit der wir einen Überblick über die Leerstände erhalten. Vor Ostern haben wir alle Eigentümer leer stehender Geschäfte in der Innenstadt angeschrieben und unsere Unterstützung und Beratung angeboten. Dazu gab es im Anschluss einige Gespräche - auch mit der Rückmeldung, der Laden sei bereits wieder vermietet oder werde aktuell für eine baldige Vermietung umgebaut. Wir wollen künftig Unternehmen gezielt ansprechen, aber es gibt auch Nachfragen von Geschäften, die in die Speyerer Innenstadt kommen wollen und gezielt nach Ladenflächen suchen. Hier versuchen wir ebenfalls zu unterstützen, sehen uns als Lotsen für neue Unternehmen am Standort. Da nur wenige Immobilien in der Innenstadt der Stadt gehören, sind unsere direkten Einflussmöglichkeiten auf den Angebotsmix der Innenstadt allerdings begrenzt.
???: Vor dem Hintergrund des Strukturwandels im Handel: Hat die Innenstadt in ihrer bisherigen Form überhaupt noch eine Chance?
Daum: Das Einkaufserlebnis, die inhabergeführten Geschäfte mit ihrer fachkundigen Beratung, die Attraktivität der Stadt und auch der touristische Umtrieb - das alles macht Speyer zu etwas Besonderem. Unsere Innenstadt hat beste Voraussetzungen, die wir gemeinsam nutzen wollen.
???: Die Touristen kommen aber oft nur bis zum Altpörtel - falls überhaupt.
Daum: Wir müssen Lösungen finden, damit die Touristen auch die Geschäfte in den Nebenstraßen entdecken. Digitale Besucherlenkung wäre da eine Möglichkeit. In Speyer sind viele US-Amerikaner unterwegs. Ich habe angeregt, dass die Geschäfte Formulare für die Mehrwertsteuer-Befreiung für Nicht-Europäer bereithalten. Auch ein Versand zu den Touristen nach Hause wäre eine tolle Dienstleistung - vielleicht sogar in einem Paket mit Speyer-Logo. Ich plane regelmäßige Treffen mit den Einzelhändlern und zwar vor Ladenöffnung, um genau solche Ideen zu besprechen. Wir planen außerdem, bald einen Stadtgutschein für Speyer einzuführen, der in allen teilnehmenden Geschäften und hoffentlich auch in der Gastronomie eingelöst werden kann. Wir wollen weg von langen Einzelhandel-Konzepten hin zu einem konkreten Innenstadt-Monitoring, das jährlich fortgeschrieben wird und aus dem Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Für Anfang 2025 planen wir die erste Vorstellung des Monitoringberichts.
???: Woran möchten Sie in der Zukunft festmachen, dass Sie einen guten Job gemacht haben?
Daum: Ich möchte ein guter Netzwerker sein. Einen guten Job habe ich dann gemacht, wenn ich in der Wirtschaftswelt und verwaltungsintern einen nachhaltigen Eindruck hinterlasse. Wenn die Menschen merken, dass ich ansprechbar und umtriebig bin, dass ich mich um die Unternehmen und ihre Anliegen sorge, auch wenn ich vielleicht nicht bei allem helfen kann. Und mir ist wichtig, dass man sieht, dass nicht nur geredet wird, sondern dass auch etwas passiert.
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