„Dies ist ein wichtiger Tag für Geinsheim“
Bürgerinitiative Tiefe Geothermie Geinsheim (BIGG) gegründet

Logo | Foto: ps

Geinsheim. Am Montagabend, 28. November, hat sich die „Bürgerinitiative Tiefe Geothermie Geinsheim (BIGG)“ in Neustadt-Geinsheim neu gegründet. 19 Bürgerinnen und Bürger aus Geinsheim und Umgebung unterschrieben das Gründungsmanifest. „Dies ist ein wichtiger Tag für Geinsheim“, so die Sprecher der Bürgerinitiative, „denn es geht darum, die Risiken und Gefahren einer Geothermie- und Lithiumextraktionsanlage zwischen Geinsheim und der Fronmühle zu analysieren und zu prüfen, ehe vorschnell eine Entscheidung getroffen wird, die dann unumkehrbar ist.“
Nach der öffentlichen Informationsveranstaltung der Stadt Neustadt zu dem Vorhaben der Vulkan Energie GmbH, in Geinsheim eine Tiefe Geothermie-Fabrik mit einer Lithiumextraktionsanlage zu errichten, blieben viele Fragen unbeantwortet. Die Teilnehmenden der Gründungsversammlung äußerten sich besorgt hinsichtlich der Umweltgefährdungen und Umweltbelastungen der geplanten Anlage sowie der Folgen für die Gesundheit und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger in Geinsheim. „Die Bürgerinitiative ist nicht gegen Neuerungen, Fortschritt und schon gar nicht gegen eine Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen“, so Andreas Schibel vom „Schwabengütle“, dessen Baumschule und Wohnhaus nur wenige hundert Meter von der geplanten Anlage entfernt steht. Aber was hier auf 60.000 bis 80.000 qm Ackerland geplant ist, sprengt seiner Meinung nach alle Dimensionen.
Viele Mitglieder der Gründungsversammlung befürchten kaum berechenbare Risiken für die Bewohner, z.B. die Gefährdung des Grundwassers, Lärm, Erdbeben und Risse an ihren Häusern, verbunden mit Wertminderungen von Gebäuden, sowie ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch Lastwagentransporte tags- und nachtsüber von Lithiumsalzen zur Weiterverarbeitung nach Frankfurt. Das alles, obwohl der Transport der Wärme nach Neustadt und nach Geinsheim nicht gesichert sei und die Gewinnung von Lithium aus Thermalwässern bisher nur im Labor funktioniere. Zudem werde die Ausbeute an Lithium im Vergleich zum Gesamtbedarf in Deutschland von der Forschung inzwischen als gering eingeschätzt.
Wegen der Größe der industriellen Anlage, des Flächenverbrauchs und der benachbarten Vogelschutz- und FFH-Schutzgebiete sowie der Wasserschutzgebiete fordert die Bürgerinitiative eine Umweltverträglichkeitsprüfung des geplanten Standortes. Eine weitere Forderung der BIGG ist die konsequente Umsetzung des Verfahrens bei Projekten der Tiefen Geothermie auf Grundlage der Ergebnisse des Mediationsverfahrens von 2011 bis 2013. Ein zentraler Punkt des Mediationsverfahrens ist die Bürgerbeteiligung durch Vertrauensleute der Bürgerschaft. Sie sollen bei der Planung, Kontrolle und Auswertung der Risikoanalyse sowie bei der Genehmigung und Überwachung der Anlage beteiligt werden. Zudem sieht das Mediationsverfahren vor, dass die Bürgerinnen und Bürger über die Entfernung der Anlage von Wohngebäuden entscheiden. „Die Bewohner von Geinsheim und der umliegenden Gemeinden erwarten, dass sowohl das Land, das Wirtschaftsministerium und die Stadt Neustadt die Vereinbarungen des Mediationsverfahren einhalten und diese offensiv gegenüber der Vulkan Energie GmbH vertreten“, so Eugen Hoffmann, der vor zehn Jahren maßgeblich an dem Verfahren mitgewirkt hat. Ansonsten sehe er das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die politischen Institutionen gefährdet.
Die Bürgerinitiative plant in den nächsten Wochen, mit mehreren Maßnahmen an die Öffentlichkeit zu treten. Dazu haben sich am Montag verschiedene Arbeitsgruppen gebildet. Weitere Informationen auf der Internetseite der Bürgerinitiative unter www.big-geinsheim.de. cd/ps

Autor:

Christiane Diehl aus Neustadt/Weinstraße

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