Ein Corona-Einzelschicksal mehr
Von einem Gespenst, Maikammer, mir & Lanzarote
Ehrlich gesagt bin ich ein wenig erschrocken, neulich, angesichts der Titelseite der jüngsten Ausgabe der Mitgliederzeitschrift des Pfälzerwald-Vereins (namens Pfälzerwald). Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich bin ja selbst Mitglied und habe den Verein als Wanderwartin mehrere Jahre lang unterstützt. Doch die Schlagzeile auf der Titelseite verärgerte mich im ersten Moment. „Gespenst – Corona“, stand da in großen Lettern, direkt unterhalb einer formatfüllenden Abbildung des stacheligen Virussymbols, sonst nichts. Gespenst? Gespenster gibt es nicht, das weiß (fast) jedes Kind, dachte ich. Corona aber gibt es sehr wohl. Besänftigt hat mich dann der, wie soll ich es sagen, überraschend gute Artikel im Innenteil. Die PWV-Mitglieder unter Ihnen mögen ihn gelesen haben, überschrieben mit „Danke für den Zusammenhalt während der Krise“, gleich auf den Seiten 2 und 3. Falls nicht: empfehlenswert.
Gespenstisch mutet es allerdings durchaus an, schaut man dieser Tage auf die Infektionszahlen. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Weil ich in Maikammer wohne, liegt es für mich nahe, die Fallzahlen in der kleinen VG Maikammer genauestens zu beobachten. Über viele Wochen stand da: 14 (alle gesundet - mehr oder weniger). Seit ein paar Tagen: 15. Ändert dies das eigene Verhalten, oder das der Mitmenschen? + 1, das heißt, ein anonymes Einzelschicksal mehr, über das man sich Gedanken machen könnte. Wie geht es diesem Menschen, in Quarantäne, im Krankenhaus? Wo hat er sich das Virus eingefangen, auf einer Party, Demo oder Familienfeier? Auf Mallorca? Oder einfach nur als Hüttengast, irgendwo im Pfälzerwald? Drinnen oder draußen, durch eigenes riskantes Verhalten, durch rücksichtsloses Verhalten anderer, durch einen „dummen“ Zufall? Trotz Abstand und Maske? Was ist mit dem Umfeld, mit den Kontakten? Herrje. Ich wünsche einen milden Verlauf.
Mich selbst zieht es nach wie vor nicht zu unübersichtlichen Gruppenevents, auf denen man sich anschreien muss, um sich zu verstehen, noch dazu drinnen. Nee nee, die Aerosole können mir gestohlen bleiben. Ein Picknick mit Freunden in den Weinbergen: okay. Kino (inside): nein, rein gefühlsmäßig. Wandern zu zehnt: ja, bevorzugt mit Rucksackverpflegung. Live-Streams (Internet): ja, bitte. Supermarkt: gern dann, wenn wenig los ist. Social Media (in meinem Fall Twitter): sporadisch - um zu erfahren, was sonst so auf der Welt los ist, nicht nur in Sachen Corona, ungefiltert, in Echtzeit. Fitness-Studio: nö. Wohnmobil-Ausfahrten zu zweit: ideal. Tomatenernte: klar. Arbeit: gut, dank Home-Office. Ich weiß, dass andere es anders haben. Und wünsche jedem, er möge einen für sich (und andere) gut gangbaren Weg finden, um bestmöglich durch die Krise zu kommen.
Bleibt das leidige Urlaubsthema. So manch Urlaubsrückkehrer schämt(e) sich dieser Tage. Zu viele Menschen haben derzeit eines im Kopf: die massenmedial übermittelten Bilder Feierwütiger; Schlangen vor den Corona-Test-Stationen; Pannen bei der Ergebnisübermittlung, nicht nur in Bayern, auch in Rheinland-Pfalz. Trotzdem. Ich habe für meine Mama und mich Lanzarote gebucht, vor ein paar Wochen schon. Pauschal, in voller Absicht, der Absicherung wegen. Im November, keine Ferienzeit, Nebensaison. Wohnen in einer freistehenden Finca im Inselinneren. Wandern, nicht Party machen. Selbstversorgung, kein Buffetbetrieb. Sicherer für uns und andere sollte es wohl nicht gehen. Den PCR-Test hernach machen wir freiwillig und zahlen ihn gern selbst. Natürlich, es mag sein, dass auch die Kanaren bald zum Risikogebiet deklariert werden. Dann wird der Urlaub halt abgesagt, so what. Die eigens für den Flug bestellten FFP2-Masken kann man im Winter sicherlich auch in Deutschland brauchen. Dann, wenn Kneipengänger sich draußen vor den Gaststätten an den neuerdings auf breiter Front akzeptierten Heizpilzen versammeln. Sie wissen schon, die Aerosole.
Dieser Artikel ist am 23.8.2020 online erschienen. Herzlichen Dank für die positiven Reaktionen. Aufgrund eingegangener Feedbacks wurden am 25.8. Dachzeile, Überschrift, (erstes) Foto und Kategorie geändert. Der Inhalt ist exakt gleich geblieben.
Autor:Barbara Späth aus Edenkoben | |
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