Forstamt Haardt für ökologischen Ausgleich
Drückjagd-Saison beendet
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- Für klimaangepasste Wälder braucht es verschiedene Baumarten. Diese werden von Forstleuten gepflanzt. Allerdings fressen Reh- und Rotwild gerne Teile junger Bäume. So wie hier die Knospen.
- Foto: Jonathan Fieber/Landesforsten RLP
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SÜW. Von September bis Ende Januar fanden überall in Rheinland-Pfalz zahlreiche Gemeinschaftsjagden statt. Um den Stress für die bejagten Tiere möglichst gering zu halten, wurden vom Forstamt Haardt im Klosterwald bei Eußerthal gemeinsam mit angrenzenden Forstrevieren von September bis Januar mehrere revierübergreifende, zeitgleiche Drückjagden organisiert. Hier wurde vor allem Schwarzwild, also Wildschweine bejagt, aber auch Rot- und Rehwild. In der Jagdsaison 2024/2025 wurden dabei im Klosterwald 52 Stück Reh- und 91 Stück Schwarzwild erlegt.
Der Abschuss von Schwarzwild dient vor allem der Vorbeugung gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP).
Die Schwarzwild-Population in unseren Wäldern ist sehr groß und dies begünstigt die Weiterverbreitung der Afrikanischen Schweinepest. Diese bedroht nicht nur Wildschweine, sondern kann auch leicht auf Hausschwein-Bestände übertragen werden. Eine kleinere Wildschwein-Population verringert das Ansteckungsrisiko nicht nur für Wildschweine, sondern auch für Hausschweine.
Bei der Bejagung von Reh- und Rotwild geht es vorrangig um den Schutz junger Bäume vor Wildverbiss. Gibt es zu viel pflanzenfressendes Schalenwild, schadet das dem Entstehen vielfältiger Mischwälder, die an die Klimaerhitzung angepasst sind.
„Vor allem Rehwild, aber auch Rotwild, frisst gerne die besonders eiweißreichen Triebe und Knospen junger Bäume. Ist ein Baum verbissen, stirbt er ab oder ist in seinem Wachstum geschwächt. Die Entstehung klimaangepasster Mischwälder geht so nur langsam voran“, sagt Simon Wöllhaf, Revierleiter im Klosterwald bei Eußerthal.
Dabei sei vor allem Rehwild auf jene Baumarten aus, die es nicht so häufig findet. „Das sind dann meist die Bäume, die wir gezielt pflanzen, um die Vielfalt im Wald zu erhöhen, Weißtannen, aber auch seltenere Baumarten wie zum Beispiel Edelkastanie, Ahorn, Vogelbeere oder Eibe. Das Reh steht eben auf Abwechslung auf dem Speiseplan“, so Wöllhaf.
Hinzukommt beim Rotwild das sogenannte Schälen: Es frisst neben Blättern und Knospen auch die Rinde der Bäume.
Die Forstleute haben zwei Möglichkeiten, um die Pflanzen zu schützen: Die Jagd und den Wildschutz, beispielsweise Zäune, Wuchshüllen oder Einzelknospenschutz. Das bedeutet jedoch hohe Kosten und oft auch viele Fremdstoffe im Wald. „Das sieht weder schön aus, noch ist es ökologisch“, so Wöllhaf. Hinzu kommt, dass durch Einzäunen nicht mehr die Gesamtfläche des Waldes dem Wild zur Verfügung steht und somit der Verbissdruck auf die übrigen Flächen verstärkt wird. Wöllhaf: „Leider müssen wir auf alle Maßnahmen setzen, denn es gibt einfach sehr viel Wild. Natürlich gehören Wald und Wild zusammen, aber das Gleichgewicht muss stimmen. Es darf nicht sein, dass zu viel Wild der Naturverjüngung im Wald schadet. Leider ist das seit einigen Jahren der Fall.“
Der Klimawandel sorgt dafür, dass sich Wild immer zahlreicher vermehrt. Durch die milderen Winter sinkt die Sterberate und das Wild findet viel zu fressen – Jäger sprechen hier von optimalen Äsungsbedingungen. Da das Wild kaum natürliche Feinde und viel Futter hat, sorgen Jägerinnen und Jäger für einen ökologischen Ausgleich.
Wie viel Wild in den rheinland-pfälzischen Wäldern lebt, kann niemand so genau sagen. Fakt ist aber: Es vermehrt sich immer stärker. Das zeigen die Zahlen der Streckenentwicklung, also wie viele Tiere erlegt oder nach Unfällen als Fallwild aufgefunden wurden. Waren es in den 1960er Jahren jährlich noch rund 50.000 Stück Rehwild, waren es in der Jagdsaison 2023/2024 laut Landesjagdverband RLP über 105.000. Beim Rotwild waren es rund 3.500 Stück, heute sind es über 8.500 Stück. Und während 5.000 Stück Schwarzwild erlegt oder bei Unfällen aufgefunden wurden, sind es nun bis über 61.500.
Wer ist wer im Wald?
Rehwild: Das sind der Rehbock und die Ricke mit dem Rehkitz. Der Rehbock hat anders als der Hirsch nur ein kleines Gehörn.
Rotwild: Das sind der Hirsch und die Hirschkuh. Der Hirsch hat ein verzweigtes, großes Geweih.
Damwild: Das erkennt man an den weißen Punkten am Rücken. Das Geweih des Hirsches ist schaufelförmig und weniger verzweigt als beim Rotwild.
Schwarzwild: Das ist der jagdliche Name für Wildschweine.
Muffelwild: Eine wildlebende Schafart, die in Rheinland-Pfalz nur in gewissen Bereichen vorkommt. red
Autor:Jürgen Bender aus Annweiler |
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