90 Jahre nach Eröffnung der Weinstraße
Gedenktafel am Deutschen Weintor

Kathrin Flory, Sandra Fischer-Junck, Frank Jentzer, Dietmar Seefeldt, Sabine Bentz und Bernhard Kukatzki (v.l.n.r.) bei der Enthüllung der Gedenktafel.   | Foto: KV SÜW
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  • Kathrin Flory, Sandra Fischer-Junck, Frank Jentzer, Dietmar Seefeldt, Sabine Bentz und Bernhard Kukatzki (v.l.n.r.) bei der Enthüllung der Gedenktafel.
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SÜW. An die Entstehungsgeschichte des Deutschen Weintors in Schweigen-Rechtenbach, das 1936 von den Nationalsozialisten erbaut worden ist, erinnert seit kurzem eine Gedenktafel. Landrat Dietmar Seefeldt, Frank Jenzter, geschäftsführender Vorstand der Winzergenossenschaft Deutsches Weintor, Kathrin Flory, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern, Sandra Fischer-Junck, Bürgermeisterin von Wissembourg (Frankreich), Sabine Bentz, Ortsbürgermeisterin von Schweigen-Rechtenbach, sowie Bernhard Kukatzki von der Landeszentrale für politische Bildung haben die Tafel im Januar gemeinsam enthüllt – wenige Tage vor dem Holocaust-Gedenktag am 27. Januar.
Für die Eigentümerin des Torbaus, die Genossenschaft Deutsches Weintor, in der sich 500 Winzerfamilien aus der Südpfalz zusammengeschlossen haben, eröffnete Frank Jentzer die kleine Feierstunde. Er sagte: „Das Weintor steht für die Weinbaupolitik der NSDAP, eine Geschichte, die uns verpflichtet, genau hinzusehen.“ Es gelte, auch an die jüdischen Weinhändler zu erinnern, denen bereits 1933 das Geschäft verboten worden war. Jentzer betonte, dass das Deutsche Weintor heute allerdings auch für einen Wandel stehe „hin zu Freundschaft, Begegnung und Genuss. Es ist ein Symbol der deutsch-französischen Freundschaft.“
Landrat Dietmar Seefeldt stellte heraus: „Nur wenn wir die Geschichte kennen, können wir die richtigen Lehren ziehen. Es ist unsere Verantwortung, ein Zeichen zu setzen.“ Gerade jetzt, wo in der den Forderungen mancher in der Öffentlichkeit stehender Personen augenscheinlich Parallelen zur Zeit des „Dritten Reichs„ zu ziehen seien. Auch er betonte die Bedeutung des aktiven Umwidmens des historischen Gebäudes aus dunkler Zeit. „Es gilt, dem Deutschen Weintor eine neue, positive Bedeutung zuzumessen, was in den letzten Jahrzehnten vielfach schon geschehen ist und weitergeführt werden soll.“ Er nannte beispielsweise das deutsch-französische Konzert am Europatag, das seit einigen Jahren von Kreis und der Stadt Wissembourg organisiert werde. Auch das Radrennen „Großer Preis der Südliche Weinstraße“ starte am Deutschen Weintor und die werde dieses Jahr erstmals auch zu den französischen Freunden über die Grenze führen.

Impulse aus der Gesellschaft

Der Landrat berichtete, dass erste Impulse für eine solche Gedenktafel an ihn vor einigen Jahren herangetragen worden seien, von Stefan Bingler, damals Gymnasiallehrer am Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern. Bingler hatte 2019 ein Projekt zum Weinbau in der Pfalz mit Schülerinnen und Schülern erarbeitet und in dem Zusammenhang auch ein Schreiben an den Landrat gerichtet, dass eine Erinnerungstafel am Weintor bislang fehle. Landrat Seefeldt antwortete auf das Schreiben und blieb über die Jahre mit den „Hausherren“ am Deutschen Weintor, der Winzergenossenschaft, zu diesem erinnerungspolitischen Thema im Gespräch. Der Lehrer Stefan Bingler war bei der Enthüllung der Tafel nun persönlich dabei. Ebenso Eberhard Dittus, Beauftragter für Gedenkstättenarbeit der Evangelischen Kirche der Pfalz und Vorsitzender der Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt an der Weinstraße, mit dem Bingler in Kontakt stand und der sich ebenfalls für eine Gedenktafel stark gemacht hatte.
Mit einer Performance aus Theaterspiel und Musik setzte das Theater „Kauderwelsch“ aus Neupotz unter Leistung von Marianne Stein in der Feierstunde einen besonderen Akzent. Es zeigte einen Auszug aus seinem Stück „Driwwe un Hiwwe – Nie wieder, steht auf!“ Das Stück, das im vergangenen Jahr an mehreren Spielorten in der Südpfalz zu sehen gewesen ist, hatte auch für eine Gedenktafel am Deutschen Weintor plädiert.
Neben den verschiedenen Impulsgebern wurde bei der Feierstunde auch den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern gedankt, die dazu beigetragen haben, die Gedenktafel zu realisieren; allen voran dem Historiker Rolf Übel und der Landeszentrale für politische Bildung (LpB) Rheinland-Pfalz. Die LpB war bei der Feierstunde von Direktor Bernhard Kukatzki vertreten.

Der Kreis SÜW, das Deutsche Weintor und die Weinstraße

Das Bauwerk und das Gelände ums Deutsche Weintor gehören seit vielen Jahren der Winzergenossenschaft Deutsches Weintor. Bevor der Westflügel und die Kellergewölbe 1978 an die Winzergenossenschaft gingen, war der Landkreis Eigentümer. 2007 verkaufte der Kreis auch den östlichen Flügel an die Genossenschaft. Seit knapp zwei Jahrzehnten befindet sich das Deutsche Weintor damit komplett im Besitz der Winzerinnen und Winzer. Nichtsdestotrotz ist der Landkreis weiterhin eng mit dem Torbau, der ganz im Süden der Deutschen Weinstraße steht und auch das südliche Ende des Kreises Südliche Weinstraße markiert, verbunden. Der Kreis trägt seit 1978 die Weinstraße sogar im Namen – wenn auch als Südliche Weinstraße. Der Begriff Deutsche Weinstraße hingegen bezeichnet die etwa 80 Kilometer lange Touristikroute entlang des Haardtrands durch das Weinanbaugebiet der Pfalz. Sie gilt als eine der schönsten Touristikrouten Deutschlands, durch sanft geschwungene Weinberge und schmucke Dörfer. Eine solche Weinstraße war bereits in den 1930er-Jahren gefordert worden. Es waren dann die Nationalsozialisten, insbesondere NS-Gauleiter Josef Bürckel, die angesichts der wirtschaftlichen Notlage der pfälzischen Winzer im Sommer 1935 diesen Begriff aufgriffen und die „Deutsche Weinstraße“ in die Tat umsetzen, um sowohl Weinabsatz als auch Fremdenverkehr zu fördern. Die Touristikroute Deutsche Weinstraße beginnt am Deutschen Weintor in Schweigen-Rechtenbach an der französischen Grenze und endet am Haus der Deutschen Weinstraße in Bockenheim, am Rande zu Rheinhessen.
„Wir ringen an der Weinstraße wie in ganz Deutschland natürlich immer wieder um den richtigen Umgang mit der NS-Vergangenheit“, so Landrat Dietmar Seefeldt. „Die nationalsozialistischen Gräueltaten, die Täter und die NS-Propagandainstrumente müssen wir dabei unbedingt klar benennen. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen und deswegen müssen wir sie kennen.“ Eine entsprechende Erinnerungskultur sei wichtig, so Seefeldt. Sie sei unter anderem auch ein zentraler Baustein im Projekt „Youth. Europe. Music. – Das Weimarer Dreieck musikalisch belebt“, an dem die Kreismusikschule mitwirke und die den Kreis SÜW eng mit den französischen Nachbarn in Wissembourg und dem polnischen Oświęcim verbinde, das unter Herrschaft der Nationalsozialisten Auschwitz hieß.
Landrat Dietmar Seefeldt legte im Januar 2024 in der polnischen Stadt einen Kranz zum Gedenken an die Befreiung des früheren Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau nieder. „Der Kreis SÜW setzt sich für ein “Nie wieder„ ein“, betont der Landrat. Auch vor diesem Hintergrund sei es richtig und wichtig, dass die Geschichte des Deutschen Weintors vor Ort kenntlich gemacht werde, so Landrat Seefeldt.
Im Januar 2025, im 80. Jahr der Befreiung von Auschwitz, wird der Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Südliche Weinstraße, Georg Kern, auf Einladung des Stadtpräsidenten zur Kranzniederlegung nach Oświęcim reisen. red

Kathrin Flory, Sandra Fischer-Junck, Frank Jentzer, Dietmar Seefeldt, Sabine Bentz und Bernhard Kukatzki (v.l.n.r.) bei der Enthüllung der Gedenktafel.   | Foto: KV SÜW
Die Tafel informiert über die Geschichte des Deutschen Weintors 1936 bis 1945. | Foto: KV SÜW
Autor:

Jürgen Bender aus Annweiler

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