Landrätin macht Mut
Frauen in die Politik
Von andrea katharina kling-kimmle
Südwestpfalz. Wenn „frau“ in der Gesellschaft akzeptiert werden will, dann muss sie mit Kompetenz und Selbstbewusstsein punkten, sagt Dr. Susanne Ganster (44). Sie ist seit 1. Oktober 2017 Landrätin der Südwestpfalz. Ihr großes Anliegen ist es, die weibliche Bevölkerung mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und dabei den Frauen Mut zu machen, sich aktiv in Wirtschaft und Politik einzubringen und auch Führungspositionen zu übernehmen.
Ihre eigene Lebensplanung habe eine solche Karriere anfangs nicht vorgesehen: „Dass ich mal Landrätin werde, war ungeplant. Das hat sich Schritt für Schritt so ergeben“, sagt die 44-jährige im Gespräch mit Wochenblatt-Redakteurin Andrea Kling-Kimmle. Aufgewachsen ist sie in einem katholisch geprägten Elternhaus in Bellheim, wo Politik keine Rolle spielte. Erst später habe sie erfahren, dass ihr Opa einst die CDU Bellheim gründete - ein Schlüsselerlebnis.
Susanne Ganster, die verheiratet ist und eine Tochter hat, studierte Katholische Theologie und Germanistik. 2012 promovierte sie im Fach Kirchenrecht/Staatskirchenrecht. Außerdem ist sie C-Kirchenmusikerin. Im Rahmen ihrer Recherche für ihre Doktorarbeit habe sie Kontakt zur Konrad-Adenauer-Stiftung aufgenommen. Dort sei sie darauf angesprochen worden, ob sie nicht in die CDU eintreten wolle. Die Entscheidung dafür traf die zierliche Frau dann im Jahre 2001.
In die Südwestpfalz kam Susanne Ganster, als sie 2006 die Hausleitung der Bildungs- und Freizeitstätte Heilsbach in Schönau übernahm. „Damals gehörte ich dem CDU-Ortsverband an, der allerdings nur wenige Mitglieder zählte“. Von dieser Gruppe sei dann der Vorschlag gekommen, dass „ich mich als junge Frau und Arbeitgeberin für den Kreistag aufstellen lasse“. Der Anfang einer steilen Karriere. 2009 wurde sie zunächst Mitglied des Kreistages. Ein Jahr später Fraktionsvorsitzende der CDU. 2011 wurde Susanne Ganster in den Landtag gewählt, wo sie sich engagiert in die Ausschüsse für Weiterbildung sowie Gleichstellung und Frauenförderung einbrachte. Themen, die sie auch heute noch umtreiben.
2017 mit Mehrheit zur Landrätin gewählt, hat sie beispielsweise den „Frauenpolitischen Stammtisch“ ins Leben gerufen, als parteiübergreifendes Netzwerk zum Erfahrungsaustausch, aber auch zur gegenseitigen Motivation. Es sei wichtig, den Frauen schon frühzeitig zu vermitteln, dass „sie selbstbewusst auftreten und das eigene Wollen fördern“, erklärt Susanne Ganster. Das habe sie in ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete beim jährlichen „Girls Day“ schon den jungen Mädchen mit auf den Weg gegeben.
Nach wie vor fehle es in der Gesellschaft an einer höheren Wertschätzung des weiblichen Geschlechts. So bleibe das Familienleben, die Erziehung der Kinder und der Haushalt immer noch Aufgabe der Frauen, während Männer ihren beruflichen Erfolg in den Vordergrund stellen und für ihre Leistungen angesehen sind. Doch was ihre Partnerinnen bewältigen, werde oftmals unterschätzt. Das Bestreben der Frauen, sich in dieser Hinsicht zu emanzipieren, stoße in vielen Familie auf Unverständnis. Dabei sei die Gesellschaft dringend darauf angewiesen, dass in vielen Bereichen des täglichen Lebens ein ausgewogenes Verhältnis herrsche. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in gemischten Teams die besten Ideen umgesetzt werden“, erklärt die Politikerin. Denn gerade die weibliche Sichtweise, die Männer oft unterschätzen, weil sie ihnen fehlt, sei wichtig.
Nach wie vor ist Gleichberechtigung ein schwieriges Thema. Das erlebe sie immer wieder. Denn um als Frau in Wirtschaft oder Politik anerkannt zu werden, seien Fleiß und Qualifikation nötig. Eine Absage erteilt Susanne Ganster „Seilschaften“, denn die würden Abhängigkeiten schaffen. Frau müsse mit Inhalten und Auftreten punkten. Die 44-jährige gibt aber unumwunden zu, dass es Rückschläge gebe: „Dann muss ich mich wehren und wieder Fuß fassen“, so ihr Ratschlag.
Leider gebe es sogar in den eigenen Reihen Neid und Kritik – Schlagwort „Zickenkrieg“. Dazu Susanne Ganster: „Das ist für mich ein Phänomen und nicht nachvollziehbar“. Viel sinnvoller erachtet sie ein gegenseitiges Motivieren. Deshalb will sie nach wie vor am Thema dranbleiben und mit neuen Formaten mehr Frauen ansprechen, sich für öffentliche Ämter zu bewerben.
Es lasten viele Aufgaben (auch selbst gestellte) auf den zierlichen Schultern der Landrätin, die bei Spaziergängen im Wald mit ihrem Hund neue Kraft schöpft: „In der Natur erde ich mich wieder und dann relativiert sich manches“. Auch gute Gespräche mit Vertrauten bauen sie auf. Ein ganz entscheidender Punkt ist für sie: „Dienst und Privatleben strikt auseinander zu halten“. ak
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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