Geheimnisvolle Heimat
Die einsamen Kreuze von Schaidt
Schaidt. Wer mit offenen Augen durch die Städte und Dörfer der Südpfalz läuft, kann viele Geheimnisse entdecken. Besonders rund um den Bienwald gibt es einige Orte, die wie kleine Rätsel sind – und deshalb auf jeden Fall zur „Geheimnisvollen Heimat“ gehören.
Bei einem Spaziergang durch Schaidt entdeckten wir unlängst drei unscheinbare Kreuze in einer alten Mauer. Was haben sie zu bedeuten? Liegt hier gar jemand begraben – und falls ja, warum?
Netterweise erklärte sich ein Anwohner, der die Geschichte der drei Kreuze kennt, als er unser Interesse bemerkte, bereit, sie mit uns zu teilen. In die Backsteinmauer sind eng nebeneinander drei Steinkreuze eingelassen. Ein viertes Kreuz ist etwas weiter entfernt – gleich neben dem Trio – zu erahnen, allerdings existiert von diesem nur noch der Stamm. Namen oder Jahreszahlen sind keine zu erkennen.
Der Mann berichtete: Die Mauer in der heutigen Speyerer Straße und das angrenzende Tor gehörten zu einer um das Jahr 1740 erbauten Ziegelei, die 1910 ihren Betrieb eingestellte hat. Und mit der haben auch die geheimnisvollen Kreuze zu tun. Historiker im Ort gehen davon aus, dass es sich dabei um Grabkreuze von "Gastarbeitern" handelt, die nicht römisch-katholischen Glaubens waren und deshalb damals auch nicht auf dem katholischen Friedhof neben der Schaidter Kirche begraben werden durften. So hat man sie auf oder besser gesagt an dem Firmengelände beigesetzt. Erst im frühen 19. Jahrhundert gelangte der Friedhof in Schaidt in kommunale Hände, die Begräbnisregeln waren dann nicht mehr so streng, so dass man davon ausgehen kann, dass die Kreuze in der Mauer zwischen 1740 und etwa 1820 entstanden sind.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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