Unterhaltsamer Festakt zum Jubiläum
50 Jahre Verbandsgemeinde
von Britta Bender
Annweiler. Am Freitagabend, 29. April, fand der offizielle Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Verbandsgemeinde Annweiler im Hohenstaufensaal statt. Eine gelungene und würdige Veranstaltung mit geladenen Gästen, Rückblicken und Ausblicken, Dankesworten, der ein oder anderen Anekdote und Musik, gestalteten den Abend sehr kurzweilig und unterhaltsam.
Die Gründung der Verbandsgemeinde Annweiler sei keine Liebeshochzeit gewesen, so Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung. Er war stellvertretend für Ministerpräsidentin Malu Dreyer erschienen.
Die Gebiets- und Verwaltungsreform in den 60-er Jahren zur Verwaltungsvereinfachung war rückblickend eine gute Idee, vor allem deshalb, weil die in den Verbandsgemeinden zusammengefassten Ortsgemeinden ihre Selbstständigkeit bewahren durften. In Baden-Württemberg sah und sieht das anders aus.
Zuerst galt es zu klären, wer gehört dazu und wer nicht? Dieser Prozess war schon nicht ganz so einfach: Stichwort Luger Tal, welches damals der Verbandsgemeinde Hauenstein zugeordnet wurde. Dafür durfte Albersweiler an Annweiler angegliedert werden. „Der Grundstein war per Gesetz gelegt und musste nun mit Leben gefüllt werden“, beginnt Verbandsbürgermeister Christian Burkhart seine Festansprache. Am 23. April 1972 wurde mit sage und schreibe 82,5 Prozent Wahlbeteiligung der Verbandsgemeinderat gewählt.
Der Start war holprig, die VG war auf viele Gebäude verteilt und der im Oktober 1972 gewählte und designierte Bürgermeister Hans-Jürgen Kammenhuber trat sein Amt nicht an. So übernahm der gewählte Stellvertreter Hans Stöcklein übergangsweise dieses Amt, bevor er am 20. Juni 1973 offiziell zum ersten Bürgermeister der VG gewählt wurde. Die längste Zeit war Ludwig Lehnberger im Amt, nämlich von 1983 bis 2009. Anschließend übernahm Kurt Wagenführer bis 2017. Seit 2018 ist Christian Burkhart der amtierende Verbandsgemeindebürgermeister.
Eine große Debatte rund um die Verwaltungsreform sei damals geführt worden, berichtet Alexander Schweitzer. Er ist jedoch der Überzeugung, dass dieser damalige Modernisierungsschub eine kluge Idee war, die bis heute alle Ebenen gut zusammenhält. Mit der Zeit sei es schwieriger geworden, Ehrenamt im Verbandsgemeinderat zu organisieren, bereits engagierte Menschen immer wieder zu motivieren und neue zu gewinnen. Er lobte die Arbeit der bisherigen und des amtierenden Bürgermeisters und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und stellte der VG ein gutes Zeugnis aus.
Die Stärke der Region läge in der engen Zusammenarbeit zwischen Landkreis und der VG Annweiler, so Landrat Dietmar Seefeldt in seinem Grußwort. Das Organisationsprinzip habe sich bewährt, vor allem auch, weil die Ortsgemeinden eigenständig bleiben konnten. Mit den Jahren sei aus einer „Schreibstube“ eine moderne Behörde geworden.
Die VG sei in diesem halben Jahrhundert gereift, befand auch Werner Schreiner, der die Glückwünsche für die Fraktionen überbrachte. Dem anfänglichen Argwohn gegenüber der Bildung der Verbandsgemeinde folgte mehr und mehr Akzeptanz und Einsicht.
Elke Mandery aus Silz, die erste und bisher einzige Ortsvorsteherin, sprach - auch im Namen ihrer Kollegen - der VG eine hohe Bedeutung zu. Die Aufgaben seien breitgefächert und würden nicht weniger werden. Sie dankte für die Unterstützung und die zahlreichen persönlichen Gespräche. Lobte, dass inzwischen mehr und mehr Frauen mit im Boot sind.
Über 100 Mitarbeitende sind für die Verbandsgemeinde tätig. Fachpersonal zu finden sei schwierig, so Christian Burkhart. Mit der Ausbildung in der Verwaltung sorge man für Nachwuchs. Derzeit stehen drei Auszubildende kurz vor ihrem Abschluss.
Seit 1992 ist die Verbandsgemeindeverwaltung unter einem Dach am Meßplatz zu finden. Welche Aufgaben sie bewältigt hat und welche sie derzeit und zukünftig zu meistern hat, wurde von Christian Burkhart äußerst unterhaltsam geschildert. Um die einzelnen Bereiche bildlich darzustellen, wurden die von Gérard Salmon gefertigten Zeichnungen während der Präsentation gezeigt.
Die Mobilität ist im Wandel und so soll die Idee ein komplettes Radwegenetz innerhalb der Verbandsgemeinde zu schaffen, vollends verwirklicht werden. „Damit alle verbunden sind“, so Burkhart hoffnungsvoll.
Wichtiger Bestandteil - und auch der Stolz der VG - ist die Feuerwehr. Der Brandschutz habe sich weiterentwickelt und man arbeite inzwischen Hand in Hand, in ganz früheren Zeiten sei in Einzelfällen die Diskussion entfacht, wem das Feuer, das zu löschen war, denn nun „gehöre“. 300 aktive Feuerwehrleute sind in der VG im Notfall im Einsatz, 81 junge Menschen sind in der Jugendfeuerwehr am Start und man freut sich über 62 Bambinis. Für Nachwuchs muss und wird in der VG Annweiler gesorgt sein.
An dieser Stelle sprach Burkhart sein Lob und seinen Dank an die Feuerwehr aus, die im Ahrtal, gemeinsam mit den Wehren der Südpfalz, schnell unterstützt hat und vor Ort war.
Weitere Aufgabengebiete seien Katastrophen- und Hochwasserschutz, bedingt durch die Folgen des Klimawandels. „Wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen“, so Burkhart.
Apropos Feuerwehr: das Feuerwehrgerätehaus wird neu errichtet, nachhaltig in Hochbauweise.
Auch der Tourismus kam zur Sprache, wobei auch hier mit 72 Prozent Wald, der Naturschutz im Fokus steht. Aber es gilt eben auch die Region hervorzuheben und für sie zu werben, sie zu präsentieren. Die VG hat sich als nachhaltiges Reiseziel beworben und die entsprechende Zertifizierung erhalten. Hier gehe es auch um die Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen.
In diesem Zusammenhang hatte Bürgermeister Burkhart den Jubiläumsgästen zu Beginn seiner Ausführungen den neuen, eindrücklich inszenierten Imagefilm präsentiert: atemberaubende Bilder, mit beeindruckender Musik untermalt, zeigen die Felsen und Burgen sowie die Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten im Trifelsland.
Stolz ist man auch auf die Schullandschaft. Alle Grundschulen bieten inzwischen eine Betreuung außerhalb der Unterrichtszeiten an. Derzeit sei man coronabedingt am Thema Lüftungsanlagen.
Bereicherung durch Bildung bietet auch die VHS Annweiler. Das ursprünglich städtische Volksbildungswerk ist gewachsen. Beispielhaft wurden die Kursangebote für Seniorinnen und Senioren erwähnt, bei denen sie sich mit der „neue Technik“ vertraut machen können. Burkhart schilderte seine erste eigene Erfahrung mit der VHS Annweiler. Er habe damals erfolgreich an einem Kochkurs für Männer teilgenommen. Seine Frau wünsche sich so manches mal, dass er mehr Zeit hätte, um mal wieder lecker zu kochen.Im weitesten Sinne gehört auch die seit 1985 in der Verbandsgemeinde verankerte Jugendpflege in die Rubrik Bildung. Zwei Jungendpfleger organisieren und veranstalten Kinderferienprogramme, Workshops, Jugendtreffs und vieles mehr.
Stolz ist man darauf, als einzige Kommune in Rheinland-Pfalz den Zuschlag bekommen zu haben, am Wettbewerb „Jugend entscheidet“ teilnehmen zu dürfen. Bald soll es los gehen: junge Menschen zwischen 12 und 17 Jahren sind eingeladen, Ideen zu entwickeln und bekommen die Chance, sich in Entscheidungsprozesse einzubringen.
Auch an die älteren Menschen in der Verbandsgemeinde wird gedacht. So konnte während der Amtszeit von Christian Burkhart auch endlich wieder ein Seniorenbeauftragter aktiviert werden.
Neu gebaut, renoviert und saniert worden sind über die Jahre hinweg auch die Grundschulen und Turnhallen. Großbaustelle derzeit ist das 1984 erbaute Trifelsbad. „Bei einer Investition von 5 Millionen Euro, gab es die ein oder andere schlaflose Nacht“, beschreibt Christian Burkhart die intensive Phase der Planung. In einem Jahr soll das Bad fertig sein, nach über zwei Jahren Bauzeit. Es wird neue Attraktionen geben, beispielsweise einen Wasserspielplatz, um die Kleinsten spielerisch an das Element Wasser heranzuführen. Zum Thema Wasser konnte Burkhart die VG als Garant für gute Versorgung präsentieren. In den 60er und 70er sei es schon mal vorgekommen, dass wenn das Pfalzklinikum Badetag hatte, in Waldhambach und Waldrohrbach kein Wasser mehr aus der Leitung kam und dort der Badetag verschoben werden musste. Das könne heutzutage nicht mehr passieren, dank einem der modernsten Wasserwerke, welches in Waldrohbach neu gebaut wurde. Wasser ist ein kostbares Gut und so ist auch die Kläranlage in der Verantwortung der VG, hier wird für den Schutz der Gewässer gesorgt.
Eine Mammutaufgabe ist das Thema Digitalisierung. „Verwaltung: das können wir, aber um die andere Seite kennenzulernen wurde vor einem Monat ein Digitalisierungsbeauftragter mit ins Boot geholt“, informiert Burkhart. Völlig neue Arbeitsprozesse werden auf die Mitarbeitenden zukommen. Alles in allem ginge es jedoch immer darum, den Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren und sich immerwährend weiter zu entwickeln. Eine Verbandsgemeindeverwaltung ist keine starre Institution, wie man an den Ausführungen des Bürgermeisters erkennen konnte, sondern ein Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger, welcher sich seit Anbeginn in einem ständigen Prozess der Weiterentwicklung befindet und es weiterhin tun wird. Den bestehenden Herausforderung gut zu begegnen, soll immer oberste Priorität haben. Derzeit sind 100 Geflüchtete aus der Ukraine wohnhaft in der Verbandsgemeinde Annweiler. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei groß, das VG-Team engagiert und so ist sich Burkhart gewiss, dass auch diese Zeit gut gemeistert werden kann.
Für den 27. August ist ein Fest für Bürgerinnen und Bürger sowie Gästen aus nah und fern geplant, um das 50-jährige Jubiläum gemeinsam gebührend zu feiern.
„Wir, die Verbandsgemeinde, sind nah bei de Leut“, resümierte Verbandsbürgermeister Christian Burkhart und, so ist er sich sicher, kann auch Zukunft gelingen.
Den stimmungsvollen musikalischen Schlusspunkt setzte Mario Siegmayer von der Kreismusikschule bevor die gelungene Veranstaltung im Foyer bei Wein und leckerem Fingerfood ausklang.
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.