Zollstock wurde in Maikammer erfunden - Maß der Dinge
Maikammer/Annweiler. In jedem Haushalt findet man ihn, den Zollstock. Dass er nach dem Auseinanderklappen grade bleibt, ist das Verdienst der Gebrüder Ullrich aus Maikammer, die das Feststellgelenk für den Gliedermaßstab erfunden haben.
Es muss doch möglich sein, einen Messstab herzustellen, der zum Messen grade bleibt wie ein Stock, aber so handlich ist, wie ein Zollstock. Die Brüder Anton und Franz Ullrich aus Maikammer produzierten schon seit gut 20 Jahren Zollstöcke. Doch dass die zusammenklappbaren Messstäbe nach dem Auseinanderklappen nicht grade blieben, schränkte ihre Nutzbarkeit erheblich ein. Die beiden waren Tüftler und so erfanden sie ein Scharnier, das die Messstäbe nach dem Ausklappen festhielten – der Zollstock, wie wir ihn heute kennen, war geboren. Im Jahr 1886 erhielten sie das Patent für das „Feststellgelenk“ für den Gliedermaßstab, wie der Zollstock korrekt heißt.
Gustav Ullrich zog nach Annweiler
Der Sohn von Franz Ullrich hatte 1889 den Familienbetrieb verlassen und in Annweiler sein eigenes Unternehmen gegründet, um die modernen Zollstöcke, aber auch Maßbänder und Wasserwaagen herzustellen. Dem Firmengründer Gustav Ullrich wurde es in Maikammer zu eng, erklärt Ulrich Dähne, Geschäftsführer von Stabila in Annweiler, die Nachfolgefirma der Zollstockerfinder und heute weltweit führender Hersteller von Messgeräten verschiedenster Art. Dähne zeigt einen alten Katalog aus dem Jahr 1901 mit einem breiten Sortiment an Zollstöcken in verschiedenen Farben und Längen, Bandmaße und Wasserwaagen.
Eine Schwierigkeit bei der Herstellung von Messgeräten war, dass sich die Maße selbst innerhalb des deutschen Reiches unterschieden. Zwar hatte der Norddeutsche Bund bereits 1872 mit der Norddeutsche Maß- und Gewichtsordnung das französische Metersystem übernommen, aber trotzdem unterschieden sich die Maße zwischen Hamburg und Bremen, Bayern und Paris. Unterschiedliche Prägewerkzeuge sind in dem kleinen Museum auf dem Stabila-Firmengelände ausgestellt. Eine alte Werkzeugmaschine, mit der diese Prägewerkzeuge hergestellt wurden, wird ebenfalls gezeigt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich das metrische beziehungsweise für die angelsächsischen Länder das Zoll-System endgültig durchgesetzt.
Herstellung eines Zollstocks
Das aufwändigste ist die Behandlung des Holzes, damit es sich nicht verzieht, sagt Dähne. Das Holz wir in immer kleinere Stücke geschnitten und dann gelagert, damit sich die Spannungen abbauen. Insgesamt 18 Monate lagert das Holz bis die Blättchen übrig sind, aus denen der Zollstock besteht. Die werden dann zunächst lackiert, bevor die Versenkungen für das Scharnier ausgefräst werden. Nach einer weiteren Lackschicht, wird die Skala aufgedruckt. Dann werden die Gelenkstücke angelegt und die Elemente mit einer Niete gestanzt. Aber noch ist der Zollstock nicht fertig, denn nun werden noch die Köpfe abgefräst. Nach einer finalen Lackschicht ist der kann der Gliedermaßstab in den versand. Seit 1993 werden die Stabila-Zollstöcke in Tschechien hergestellt. Über zehn Millionen Zollstöcke werden dort im Jahr produziert. „Alle drei Sekunden kommt da ein Zollstock raus“, sagt Dähne. Der Prozess ist heute hoch automatisiert.
Zollstock als Werbeartikel
Der allergrößte Teil der Zollstöcke sind Werbeartikel. „Nur etwa zehn Prozent der Produktion landet tatsächlich im normalen Verkauf“, weiß Stabila-Geschäftsführer Dähne. Interessanter Weise ist der Zollstock nur in Deutschland und den angrenzenden Ländern verbreitet. In England, China und den USA ist er vollkommen unbekannt. Dort wird seit je mit Maßbändern gemessen. rk
Stabila in Annweiler
Was früher die Meterfabrik war, ist heute einer der weltweit bedeutendsten Hersteller von Messwerkzeugen. Im Jahr 1952 führte Stabila bei den Wasserwaagen das Schauglas, die sogenannte Libelle, aus Acryl ein, seit 1979 sind die Libellen durch ein Spezialverfahren fest im Profilkörper eingegossen, was eine lebenslange Genauigkeit garantiert. Die Lasertechnik hielt 1994 Einzug in die Stabila-Messgeräte. Über 200 Patente hält das Unternehmen, das etwa 580 Mitarbeiter weltweit und davon rund 350 in Annweiler beschäftigt. Die produzieren 2,5 Millionen Wasserwaagen im Jahr und erwirtschaften einen Umsatz von 70 bis 75 Millionen Euro im Jahr. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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