Selbstverteidigung beginnt im Kopf
Haltung zeigen
Selbstverteidigung. Selbstverteidigung beginnt schon im Kopf, weiß Ju Jutsu-Meister Markus Bentz, der bei dem Verein Bushido Bellheim Selbstverteidigungskurse speziell für Kinder anbietet.
20 Kinder schreien, so laut sie können, schreien Markus Bentz an. Eine der kleinen Kehlen ist so laut wie das Kreischen einer Kettensäge. Dann laufen die 20 Mädchen und Jungen auf ihn zu, treten, boxen, schlagen und hauen ihn mit aller Kraft. Die Kinder üben, sich selbst zu behaupten, sich zu wehren. Die Übung ist ein Rollenspiel im Selbstbehauptungskurs beim Bushido Bellheim, der jedoch wegen Corona noch immer nicht wieder starten kann.
Selbstverteidigung: Kampftechnik und mentales Training
Bei diesem Kursus geht es nicht darum, möglichst viele „Tipps und Tricks“ zur Selbstverteidigung zu bekommen. Entscheidend ist vielmehr die Psyche, so der Kursleiter und Ju Jutsu-Meister Bentz, der bereits den vierten Dan absolviert und sich auch intensiv mit anderen Kampfsportarten beschäftigt hat. „Wer als Opfer auftritt, wird einen Täter finden“, sagt Bentz. Die Übungen der Kampftechnik seien zwar hilfreich, aber Konflikte vermeidet man mit dem Kopf und die mentale Verfassung spiegelt sich im Auftreten wider.
„Die richtige mentale Einstellung wirkt besser als Griffe, Schläge und Tritte“, so Bentz. Deshalb lernen die Kinder spielerisch den Unterschied in der Haltung des Gegenübers zu erkennen. „Feindseligkeit und Konflikte zeigen sich in Mimik und Gestik, die Kleinen erkennen das hervorragend“, so Bentz. Dazu werden dann passende Verhaltensweisen geschult. Ein sicherer und selbstbewusster Stand ist das zentrale Element im Training. Mit einer sicheren Haltung signalisiert man Stärke. Ausgestreckte Arme schaffen Distanz und flankieren die Haltung. Und ein lautes „Stop!“ schreckt ab, wenn einem jemand zu Nahe kommt.
Mobbing ist ein großes Thema
Einer der Trainer „entführt“ einen Freiwilligen aus der Gruppe und die übrigen Kinder wehren sich gegen den „bösen Mann“ und versuchen, das entführte Kind zu befreien. Bei dem Rollenspiel ist alles erlaubt. „Ich bin regelmäßig erstaunt, wie viel Kraft in den Kindern steckt“, sagt Bentz. Im Alltag müssen Kinder meist leise sein. Aber bei einer Übung dürfen sie alles aus sich herausbrüllen. „Das löst Blockaden und fördert den Spaß“, sagt Bentz. „Zu Beginn lasse ich die Kinder von ihren Erfahrungen mit allen Formen von Gewalt erzählen“, sagt Bentz. Besonders Mobbing sei ein großes Thema. Er geht auch auf individuelle Bedürfnisse in seinem Programm ein.
Aber auch klassische Selbstverteidigung lernen die Mädchen und Jungen in dem Kursus. Neben Befreiungstaktiken aus Würge- oder Klammergriffen werden auch einfache Schläge und Tritte meist aus dem Ju Jutsu geübt. Und nach dem Tageskurs wissen die Kinder auch, was zu tun ist, wenn sie auf der Straße von Fremden angesprochen werden.
„Viele Eltern denken, ihr Kind sei mit einem einzigen Kurstag für den Ernst des Lebens gerüstet und könne sich selbst verteidigen“, sagt Bentz. Doch das sei ein verbreiteter Irrtum. Um sich zu behaupten, ist viel Training notwendig, so Bentz. Hier unterscheidet sich die Selbstverteidigung nicht von anderen Sportarten, da Übung und häufige Wiederholung unabdingbar sind. kim
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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