Das Goethe Gymnasium Germersheim beim Schülerlandtag in Mainz
Politik hautnah
Germersheim. Wie spannend es sein kann, selbst Politik zu machen, erfuhren am Dienstag die Schüler der Klasse 10a des Germersheimer Goethe Gymnasiums. Als Fraktion GGD (Goethe Goes Digital) nahmen sie am Schülerlandtag Rheinland-Pfalz teil.
Ihr Antrag: Die dauerhafte Nutzung von MS Teams an den Schulen in Rheinland-Pfalz möglich zu machen. Als Übergangslösung soll die Nutzung von Teams noch bis zum Sommer 2022 erlaubt sein, dann sollen die Lizenzen der Schulen jedoch enden, weil Microsoft die datenschutzkonforme Weiterverarbeitung der Daten in den USA nicht gewährleisten kann. Als Alternativen stellt das Land die Anwendungen Moodle und BigBlueButton zur Verfügung, bei denen es aber – nach Aussagen der Schüler – immer wieder zu technischen Problemen wie Abstürzen und Serverüberlastungen komme.
Für viele Schüler ist Teams das Arbeiten mit Teams das, was im vergangenen Jahr, das gezeichnet von der Corona-Pandemie und dem Homeschooling war, am nächsten an den realen Präsenzschulunterricht herankam. So habe man bei BBB (BigBlueButton) immer wieder die Kameras ausschalten müssen, um den Server nicht zu überlasten. Aber gerade die Gesichter der Mitschüler zumindest durch die Kamera zu sehen, war für viele Jugendliche im Lockdown immens wichtig. Auch das Hochladen erledigte Aufgaben sei immer wieder ein Problem gewesen.
Daher beschäftigte sich der Antrag der GGD-Fraktion mit der Möglichkeit, Teams weiter zu benutzen. Schüler von drei verschiedenen Schulen aus Rheinland-Pfalz beteiligten sich dieses Jahr an der Debatte – jeweils eine Delegation direkt im Plenarsaal, der Rest der Schüler war per Videokonferenz zugeschaltet. Dieses Jahr nahmen neben dem Goethe-Gymnasium Germersheim (Klasse 10a), die Berufsbildende Schule Westerburg (Lerngruppe der 11. und 12. Jahrgangsstufe) und die Integrierte Gesamtschule Auguste Cornelius Mainz-Hechtsheim (Klasse 10b) jeweils mit ihren eigenen Anträgen teil.
Als erster Punkt der Tagesordnung war der Antrag der Germersheimer angesetzt. Die Diskussionen waren rege und zum Teil sehr emotional geführt. Es wurde deutlich: Wer bisher schon mit Moodle arbeitet, kann bestätigen, dass die Probleme sich mittlerweile gelegt haben, wer derzeit mit Teams arbeitet ist begeistert und möchte das auch weiterhin tun. Vor allem vor den Abschlussprüfungen wollen die Schüler sich nicht noch einmal umstellen und an ein anderes Programm gewöhnen. Der Datenschutz wurde zwar heiß diskutiert, ist für die Schüler aber - ob der vielen Vorteile die Teams bietet - ein Problem, das sich beispielsweise durch einen Serverstandort in Europa oder eine Treuhand-Cloud lösen ließe. „Der Tag heute hier in Mainz wäre für uns ohne Teams gar nicht möglich gewesen“, fasste eine Schülerin zusammen. Und so schaffte es der Antrag der Germersheimer auch mit einer deutlichen Mehrheit durch den Schülerlandtag und wird nun von den „echten Politikern“ zuerst in einem Ausschuss und dann in einer Landtagssitzung weiter beraten.
Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass die Germersheimer Schüler mit ihrem Antrag und ihrer intensiven, monatelangen Recherchearbeit wirklich etwas für die Schulen in Rheinland-Pfalz bewegt haben. "Selbst wenn wir `Teams` nach 2022 wirklich nicht weiter nutzen dürfen, schaffen wir es vielleicht, dass sich die Landesregierung dann mit Moodle und Big Blue Button beschäftigt und beide Programme und Server optimiert, damit man damit ordentlich arbeiten damit kann“, so die Hoffnung der Zehntklässler.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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