Der "Räuber Hotzenplotz" ist in Karlsruhe
Bewaffnet mit sieben Messern & scharf auf Gold
Karlsruhe. Schlapphut, Stoppelbart und sieben Messer im Gürtel: Dennoch ist der gefährliche "Räuber Hotzenplotz" wohl Liebling aller Kinder. Vielleicht aber auch, weil sie ihn im Morgenmantel, unbewaffnet und strumpfsockig kennen lernen - und er Großmutters Kaffeemühle nur deshalb klaut, weil sie so schöne Musik spielt!
Eine der beliebtesten Helden der deutschen Kinderliteratur ist ab dem 24. Oktober 2020 in Karlsruhe in einer liebevoll inszenierten Mitmachausstellung im Badischen Landesmuseum zu erleben. Dabei tauchen kleine und große Gäste so richtig auch in die Geschichte ein. Denn zusammen mit Kasperl und Seppel gilt es, den "Räuber Hotzenplotz" hinter Gitter zu bringen. Dabei müssen Besucher etliche Rätsel lösen, spielen und sogar zaubern. Dabei kann auch Oberwachtmeister Dimpfelmoser nicht helfen - aber die Aufgaben machen schließlich auch "kleingebliebenen" Erwachsenen Spaß!
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Mittendrin statt nur dabei, mit liebevollen Details
Besucher sind in der Ausstellung gewissermaßem mitten im Kinderbuchklassiker: Auf den Fersen des beliebten Schurken unterstützen sie Dimpfelmoser, erleben die Abenteuer von Kasperl und Seppel, puzzeln eine Goldkiste zusammen, folgen Sandspuren und bauen sogar eine eigene Höhle, können einen magischen Spiegel ausprobieren, jonglieren kreativ mit Wörtern oder spielen selbst Theater. Kleine Anmerkung am Rande: Wer die Aufgaben löst, taucht auch szenisch in die Geschichte ein, denn er bekommt als "Lohn" auch einen Stempel. Die gestempelte Karte ist übrigens richtig cool!
Das Engagament der Besucher macht es dem Räuber auf jeden Fall nicht leicht, kein Wunder, dass er sogar über einen Berufswechsel nachdenkt - denn die Räuberei bringe „zu wenig ein und anstrengend ist sie außerdem“, wie Hotzenplotz selbst sagt. Der tollpatschige Schurke gelangte längst zu Weltruhm, die Geschichte wurde in 38 Sprachen, wie Koreanisch oder Africaans, übersetzt. Im Landesmuseum sind die populären Figuren Otfried Preußlers in den Stationen zu erleben, ob Kasperl und Seppel, Großmutter, Petrosilius Zwackelmann oder Dimpfelmoser. Dabei sind die Ausstellungsmacher mit liebevollem Blick auf das Detail die Ausstellung angegangen - und das merkt man durchgehend.
Geschichte erleben
Wohl fast jeder dürfte die in Wort und Bild geschilderte Welt des Räubers in seiner Jugend via Buch "nachgelebt" haben. Jede Station im Landesmuseum greift das auf, überträgt das Szenische von den Buchseiten ins Dreidimensionale, das übrigens dann auch eine Räumlichkeit vermittelt. Zudem wirken die Objekte wie im Buch gezeichnet. All die visuellen Elemente versetzen so den Betrachter durchaus zurück in die eigene Kindheit. Dieser Spaß für Besucher ist sogar preisgekrönt: Für die Hotzenplotz-Ausstellung erhielten die Gestalter "Bernotat & Co" den „German Design Award“ 2020 in der Kategorie Fair & Exhibition. Ein wenig kommt es einem so vor, als ob man im Buch ist, man erlebt die Geschichte, wird begleitet von den Figuren, die man an sich nur von den Seiten des Buchs kennt. Übrigens erleben Kinderbücher seit April eine wahre Renaissance, damit dann eben auch die Geschichten.
Station für Station ein Erlebnis
Besucher, ob klein oder groß, betreten die Ausstellung durch einen roten Vorhang, beginnen ihre Reise im Haus der Großmutter. Diese ist noch ohnmächtig vom Schrecken, den ihr der "Räuber Hotzenplotz" eingejagt hat. Deswegen gilt es, den Esstisch selbst zu decken. An welchem Wochentag gibt es noch mal Pflaumenkuchen und an welchem Bratwurst mit Sauerkraut? Mit der großen Goldkiste, die als Puzzle zusammengebaut und anschließend durch den Wald gezogen wird, soll der bärtige Gauner
aus seinem Versteck gelockt werden. Dabei werden Wörter verdreht oder in Räubermanier Zielen und Treffen trainiert.
Doch Seppel und Kasperl geraten in einen Hinterhalt des Räubers, und Kasperl wird in das Zauberschloss des Bösewichts Petrosilius Zwackelmann verschleppt. Über die Speisekammer geht es im Zauberschloss übrigens in den dunklen Unkenpfuhl, um die verwunschene Fee Amaryllis zu befreien. Wir wollen an dieser Stelle aber nicht zuviel verraten, denn mehr dazu gibt's im Polizeirevier von Wachtmeister Dimpfelmoser am Ende der Ausstellung. Eine schöne Idee: Wer einen "Spitzbuben" in der Familie oder als Freund hat, kann für den Wachtmeister hier direkt einen Steckbrief anfertigen.
Erneut gelingt es dem Landesmuseum in Karlsruhe, mit dieser gelungenen Ausstellung, gezielt Familien anzusprechen. So können die Verantwortlichen durchaus aus dem Feedback Anregungen ziehen für ein künftiges eigenes Kindermuseum.
Hygiene besonders im Blick
Die Mitmachausstellung stellt das Museum in Zeiten von Corona vor neue Herausforderungen. Ein auf die speziellen Bedürfnisse einer Familienausstellung angepasstes Sicherheits- und Hygienekonzept erlaubt ein unbeschwertes Hotzenplotz-Erlebnis im Schloss. Ein eigens entwickeltes Zugangssystem regelt die Einlassbeschränkung, so dass sich maximal 50 Personen gleichzeitig in der Ausstellung aufhalten. Auf der gesamten Ausstellungsfläche stehen Desinfektionsmittelspender bereit. Auf Abstand wird ebenso geachtet wie auf regelmäßiges Lüften. Für Kinder und Personen über sechs Jahren besteht Maskenpflicht.
Infos: Räuber Hotzenplotz, die Mitmachausstellung für Kinder und Familien ist vom 24. Oktober an im Badischen Landesmuseum (bis 25. April 2021) zu erleben, www.landesmuseum.de/hotzenplotz
Aber auch nach der Ausstellung 2020/21 gibt's unter diesem Link noch jede Menge Infos zur Geschichte.
Autor:Jo Wagner |
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