Karlsruher Theater Sandkorn setzt in diesen Zeiten ein Zeichen
„Don’t worry, be happy“ – Theaterpremiere ohne Publikum
Karlsruhe. Im Mittelpunkt des Raumes erstrahlt eine Showtreppe. Geschickt platzierte Spiegel bieten faszinierende, ständig wechselnde Einblicke in das Bühnengeschehen (Bühnenbild: Steven Koop). „Don’t worry, be happy“ lautet der Titel des musikalisch-satirischen Abends, und die dahinterstehende Ironie kann einem kaum entgehen – vor allem im Moment nicht, denn die Show findet ohne Publikum statt.
Zwei Premieren in zwei unterschiedlichen musikalischen Besetzungen mit ihrem jeweils eigenen Programm spielte das Karlsruher Sandkorn vergangene Woche, beide waren ausschließlich der Presse zugänglich.
„Wir wollen ein Zeichen setzen“, erklärt die Kaufmännische Leiterin des Theaters, Daniela Kreiner, und Regisseur und Sandkorn-Gesellschafter Günter Knappe beschreibt mit Blick auf den zweiten Lockdown, der die Ensembles mitten in der Probenzeit erwischte, wie wichtig dieser Entschluss für alle Beteiligten war: „Wir hatten ein Ziel.“
Natürlich wird langfristig ein ganz anderes Ziel anvisiert: Die Aufführung der Produktion vor Publikum im vollen Theatersaal. Aber dafür ist man gut gerüstet, das zeigen die spielfreudigen Ensembles an beiden Premierenabenden mit hochkarätiger musikalischer Darbietung und spritzig-pointierten Texten von Erik Rastetter zur aktuellen Lage. Die unterschiedlichen Programme sind jeweils auf ihre Art so sehenswert, dass man „Don’t worry, be happy“ gut und gern zweimal sehen muss, um beide Besetzungen mit ihrem jeweils eigenen Charme zu erleben.
Ebenso schwungvoll wie gefühlvoll begleitet von Michael Postweiler, der auch die musikalische Leitung innehat, am gelben Flügel, präsentiert Patricia Keßler in ihren ganz unterschiedlichen Songs zahlreiche Facetten und beweist dabei eine erstaunliche Stimmvielfalt. Besonders überzeugend sind auch die berührenden Duette der beiden Interpreten mit ihren wunderbar harmonierenden Stimmen, etwa beim verjazzten Weihnachtsklassiker „Chestnuts roasting on an open Fire“ oder dem Billie-Eilish-Song „Lovely“.
Einen Show-Knaller liefert Cynthia Popa gleich zu Beginn mit „Cabaret“ ab, grandios begleitet von Markus Kapp, und begeistert im Lauf des Abends nicht nur mit ihrer charakteristischen Stimme, sondern auch mit ihrer Schauspielkunst. Auch der Vollblutmusiker Kapp zeigt sein Gesangstalent. Im Duett hört man den Einklang des Duos, das seit vielen Jahren gemeinsam auf der Bühne steht – ob bei dem Pop-Klassiker „You’ve got a Friend“, bei „Sailing“ oder beim übermütigen „Italien-Medley“.
Erik Rastetters Texte sind ebenso klug wie witzig, regen immer wieder zum Lachen, aber auch zum Nachdenken an; so erlebt man eine gelungene Abwechslung von Wortgewandtheit und musi-kalischer Untermalung.
Ein besonderes Schmankerl ist die dem Zeitgeschehen angepasste „Weihnachtsgeschichte“ von Rastetter, gefolgt vom flotten „Santa Baby“, das beide Sängerinnen an ihrem jeweiligen Abend auf ihre ganz eigene charmante Weise interpretieren.
So bleibt der Wunsch, beiden Ensembles möge in nicht allzu ferner Zukunft viel Publikum beschieden sein. Wann auch immer dies sein wird – im Theater ist man überzeugt: „Wir sind bereit, jederzeit loszulegen.“
Infos: www.das-sandkorn.de
Autor:Jürgen Therm aus Karlsruhe |
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