„Ihr fehlt mir!!!“ - Foto-Projekt zu Corona
Karlsruher Fotograf hat während 14 Monaten die Zeit der Pandemie begleitet – und präsentiert über 60 seiner Fotos

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Der Karlsruher Fotograf Gustavo Alàbiso hat während 14 Monaten die Zeit der Pandemie begleitet – und präsentiert über 60 seiner Fotos aus der Dokumentation zu den Lockdown-Phasen in einer Ausstellung im Regierungspräsidium Karlsruhe

Karlsruhe (sj) – Die Corona-Pandemie beschäftigt unser Land und die Welt seit nun beinahe zwei Jahren: sie ist mit vielerlei Ängsten, Einschränkungen und unmittelbaren Folgen verbunden. Der Karlsruher Fotograf Gustavo Alàbiso hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Auswirkungen in den Phasen des harten Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Karlsruhe in den Jahren 2020-2021 zu dokumentieren. In einer Ausstellung im Regierungspräsidium mit dem Titel „Ihr fehlt mir!!!“ werden nun über 60 der Aufnahmen aus seiner Foto-Dokumentation öffentlich präsentiert. Diese findet nun statt vom 23.Februar zum 11.März im Foyer des Regierungspräsidiums Karlsruhe am Rondellplatz (Karl-Friedrich-Straße 17). Ein vor Weihnachten angesetzter Termin für ursprünglich Anfang Januar musste – ironischer Weise, wegen Corona – wieder abgesagt werden.

Die Fotodokumentation verfolgt das Ziel, das Weltgeschehen auf die alltägliche Realität in der badischen Metropole herunter zu brechen und damit ein Zeitdokument zu schaffen. Die Dokumentation lädt die Betrachter/innen ein, die Auswirkungen aus der Sicht  des Fotografen zu entdecken und öffnet den Blick für die gesellschaftliche Relevanz der Auswirkungen der Pandemie. Hintergrund und Entstehung des Projekts 2020: eine Pandemie hat die ganze Welt erfasst und auf einmal geht nichts mehr. Die Grenzen wurden geschlossen, der Flugverkehr eingestellt. Schulen, Geschäfte, Kulturstätten, Fabrikhallen machten ihre Tore zu und die Menschen mussten zu Hause bleiben. Doch für Pfleger/innen, Ärzt/innen und Kassierer/innen in den Supermärkten galt das nicht, sie gingen weiter zur Arbeit, da diese als „systemrelevant“ eingestuft wurde. Betroffen war aber irgendwie jeder.

Zwischen März und April 2020, in den fünf Wochen des ersten harten Lockdowns, lag der Fokus der Dokumentation auf dem Projekt „Leere Räume“, das heißt auf Orten, die wegen dieser Maßnahmen für das Publikum geschlossen bleiben mussten. Entscheidend für das Ver-ständnis der Bilder sind Wochentag und Uhrzeit der Auf-nahmen, denn die Orte sind auf den Bildern menschenleer. Jedoch hätte dort unter normalen Umständen im Augenblick der Aufnahme etwas passieren sollen: Unterricht, Konzert, Gottesdienst, Fußballspiel usw.

Zum Zeitpunkt des zweiten harten Lockdowns ab Ende November 2020 war auch Karlsruhe von den steigenden Zahlen der an Covid erkrankten Menschen betroffen. In dieser Phase sind Menschen in den Vordergrund gerückt, die mit der Pandemiebekämpfung zu tun hatten, etwa ein mobiles Impfteam in einem Altenheim, das Zentrale Impfzentrum, die Hersteller/innen von FFP2 Schutz-Masken, das Pflegepersonal der Intensivstation im Städtischen Klinikum. Aber auch Aktivitäten wie Home-Schooling und Live-Stream-Projekte und -Orte wurden dokumentiert.

Mit allen diesen Menschen und Orten, die im Bild visualisiert sind, werden gleichzeitig die Probleme im Gesundheitsbereich, im Bildungssystem, in der Verantwortung von Familien und nicht zuletzt die Rolle von Kunst und Kultur in unserem Land thematisiert. Da war es nicht möglich, einfach nur Schnappschüsse zu machen. Viele Aufnahmen sind akribisch geplant. Die Bilder sollten verdeutlichen, was passiert.

In den Zeiten des harten Lockdowns wirkte es freilich oft wie ein Brennglas, unter dem die Welt um uns herum in einem neuem Licht erschien, Problemlagen besonders deutlich wurden. Etwa mit dem Foto eines Mädchens, allein vor einem Computer, Teil des Home-Schooling Programms. Ein Mädchen, das in der Situation abgeschnitten ist vom Rest der Welt, keinen Sport hat, keine Treffen. Oder das Foto von dem Kantor der Stadtkirche bei einer Online-Chorprobe: virtuell verbunden am Bildschirm mit seinen Chormitgliedern.

Besonders eindrucksvolle Begegnungen gab es für Alàbiso bei zwei Terminen in der Intensivstation des Klinikums. Der Zugang wurde möglich in Zeiten, wo nicht so viel los war. In seiner Anwesenheit waren zwei Patienten, die beatmet wurden. Es folgte, drei Monate später, eine Porträtserie von Mitarbeitern des Klinikums. Die Fotos entstanden nach der jeweils endenden Schicht. Sie vermitteln Eindrücke der mühevollen Arbeit, zeigen die Anstrengung, Tag für Tag in der Covid-Station zu arbeiten.

Die Fotos lassen das spüren, halten das fest, bringen in Erinnerung, was viele im Innersten umtrieb, was sich ihnen zeigte. Und doch bleibt es die Perspektive eines bestimmten Fotografen, die von Alàbiso, wie er auf die eigene Stadt blickt. Mit der Fotolinse fing er in zahlreichen Abbildungen auch die Einsamkeit, die viele spürten, hautnah ein. Er nennt das Projekt folgerichtig: „Ihr fehlt mir!!!“. Etwa dargestellt mit der bedrückenden Situation Weihnachten 2020. Da steht eine einsam wirkende Frau am Nachmittag des 24.Dezember sehnsüchtig am Fenster, weil sie Heilig Abend alleine feiern muss. Diese Aufnahme ist auch auf Plakaten und Einladungen zu sehen.

Die Fotodokumentation wurde von Anfang an auch als Ausstellung konzipiert, um die verschiedenen Aspekte visuell am besten zu vereinen und durch ausgewählte Großformate Ankerpunkte der Aufmerksamkeit zu setzen. Parallel zur Ausstellung erscheint ein Buch, das am 1.März präsentiert wird. Es zeigt auf 166 Seiten insgesamt 121 der Fotos; bereits voriges Jahr ist eine Broschüre zum ersten Lockdown 2020 gedruckt worden. WEB-Link: https://www.alabiso.de/ihr-fehlt-mir-2020-2021/

Fotos entstanden: Club-Kohi/Papplikum, Marktplatz Karlsruhe, Raiser-Bachchor, Frau am Fenster/Plakat, Schulhof/Pestallozi-Schule
Fotos / Copyright: Gustavo Alàbiso

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Autor:

S. Jehle aus Karlsruhe

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