Das Leben der Friedenslinde verlängern
Wahrzeichen im Maulbronner Klosterhof ist in Gefahr
Region. Viel hat sie schon gesehen, die sogenannte Friedenslinde im Klosterhof Maulbronn, die vor rund 250 Jahren gepflanzt wurde: Die mächtige Friedenslinde vor dem UNESCO-Welterbe Kloster Maulbronn ist ein geschichtsträchtiger Baum, der besondere Pflege durch die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg erfährt, denn der Baum ist in Gefahr: Holz-zersetzende Pilze dringen über die Wurzeln ein, die zudem von der beliebten Sitzbank unter dem Baum belastet werden. Ob Einkürzung, Bodenauflockerung oder Absperrung: Mit einigen Maßnahmen wird versucht, das Leben des Baums zu verlängern, erläutert Arboristin Hanna Nimmenich von den Staatlichen Schlössern und Gärten des Landes. „Durch die Einkürzung der Linde wurde die Stand- und Bruchsicherheit verbessert. Dazu kamen Standortverbesserungen – wie eine spezielle Ansaat zur Auflockerung des verdichteten Bodens, die Bewässerung im Sommer mittels Drainage, die Entfernung der Bank und eine flächige Absperrung rund um den Baum. Dazu laufen Projekte für eine Nachzucht des prägenden Baums.
„Unser oberstes Ziel ist es nach wie vor, den alten Baum so lange wie möglich zu erhalten,“ so Dr. Meike Kirscht, Gartenkonservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten, denn die Linde „ist von großer historischer Relevanz und prägt das UNESCO-Welterbe Kloster Maulbronn.“ Doch seit Jahren kämpft der Baum: Die trockener werdenden Sommer und insbesondere ein holzzersetzender Pilz, der vermutlich durch Wurzelverletzungen in das Gewebe eindringen konnte, haben die Linde dauerhaft geschädigt.
Für die Staatlichen Schlösser und Gärten ist die Sicherheit auf dem Klosterhof des UNESCO-Welterbes Maulbronn ein zentrales Anliegen. Deshalb wird die Friedenslinde in regelmäßigen Intervallen untersucht und kontinuierlich überwacht. Dafür haben die Fachleute auch die Abstützung des Baumes ins Auge gefasst. „Das ist abhängig von den Ergebnissen einer Sondage des Untergrundes, die am Montag stattfinden wird“, erklärt Kirscht. Zukünftige Maßnahmen schließen außerdem die Entwicklung eines Konzepts zur Nachbepflanzung ein, welches die Anzahl der zu pflanzenden Bäume und deren Standorte definieren soll. Die Expertinnen und Experten der Staatlichen Schlösser und Gärten arbeiten zudem mit mehreren wissenschaftlichen Institutionen an der vegetativen Vermehrung der Friedenslinde aus Ablegern. Sobald die Nachzuchten groß genug sind, sollen sie den alten Baum ersetzen.
Übrigens könnte die Linde vor der Westfassade des Klosters und vor dem sogenannten „Paradies“ sogar zu den Friedenslinden gehören, welche nach dem Dreißigjährigen Krieg, also nach 1648, gepflanzt wurden! Diese Information findet sich unter anderem im „Maulbronn Heimatbuch“.
Autor:Jo Wagner |
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