Badisches Staatstheater Karlsruhe

Zwei besondere Tanzabende im VOLKSTHEATER

DANCE LAB: THE HUMAN CONDITION
Voraufführung
Samstag, 21.1.23 STUDIO
19:00 - 20:30
ÜBERGRENZEN
PREMIERE
Sonntag, 5.3.23 STUDIO
18:00 Uhr
Vor dem Horizont trägt eine Frau mit langen Haaren ein Kind auf den Schultern. Sie beugt sich nach vorne, sodass es beinahe schwungvoll über ihren Kopf auf den Boden gleitet. Dabei streckt es seine Füße in Richtung Himmel. So lässt sich eine der unzähligen Kreationen in Gustav Vigelands weltberühmtem Skulpturenpark in Oslo beschreiben. In über 200 Figuren aus Stein und Bronze hat der Bildhauer das menschliche Sein in dessen Zyklus erfasst und damit ein Lebenswerk erschaffen. Beim Spaziergang durch den Park berühren die überlebensgroßen Figuren: Sie scheinen in Bewegung, nehmen Kontakt zu anderen Skulpturen auf, treten in Verbindung zu den Körpern, die um sie herumwandeln. Im Dazwischen entsteht so etwas zutiefst Lebendiges und ein Gefühl von Menschsein.
Vigelands Werk dient Tänzer und Choreograf Paul Calderone als Inspiration für seine Choreografie Alles tanzt! the human condition – eine Koproduktion von VOLKSTHEATER und STAATSBALLETT. Die Arbeit nimmt im Rahmen eines dreiwöchigen Dance Lab in dieser Spielzeit Anlauf und mündet in einen Tanzabend in der Spielzeit 2023/24. Paul Calderone und sein Ensemble beginnen ihre tänzerische Suche nach Bedingungen und Formen des Menschseins im Januar 2023 und geben einen ersten Ausblick in einer Voraufführung im STUDIO. Wir möchten bei dieser Gelegenheit gemeinsam mit Ihnen einen Blick auf die Entwicklung einer Choreografie werfen, wie sie im STAATSTHEATER wohl zuvor noch nie zu sehen war und Ihnen zudem, auch da wir unser Ensemble für die kommende Spielzeit erweitern, Paul Calderone als Choreograf vorstellen. In seiner Arbeit stellt er die Anwesenheit unterschiedlicher Körper und die gegenseitige Aufmerksamkeit füreinander an den Anfang jeder Bewegung. Unsere Körper, in denen wir wohnen, die Menschen, denen wir begegnen und die Orte, an denen wir uns bewegen, bedingen uns. Damit suchen Paul Calderone und das Ensemble tänzerisch nach dem, was die Bedingung menschlichen Seins – the human condition – ist. In stiller Übertragung von lebendigen in feste Körper erzählen Vigelands Skulpturen Geschichten über den Menschen, der in ständigem Kreislauf aus Ankommen und Sterben besteht – zugleich berührbar und unberührbar durch Andere und die Natur. Choreograf Paul Calderone untersucht die Annäherung und Beziehung zwischen unterschiedlichen Menschen mit Mitteln des Tanzes über mehrere Generationen hinweg.
So auch Marielle Amsbeck im Tanzabend Übergrenzen. In ihrer Choreografie verfeinert sie biografische Relationen von Müttern* und Töchtern* zu einem berührend klaren Blick aus der Zukunft auf und in unsere Gegenwart hinein – ganz ohne Utopien und Bildfilter. Wie werden unsere Töchter* über uns denken und sprechen, wenn sie so alt sind wie wir jetzt? „Wir haben nur unsere Geschichte und sie gehört uns nicht einmal.“, schrieb der Philosoph José Ortega y Gasset. So erscheint Amsbecks Konzept, die Perspektive einer nachfolgenden Generation in Formen von zeitgenössischem Tanz zu konstruieren, fast zwangsläufig. Ihren Fokus bilden Erfahrungen von Frauen*, die zeitlich zwischen dem Reiseziel des jungen Marty Mc Fly in Zurück in die Zukunft und dem Todesjahr von Prinzessin Diana geboren sind: Biografien, deren Bruchstellen unverschweißt sind und Körper, die immer wieder politisiert werden. May I touch you? bedeutet neben einer poetischen Kurzfassung der Magie von Tanz auch die respektvolle Wertschätzung beider Choreograf*innen und ihrer Ensembles, mit der sie in die gemeinsame Arbeit gehen. Wir sind sehr gespannt auf ihre besonderen Tanzabende und Sie dürfen es auch sein!

Weitere Infos finden Sie hier: https://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/info/3466/