Blick in den Karlsruher Untergrund / Buddelei im Blick
Blechkanäle sorgen für den richtigen Luftzug
Karlsruhe. Viel Aufwand, aber fast nichts davon wird später einmal zu sehen sein: Seit Monaten schon werden in den meisten unterirdischen Betriebsräumendes Stadtbahn- und Straßenbahntunnels viele Meter Lüftungskanäle aus Blech installiert, mit Klappen, mit Gebläsevorrichtungen und alles elektrisch angesteuert. Die aufwändigen Arbeiten werden nach Inbetriebnahme des Tunnelsystems mit seinen sieben unterirdischen Haltestellen die unzähligen unter der Erde liegenden Betriebsräume trocken halten und den Unterschied bei der Luftfeuchtigkeit zwischen „oben“ und „unten“ ausgleichen.
Denn in den Betriebsräumen installiert ist elektrische und eben auch elektronische Technik, die Feuchtigkeit kaum toleriert. Die Haltestellen selbst und auch die dazwischen liegenden Tunnelabschnitte benötigen den hohen Lüftungsaufwand nicht: Sie gelten, wenn erst einmal die jetzt noch vorhandenen Schutzabdeckungen über den Treppenabgängen abgebaut sind, im Gegensatz zu der hinter dicken Wänden und stählernen Türen verborgenen Betriebstechnik als gut durchlüftet.
Beim Innenausbau des Stadtbahn- und Straßenbahntunnels unter der Kaiserstraße mit dem Südabzweig vom Marktplatz in die Ettlinger Straße werden derzeit auch die Kabel der Bahnstromversorgung getauscht, die bei dem Wassereinbruch vom Sommer dieses Jahres beschädigt wurden. Ihre Ummantelung besteht aus einem Material, das im Falle eines Brandes nur in geringstem Maß Schadstoffe abgibt – allerdings sehr empfindlich bei direktem Kontakt mit Wasser ist. In den Haltestellen unterwegs sind aber auch noch Maurer und Trockenbauer, die Wände errichten oder auch die Decken in den Zwischenebenen verkleiden. In diese wiederum passen Elektriker die Beleuchtung für die Zwischenebenen sowie die Treppenabgänge ein.
Baumaßnahme wie ein großes Puzzle
Der Umbau der Kriegsstraße mit einer neuen oberirdischen Gleistrasse und einem darunter liegenden Autotunnel geht gut sichtbar voran: Immer kleiner werden die Bereiche, in denen von oben in den entstehenden Tunnel hineingeschaut werden kann. Auf einem Großteil der gesamten, 1,6 Kilometer langen Strecke sind nicht nur die Deckel auf den Tunnelwänden hergestellt, sondern auch schon mit Erdreich überschüttet. Denn das Ende des Tunnelbaus bedeutet, dass sofort mit den Arbeiten an der Oberfläche der „neuen“ Kriegsstraße begonnen wird: Der Autoverkehr wird wie westlich vom Mendelssohnplatz und westlich vom Ettlinger Tor zunächst provisorisch in die Mitte der Kriegsstraße verlegt. Dann werden an den äußeren Rändern der Kriegsstraße die endgültigen oberirdischen Fahrbahnen gebaut und – nachdem die Autos auf diesen fahren, wie etwa jetzt schon östlich vom Mendelssohnplatz – in der Straßenmitte die provisorischen Fahrbahnen entfernt und der Gleisbau kann beginnen.
Als nächster Abschnitt, in dem der Autoverkehr provisorisch in die Mitte auf den im Rohbau bereits fertiggestellten Straßentunnel gelegt wird, ist der Abschnitt zwischen Meidingerstraße und Adlerstraße an der Reihe. Am Mittwoch (9. Dezember) wird zunächst nur der nach Osten fahrende Verkehr beginnend beim Staatstheater dann bis zum Mendelssohnplatz in die Mitte auf eine provisorische Fahrbahn gelegt. Hier muss jedoch vor dem Beginn der Arbeiten zur Herstellung der endgültigen Oberfläche im Januar 2021 noch eine Besonderheit, nämlich der Kragarm über den seit Dezember 2018 der Straßenverkehr über die Tunnelbaugrube rollte, abgebrochen werden. Für den Abbruch des Kragarms und die folgenden Arbeiten zur Herstellung der endgültigen Oberfläche muss auch die Zufahrt aus der Kriegsstraße in die Meidingerstraße sowie die Zu- und Ausfahrt in bzw. aus der südlichen Adlerstraße an der Kriegsstraße gesperrt werden. Die Meidingerstraße und die Adlerstraße werden zwischen Baumeisterstraße und Kriegsstraße für einige Zeit zu einer nur von der Baumeisterstraße aus erreichbaren Sackgasse.
Im Baufeld O 4 wird voraussichtlich an diesem Mittwoch (9. Dezember) die letzte Lücke im Tunneldeckel östlich des Ettlinger Tors geschlossen. Im östlichen Teil von W 1, das heißt im Bauabschnitt östlich vom Karlstor, wurden die letzten beiden Tunneldeckenabschnitte bereits geschlossen. Damit bleibt beim Tunnelrohbau nur noch der Bereich westlich vom und direkt unter dem Karlstor: Denn die allerletzten Wände und auch der Deckel im Abschnitt direkt unter den Hilfsbrücken am Karlstor können erst ab April nächsten Jahres hergestellt werden, da der Platz unter den Hilfsbrücken angesichts des an dieser Stelle nur ganz dicht unter der Oberfläche befindlichen Tunnels zum Bauen nicht ausreicht.
Beim Bau der endgültigen Gehwege, Fahrbahnen, und Gleisanlagen sind östlich vom Mendelssohnplatz nach dem Pflanzen der Bäume in den Grünstreifen fast nur noch Restarbeiten auszuführen. Zwischen Lamm- und Ritterstraße beim Nymphengarten entsteht bereits ein weiterer zweigleisiger Abschnitt der Gleistrasse in der Kriegsstraße. Ganz im Westen, südlich neben und westlich von der auch weiterhin bestehenbleibenden Ausfahrrampe der Unterführung am Karlstor, finden bereits Arbeiten zur Verlegung von Leerrohren und Kabelschächten statt, über die dann die Verkehrseinrichtungen in der westlichen Tunnelzufahrt mit Strom versorgt und gesteuert werden. Am Ende der Leerrohre werden auch bereits die Fundamente für die verschiedenen für den Tunnelbetrieb notwendigen Verkehrseinrichtungen hergestellt.
Autor:Jo Wagner |
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