Verkehrsversuch lässt viele Fragen offen
Der "Oststadtkreisel" soll wieder "verbessert" werden

Ansicht der neuen Verkehrsführung aus der Vogelperspektive | Foto: Stadt Karlsruhe, Ordnungs- und Bürgeramt
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Karlsruhe. Nein, es ist kein Kreisverkehr, auch wenn man das auf den ersten Blick denkt - denn es ist eine Kreuzung. Das verwirrt vielleicht den einen oder anderen Verkehrsteilnehmer, doch eher wegen der Unübersichtlichkeit der Anlage mit mehreren Spuren, die im Kreis geführt werden, dazu Abbiegemöglichkeiten, Ampeln, Radwege, Übergänge - und dazwischen fahren auch noch Straßenbahnen. Kein Wunder, war der "Oststadtkreisel" auch schon Thema in der Sendung "extra 3" vom "NDR" - unter der Überschrift "Realer Irrsinn". (Hier ist der Beitrag: https://www.youtube.com/watch?v=oPoFx7OeyIU)

Ansicht der neuen Verkehrsführung aus der Vogelperspektive | Foto: Stadt Karlsruhe, Ordnungs- und Bürgeramt
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Jetzt möchte die Stadt Karlsruhe die "Verkehrssicherheit" weiter verbessern, bastelt erneut am "Oststadtkreisel" rum, ändert Regelungen, Abbiegespuren, Richtungen - und sorgt bei der Masse der Bürgerinnen und Bürger, die schon seit Jahren diesen Bereich nutzen, weiter für Verwirrung! "Verkehrsversuch" nennt man das, um die komplexe Verkehrsführung zu "vereinfachen".

Es gehe um die erhöhte Zahl an Verkehrsunfällen, die sich insbesondere an den Zufahrten Ludwig-Erhard-Allee und Stuttgarter Straße häufen. Bereits seit Juni 2024 läuft ein erster Versuch im Bereich der Stuttgarter Straße, bei dem Radfahrer plötzlich gegen die Fahrtrichtung geführt werden, bei dem der Abbiegeverkehr sich seitdem staut ...

Oststadtkreisel wird verändert

"Wir nehmen die Sicherheit im Straßenverkehr sehr ernst und sehen uns in der Verantwortung, an besonders kritischen Stellen aktiv zu werden. Der Oststadtkreisel ist ein wichtiger Knotenpunkt, den wir für alle Verkehrsteilnehmer sicherer gestalten wollen", erklärt Jens Röhl, Leiter der Abteilung Straßenverkehr im Ordnungs- und Bürgeramt. Aufgrund der komplexen Situation arbeite eine Fachgruppe der Stadtverwaltung seit über einem Jahr an Lösungen. Neben dem Ordnungs- und Bürgeramt, dem Tiefbau- und Stadtplanungsamt sowie der Polizei wird sie fachlich von Matthias Zimmermann, Leiter der Abteilung Straßenentwurf und -betrieb am Karlsruher Institut für Technologie, unterstützt.

Zahl der Unfälle reduzieren
Ziel der Versuche sei es, durch gezielte Maßnahmen die Zahl der Unfälle weiter zu reduzieren und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen. Dem neuerlichen Verkehrsversuch gingen umfangreiche Verkehrserhebungen und Analysen voraus. Im Rahmen des Versuchs wird der Verkehr von der nördlichen Wolfartsweierer Straße vor der Radfurt nur noch einstreifig in den Oststadtkreisel geführt, wobei die linke Spur zum Linksabbieger in die Straße Am Schloss Gottesaue und die rechte zum Rechtsabbieger in die Ludwig-Erhard-Allee umfunktioniert werden.

Was ist mit dem Busverkehr? Werden Anwohner im Stich gelassen?
Durch die Änderung ist eine Weiterfahrt vom Gottesauer Platz geradeaus in die Stuttgarter Straße/nach Süden oder Richtung Autobahn über die Südtangente nicht mehr möglich. Dies verbessere, so die Ansicht der Stadtverwaltung, die Sicht auf den querenden Radverkehr und den gesamten Oststadtkreisel, wodurch Konflikte und Unfälle durch Vorfahrtsverletzungen und Fahrstreifenwechsel vermieden werden könnten - doch sorgt für großflächige Änderungen und auch Staufallen!

Viele Fragen offen
Wenn die Stadt nun die Fahrbeziehung vom Gottesauer Platz Richtung Autobahn abschneidet: Wie ist die Linienführung des Busses hier? Muss der auch erst Richtung Stadt, dann wenden - um danach auf die Südtangente zu kommen. Wie ist die Ableitung des Verkehrs nach einem Spiel im Stadion zur Autobahn? Da sind viele Fragen offen, die aber vor der Sperrung geklärt werden müssen! Beispiel Buslinie 42 - zwischen Durlacher Tor und Durlach Bahnhof, die über den "Oststadtkreisel" nach Killisfeld fährt! Was ist mit den Haltestellen Gottesauer Platz und Wolfartsweierer Straße (mit Anbindung an die Straßenbahn)? Können die noch angefahren werden - oder lässt man hier die vielen Anwohner im Stich?

Nachteile für den Verkehrsfluss werden bewusst in Kauf genommen
"Die daraus resultierenden Nachteile für den Verkehrsfluss werden zugunsten des Sicherheitsgewinns bewusst in Kauf genommen", so die Stadt Karlsruhe in ihrer Mitteilung. Dabei wird aber erneut eine der wenigen verbliebenen "belastbaren" Zufahrten in die Stadt vorsätzlich "behindert"! Es hat fast den Eindruck, dass man auch hier die Stadt von der Region abhängen möchte.

Denn neben der "Umfahrungsmöglichkeit" (eine andere gibt es ja quasi nicht mehr, will man in die Stuttgarter Straße) mittels Kopfwender an der Ampelkreuzung Ludwig-Erhard-Allee/Hennebergstraße (die aber zeitlich nicht ausreichend ist für das vermehrte Verkehrsaufkommen) wird von den Planern eine Umfahrung über die Kapellenstraße (Zone 30 und Schule) und den Ostring erwartet (Spritvergeudung durch mehr erzwungene Kilometer), dazu kann und muss aber - das sollten Planer wissen - auch von einer Zunahme des Schleichverkehrs durch das angrenzende Wohngebiet ausgegangen werden. Eine Stellungnahme vom Bürgerverein liegt hier noch nicht vor.

Was ist mit dem abfließenden Verkehr Richtung Autobahn?
Der Verkehr, der vom Gottesauer Platz/Oststadt/Forschungseinrichtungen Richtung Süden kommt - und das sind auch bei Spielen des KSC im Wildparkstadion nicht wenige - und Richtung Autobahn möchte, fährt durch diese gewollte Veränderung quasi in eine "Sackgasse", muss am Kreisel dann Richtung Innenstadt zum "U-Turn", oder eben einen anderen Weg suchen. Noch stehen jedoch keine Info-Tafeln, die schon im Vorfeld diese Sperrung ankündigen - und am Sonntag ist das nächste KSC-Heimspiel!

Von Osten (Richtung Durlach) kommend wird der Verkehr, der in die Stuttgarter Straße fahren möchte, auf der "Kreisfahrbahn" nur noch einstreifig geführt, was die Übersichtlichkeit erhöhen soll und Unfälle reduziere. "Unsere Erfahrungen aus anderen Verkehrsversuchen zeigen, dass schon kleine Veränderungen eine große Wirkung haben können. Wir werden die Maßnahmen sorgfältig evaluieren und bei Bedarf nachjustieren", so Röhl weiter. In der Tat haben kleine Veränderungen gerade hier große Auswirkungen, denn der zentrale Platz im Osten der Stadt wird so zu einer Barriere entwickelt, der den Verkehrsfluss Richtung Autobahn in bestimmten Bereichen unterbindet!

"Die Polizei Karlsruhe setzt sich konsequent für die Verkehrssicherheit ein und unterstützt Maßnahmen zur Unfallreduzierung. Der Verkehrsversuch am Oststadtkreisel ist ein wichtiges Beispiel für die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Polizei", erläutert Marco Friebe, verantwortlich für den Fachbereich Verkehr im Polizeipräsidium Karlsruhe und Mitinitiator der Fachgruppe.

Das Tiefbauamt wird den Verkehrsversuch – witterungsabhängig – in der 12. Kalenderwoche umsetzen. Der Versuch wird über mehrere Monate (geplant ist ein Jahr) hinweg geführt und durch die Fachgruppe begleitet.

Ansicht der neuen Verkehrsführung aus der Vogelperspektive | Foto: Stadt Karlsruhe, Ordnungs- und Bürgeramt
Auch nach Spielen im Wildparkstadion ist die Verbindung zwischen Oststadt/Gottesauer Platz und Südtangente noch als Abreise-Möglichkeit angegeben. Doch die Stadt Karlsruhe will diese Option zwischendrin kappen! | Foto: Screenshot KSC
Autor:

Jo Wagner

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