Nachgefragt bei Marianne Difflipp-Eppele, Ärztin für Allgemeinmedizin
„Erkennen, ob ein Patient stationär behandelt werden muss“
Karlsruhe. Der Mangel an Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel in der Region ist seit Wochen ein Thema, zudem auch die Angst von Patienten und Praxismitarbeitern, sich im Alltag in einer Praxis mit dem Virus anzustecken. Niedergelassene Ärzte, Krankenhausärzte, Rettungsdienst und das Gesundheitsamt haben Anfang März in Karlsruhe die „ZACK“ auf den Weg gebracht, die „Zentrale Abstrichstelle Corona für Karlsruhe“ (das „Wochenblatt“ berichtete), bei der ausschließlich Abstriche durchgeführt werden. „Wochenblatt“-Redaktionsleiter Johannes Wagner fragte nach bei der Ärztin für Allgemeinmedizin Marianne Difflipp-Eppele. Sie arbeitet seit 2000 in Durlach in ihrer eigenen Praxis, ist in verschiedenen Funktionen für die „Kassenärztliche Vereinigung“ Baden-Württemberg tätig – und eine der „ZACK“-Initiatoren, die jetzt die „Fieberambulanz“ in Karlsruhe betreut.
???: Wie kamen Sie zur „Fieberambulanz“?
Marianne Difflipp-Eppele: Die Idee, eine zentrale Stelle außerhalb der bestehenden Praxen zu suchen, in der mehrere Ärzte arbeiten können, ergab sich zum Schutz der Ärzte ohne Schutzausrüstung, der chronisch Kranken, die sich nicht mehr in ihre vertraute Hausarztpraxis wagten, und zum sparsamen Umgang mit der vorhandenen Schutzausrüstung. Am 24. März hat das Landratsamt die bezugsfertigen zukünftigen Räume des Gesundheitsamts zur Verfügung gestellt. Die Räumlichkeit war so ideal, dass ich dort innerhalb von nur zwei Tagen eine funktionsfähige Arztpraxis auf die Beine stellen konnte. Seither arbeitet dort aktuell von Montag bis Freitag ein zusammengehöriges Team aus Arzt und medizinischem Fachangestellten.
???: Wer kommt dort hin und was wird dort gemacht?
Difflipp-Eppele: Die Zuweisung erfolgt über die Hausarztpraxen, die die Patienten vormittags für den jeweiligen Nachmittag anmelden. Abstriche werden nur bei medizinischem und Pflege-Personal vorgenommen sowie schwerer erkrankten Patienten, die bei uns untersucht werden. Wir untersuchen also Patienten, bei denen eine COVID-19-Infektion möglich ist. Wir messen Fieber, Blutdruck, Sauerstoffsättigung des Bluts, Herz- und Atemfrequenz. Durch eine körperliche Untersuchung können wir in der Fieberambulanz Infektionen erkennen, die beispielsweise durch eine Antibiotika-Gabe behandelt werden können. Für COVID-19 existiert noch keine wirksame Therapie – hier ist unser Ziel, zu erkennen, ob ein Patient stationär behandelt werden muss.
???: Fühlen Sie sich sicher an solch einer exponierten Stelle?
Difflipp-Eppele: In der Fieberambulanz werden die Schutzausrüstungen ressourcensparend eingesetzt, so dass wir hier gut geschützt sind. Zudem hat die KV noch ein so genanntes „Corona-Mobil“ im Einsatz, das zu den nicht gehfähigen Patienten nach Hause kommt und dort untersucht und gegebenenfalls Abstriche entnimmt.
???: Wie ist Ihr Eindruck von der aktuellen Situation?
Difflipp-Eppele: Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen ist noch sehr gering. Allgemein gefürchtet werden Ausbrüche in beschützenden Einrichtungen wie Pflegeheimen, da in solch einem Fall viele Patienten gleichzeitig drohen, beatmungspflichtig zu werden.
„Das geht uns alle an“ ist eine Initiative des „Bundesverbandes Deutscher Anzeigenblätter“. Auch die „Wochenblätter“ möchten die Corona-Krise sachlich und unaufgeregt begleiten. Wichtige Infos über den Virus, über Schließungen und Absagen in unserer Region – aber auch darüber, welche Auswirkungen die Krise auf Menschen, Vereine und Unternehmen hat, sind Bestandteil unserer Berichterstattung. Aktuelles gibt's auf www.wochenblatt-reporter.de/coronavirus
Autor:Jo Wagner |
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