24. Breakfast Talk
Impulsgeber Prof. Andreas Gerdes (KIT): „Wir planen und bauen ohne Nachhaltigkeit!“

Impuls, Diskussion und Perspektivwechsel, das ermöglicht der Karlsruher Breakfast Talk seit 2016. Von linkes Jörg Schröder (Caemerer Lenz), Prof. Andreas Gerdes (KIT), Elke Sieber (sieber l wensauer-sieber l partner) und Daniel Wensauer-Sieber (sieber l wensauer-sieber l partner).  | Foto: Foto: Jürgen Rösner.
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  • Impuls, Diskussion und Perspektivwechsel, das ermöglicht der Karlsruher Breakfast Talk seit 2016. Von linkes Jörg Schröder (Caemerer Lenz), Prof. Andreas Gerdes (KIT), Elke Sieber (sieber l wensauer-sieber l partner) und Daniel Wensauer-Sieber (sieber l wensauer-sieber l partner).
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Ein Breakfast Talk, bei dem Impulsgeber Prof. Andreas Gerdes viele Brücken schlug und für ein anderes Denken beim Bauen warb. „Wenn wir von Anfang an mit mehr Prävention arbeiten würden, würde unsere Infrastruktur länger halten“, so der promovierte Bauchemiker, „Aber wir planen und bauen ohne Nachhaltigkeit.“ Und so schlug er die erste Brücke in die Antike zu den Pyramiden, die seit 4.500 Jahren Bestand haben.

Engagiert und kundig entführte Impulsgeber Prof. Andreas Gerdes in die Welt des nachhaltigen Bauens mit konkreten Beispielen und vielfältigen Hintergründen. | Foto: Foto: Jürgen Rösner
  • Engagiert und kundig entführte Impulsgeber Prof. Andreas Gerdes in die Welt des nachhaltigen Bauens mit konkreten Beispielen und vielfältigen Hintergründen.
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Nachhaltige Pyramiden und antiker Jahrtausend-Mörtel

„Mit Seife und Alaun wurden bei den Ägyptern die Ziegelsteine gegen aufsteigende Feuchte imprägniert“, erklärt Gerdes den interessierten Zuhörern, davon viele aus der Baubranche. Und auch im antiken Rom wusste schon Vitruv wie nachhaltiges Bauen funktioniert. Technologietransfer im Bauen durchzog über Jahrhunderte die Antike und Vitruv hatte wesentliche Ergebnisse in seinem Werk festgehalten. Ein von Gerdes untersuchtes Ergebnis sind die Zisternen auf der Insel Pantelleria, die heute auch nach über 2.000 Jahre noch wasserdicht sind. „Wo heute bereits wenige Jahre nach der Applikation moderne zementgebundene Beschichtungen Schäden aufweisen,“, hat Gerdes mit einem Team untersucht, „waren Punier und Römer in der Lage, einen Mörtel zu entwickeln, der auch nach Jahrtausenden noch Bestand hat.“

Versiegeln statt Sanieren

Wie das auch heute gelingen kann, macht der Gründer und Leiter des KIT Innovation Hubs am Beispiel des modernen Brückenbaus deutlich: „Wären wir zum Beispiel bereit, beim Bau pro Quadratmeter Brückenoberfläche zehn weitere Euro für eine Versiegelung auszugeben“, so der an der ETH Zürich promovierte Gerdes, „könnten wir nachweislich verhindern, dass zum Beispiel Salze aus dem Winterdienst entscheidend in den Beton eindringen.“ So könnte die Dauerhaftigkeit von Bauwerken deutlich erhöht werden. Statt nach einem Neubau nach ca. 20 bis 30 Jahren Nutzungsdauer aufwändig alle zehn erneut sanieren zu müssen, ist der von Gerdes empfohlene Weg von Anfang an präventiv tätig zu werden.

Nachhaltigkeitsdreieck um Technologie erweitern

Durch Baubegleitung, Planung, veränderte Ausschreibungsregularien und eine Qualitätssicherung, was Baustoffe und deren Verarbeitung betrifft, sieht er Möglichkeiten, an die alten Traditionen der Antike anzuknüpfen. „Bis in die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts haben wir viel Innovation im Bau erlebt“, führt Gerdes aus, „heute wollen wir vor allem kostengünstig bauen mit dem Resultat: keine Nachhaltigkeit.“ Um dies zu ändern, plädiert der Professor dafür, das Nachhaltigkeitsdreieck von Ökologie, Soziales und Ökonomie, um die Ebene der Technologie zu erweitern. „Nur wenn wir Innovationen einführen, Hochleistungswerkstoffe einsetzen sowie Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit zum Ziel machen, haben wir die Chance, den 160 Milliarden Investitions-Rückstau in Deutschlands Kommunen abzubauen.“ Dieser Stau fängt schon beim ausgewählten Fliesenkleber im öffentlichen Schwimmbad an, wo sich nach sechs bis zehn Jahren die ersten Fliesen im Becken wieder lösen. Mit einem besser geeigneten Kleber würde das nicht passieren.

Vor und nach dem Impuls kann im kleinen Kreis weiterdiskutiert werden. Neue Erkenntnisse eingeschlossen.  | Foto: Fotos: Jürgen Rösner.
  • Vor und nach dem Impuls kann im kleinen Kreis weiterdiskutiert werden. Neue Erkenntnisse eingeschlossen.
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Das Laufenmühlen-Viadukt im Kosten- und Zeitrahmen instandgesetzt

Die große Mammutaufgabe der Ertüchtigung der Infrastruktur kann laut Gerdes aber nur gelingen, wenn Bauen und Instandsetzen zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe und Perfomance statt Preis zum Maßstab gemacht werden. Wie das im Einzelnen aussieht, erarbeitet und erforscht Gerdes mit seinem Team am Innovation Bau Hub Prävention im Bauwesen des KIT. Ganz konkret werden hier neue Brücken und auch Brücken neu geschlagen, wie er am konkreten Beispiel Laufenmühlen-Viadukt verdeutlich. Diese Anfang des 20. Jahrhundert gebaute Eisenbahnbrücke konnte mit Hilfe des Hubs nachhaltiger saniert werden als auf heute üblichem Wege. Unter dem Strich standen von 3,2 Mio. Euro auf 2,2 Mio. Euro reduzierte Kosten, ein eingehaltener Zeitplan und ein wieder ertüchtigtes Denkmal – Dank Planung und Bauen mit nachhaltigen Ansätzen.

Elke Sieber, Partnerin bei swsp, stellt den Impulsgeber Andreas Gerdes in sehr persönlicher Art und Weise dem Publikum vor.  | Foto: Foto: Jürgen Rösner.
  • Elke Sieber, Partnerin bei swsp, stellt den Impulsgeber Andreas Gerdes in sehr persönlicher Art und Weise dem Publikum vor.
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Hintergrund zum Breakfast Talk

Der Breakfast Talk ist eine gemeinsame Initiative von der Rechtsanwaltskanzlei Caemmerer Lenz und der Beratung sieber l wensauer-sieber l partner.Weil wir alle von neuen Impulsen profitieren und gemeinsam bessere Antworten finden werden, laden wir Führungskräfte, Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, Vorstände und Aufsichtsräte regelmäßig zum Karlsruher Breakfast Talk ein.

Wir möchten damit Mitgestaltern von Unternehmen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, ein hochkarätiges Forum zum Gedankenaustausch und Netzwerken bieten. Sie finden hier wegweisende Impulsgeber, frische Ideen, kreative Ansätze und jede Menge Erfahrung. Let’s talk.

Bisherige Impulsgeber

1. Christoph Werner, Geschäftsführer dm-drogeriemarkt, „Der Kunde als Arbeitgeber. Impulse zu nachhaltigem und wertvollem Wirtschaften aus Sicht des dm-drogerie marktes“
2. Bernhard Slavetinsky, Vorstandsvorsitzender PSD-Bank, „Die soziale Verantwortung von Unternehmen am Beispiel der PSD-Bank“
3. Philipp Keil, geschäftsführender Vorstand SEZ l Stiftung Entwicklungszusammenarbeit BaWü, „Agenda 2030: Unternehmen neu denken mit Werten und globalem Blick“
4. Iris Schmitz-Kleinhenz, Leiterin Compliance & Datenschutz der EnBW AG, „Zwischen Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften und Gewinn von Reputation - die EnBW auf dem Weg zu einer Compliance-Kultur“
5. Dr. Günther Beckstein, Ministerpräsident a. D., „Das geistige Erbe der Reformation – Leuchtturm und Leitidee für Wirtschaft und Politik von heute“
6. Prof. Dr. Paul Kirchhof, Richter des BVerfG a. D., „Rechtsfolgen der aktuellen Entwicklung in der Europäischen Union“
7. Thomas Sattelberger, Personalvorstand a. D., „Führungsherausforderungen in der digitalen Ära“
8. Heinrich Haasis, Präsident des Weltinstituts der Sparkassen, „Öffentlich-rechtliche Banken als Ermöglicher“
9. Jerome Fuchs, Kommandeur der GSG 9, „Führen und Entscheiden in angespannten Situationen“
10. Dr. Sven J. Körner, Geschäftsführer thingsTHINKING GmbH, „Artificial Intelligence Demystified“
11. Prof. Dr. Conny Mayer-Bonde, Mitglied des Nationalen Normenkontrollrates, „Wieviel Bürokratie brauchen wir?“
12. Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands e.V., Genossenschaftlich führen, Genossenschaftlich arbeiten“
13. Prof. Dr. Christoph Schönfelder, Geschäftsführer der KLAR* UG, „MACHT.SINN: Kein Bock auf Montag“
14. Gisela Erler, Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung. „Vom Mitreden, Mitgestalten und Mitentscheiden“
15. Prof. Dr. Stephan Sonnenburg, Professor für »Branding, Creativity and Performative Management«, „So kommen Sie auf richtig gute Ideen!“
16. Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg, Leiterin des Instituts für Nachhaltiges Management IISRH, „Mit starker Kommunikation digitale Zukunft gesund gestalten“
17. Home Office 5 Tipps von 5 Experten, “Home Office perfect(er) – mit 5x5 Profi-Tipps für Führungskräfte“
18. Dr. Thomas Unnerstall, ehem. Geschäftsführer Stadtwerke Karlsruhe, „Faktencheck Nachhaltigkeit: Ökologische Botschaften können durchaus gute Botschaften sein“
19. Dr. Ela Bingel-Erlenmeyer, Senior Group Lead und Deputy Director Clinical Affairs im Schweizer Medizintechnik-Unternehmen Geistlich Pharma AG, „Innovative Ideen, zukunftsfähige Produkte, internationale Märkte: Lernen vom Zukunftsmarkt Medizintechnik“
20. Prof. Dr. Frank Brettschneider, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, Kommunikationstheorie an der Universität Hohenheim „Wie wird CEO-Kommunikation verständlich? Reputation und verständlich Reden als Führungsaufgabe“
21. PD Dr. Stefan Ruppert, Personalvorstand des Medizintechnik-Unternehmens B. Braun SE, „Menschen mitnehmen als Führungsaufgabe – in Politik und Wirtschaft“
22. Dr. Justus Bobke, Vorsitzender Verband 3DDruck e.V., „Bilder einer additiven Ausstellung, Chancen durch den 3D-Druck für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit“
23.   Matthias Hümpfner, Vorstandsvorsitzender der künftigen Volksbank pur eG, "Volksbank pur - persönlich und regional. Unser Weg zur großen regionalen Volksbank“
24.    Prof. Dr. Andreas Gerdes, wissenschaftlicher Leiter des KIT Innovation Hub, „Wir planen und bauen ohne Nachhaltigkeit! Infrastruktur ertüchtigen zwischen Nachhaltigkeit und Kosten-Effizienz"

Autor:

Daniel Wensauer-Sieber aus Karlsruhe

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