Karlsruher "Müll-Chaos" geht weiter
Jetzt kommt für erste Bürger eine Änderung der Abfallentsorgung / Kommentiert
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Karlsruhe. Diese Änderung der Wertstoffsammlung in Karlsruhe, weg vom städtischen Amt für Abfallwirtschaft, hin zum privaten Betreiber "Knettenbrech und Gurdulic", hat immer mehr Folgen - aber immer zum Nachteil der Bürgerinnen und Bürger!
Unzuverlässige Abholung, stehengelassene Tonnen, angeblich zu weit entfernte Tonnen, verschlossene Türen, keine Schlüssel für die Öffnung durch die "Müllmänner", Stufen oder Steigungen: Jahrzehntelang war das alles kein Problem in Karlsruhe, die Abholung funktionierte - ohne wenn und aber! Doch mit dem Wechsel der Wertstoffsammlung von der Stadt zum privaten Betreiber hat das Schlamassel in Karlsruhe angefangen - und jetzt hat die offensichtliche Ungenauigkeit bei der Ausschreibung weitere Folgen!
Wertstoffsammlung ist die "Büchse der Pandora"
Das zuständige Dezernat von Bürgermeisterin Bettina Lisbach hat mit dem Wechsel der Wertstoffsammlung gewissermaßen diese "Büchse der Pandora" geöffnet. Einmal "geöffnet", lässt sich das leider nicht mehr einfangen, ist es nicht mehr kontrollierbar. Leidtragende sind bei der Sache die Bürger, die zwar brav ihre Müllgebühren zahlen müssen, aber ein ums andere Mal schlechteren Service dafür in Kauf nehmen müssen!
Lapidare Meldungen, statt Erklärung oder Entschuldigung
Statt von Anfang an umfassend Bürger zu informieren, die offensichtlichen Fehler einzugestehen oder sich gar für das angerichtete Schlamassel zu entschuldigen, hat das zuständige Dezernat darauf hingewiesen, es ändere sich nichts, hat dann gemauert, ist dann abgetaucht, hat dann versucht, die Situation mit finanziellem Einsatz zu verbessern - es dabei aber leider weiter verschlimmert! Dann haben die städtischen "Müllmänner" einspringen müssen, mussten da eingreifen, wo die privaten nicht mehr wollten. Bei Stufen, im Keller, hinter verschlossenen Türen, bei weiten Entfernungen. Kein Wunder regte sich dann auch bei ihnen Widerstand: "Warum müssen wir das machen"? Die "Büchse der Pandora" war aber schon geöffnet - mit weiteren Folgen, denn nun kippt Standort für Standort - auch für die Abholung der anderen "Müllsorten"; Restmüll, Bio und Papier!
"Müll-Chaos" mit plötzlichen Folgen für viele Bürger
Ab Montag, 13. Januar 2025, wird nun die Abholung von Restmüll-, Biomüll- und Papierbehältern an den ersten Standorten geändert! 50 Adressen im Bereich der Hirschbrücke seien betroffen, so die Stadt, Adressen, bei denen die Abholung nicht mehr von den bisherigen (jahrzehntelangen) Standplätzen erfolge, da diese "plötzlich" nicht den Vorgaben der Abfallentsorgungssatzung entspreche.
In diesem Bereich rund um die Hirschbrücke sind etliche Häuser, die (wenig überraschend ob der Bebauung) nur über Treppenstufen oder lange Laufwege erreichbar sind. "Das Heben, Tragen, Ziehen und Schieben der Abfallsammelbehälter an diesen Adressen führt in der hohen Konzentration zu erheblichen gesundheitlichen Belastungen für die Mitarbeitenden auf den Abfallsammeltouren", schreibt nun die Stadt Karlsruhe lapidar in der aktuellen Mitteilung!
Jahrzehntelang war das kein Thema
Dies habe der Arbeitssicherheitsdienst der Stadt Karlsruhe nach Überprüfung vor Ort festgestellt. Jahrzehntelang wurde das aber nicht moniert! Aber plötzlich ist es ein Thema, nachdem die Stadt Karlsruhe das "Müll-Chaos" selbst angerichtet hat! Das "Team Sauberes Karlsruhe" (TSK), wie sich das Amt für Abfallwirtschaft nun moderner nennt, habe bereits in der Vergangenheit durch erhöhten Personaleinsatz die Belastungen der einzelnen Mitarbeiter reduziert, um den Vorgaben der Arbeitssicherheit gerecht zu werden. Trotzdem sei nach Auffassung des Arbeitssicherheitsdienstes eine Umstellung zwingend erforderlich.
Peinliches Verhalten der Stadtverwaltung
Nicht alle Gebäude rund um die Hirschbrücke seien laut Stadt Karlsruhe aber von dieser Maßnahme betroffen. Die betroffenen Eigentümer und Verwaltungen seien im September 2024 über die anstehenden Änderungen informiert worden. Im Anschluss wurden Beratungen durch den städtischen Müllbetrieb angeboten, was mitunter von Betroffenen angenommen wurde, die aber bei dieser Gelegenheit auch ihren massiven Protest - auch deutlich in der Sprache - artikulierten. Denn eine Lösung bietet die Stadt Karlsruhe in der Sache nicht, den müssen Bürger selbst organisieren - dazu aber die Müllgebühren weiterzahlen!
Von wegen, die Stadt informiert umfassend: Mit einer Flyeraktion sollen nun die betroffenen Haushalte über die anstehende Änderung informiert werden. Man könne auch nachfragen, ob der eigene Haushalt betroffen sei, schreibt die Stadt in ihrer Meldung. Doch eine Lösungssuche oder ein Lösungsangebot sieht anders aus!
Stadt gibt "Schwarzen Peter" an Bürger weiter
Bürger müssen das nun organisieren; denn Tonnen künftig dauerhaft auf den Gehweg zu stellen, sei auch nicht gestattet, weil - wenig überraschend - die Gehwegbreite nicht ausreiche! Wie Hohn liest sich dazu der Hinweis der Stadt Karlsruhe: "Anwohnende werden gebeten, ihre Abfallsammelbehälter am Entleerungstag rechtzeitig am Straßen- oder Gehwegrand bereitzustellen. Nach der Leerung sind die Behälter unverzüglich wieder an ihren ursprünglichen Standplatz zurückzubringen." Unverzüglich? Muss man also neben der Tonne warten, bis sie geleert ist, um sie dann wegzubringen? Sorry: Wie realitätsfremd ist das denn?!
Das zuständige Dezernat kennt offensichtlich die eigene Stadt nicht
Ein schneller Blick auf die Bebauung in großen Teilen der Stadt lässt auch Laien erkennen, dass das mit den Häusern rund um die Hirschbrücke nur die Spitze des Eisbergs sein wird - andere Stadtteile werden wohl leider in der Angelegenheit folgen, denn die klassische Bauweise aus dem 19. Jahrhundert beinhaltet innerstädtisch in dicht bebauten Stadtteilen eben vielfach Treppen am Eingang, keine Vorgärten und wenig Raum zwischen den Gebäuden, wo man Tonnen abstellen könnte.
Jetzt formuliert die Stadt Karlsruhe die Anforderungen an einen Standplatz: "Er darf maximal 15 Meter vom Halteplatz des Sammelfahrzeugs entfernt sein und die Transportwege müssen ebenerdig und ohne Stufen oder Steigungen über 5 Prozent angelegt sein." Dass dies in sehr vielen Karlsruher Haushalten nicht so ist, ist kein "Geheimnis", zeugt jedoch von offensichtlicher Unkenntnis bei jenen, die mit dem Text für die Vergabe der Wertstoffsammlung betraut waren!
Das "Karlsruher Müll-Chaos" hat die Stadtverwaltung ihren Bürgern selbst eingebrockt - aber das zuständige Dezernat macht es sich hier zu einfach, indem der "Schwarze Peter" bei der Sache einfach nun an die Bürger weitergegeben wird. Nicht wundern dürfen sich bei diesem Schlamassel dann aber die "städtischen Saubermänner", wenn Bürger in den kommenden Monaten vermehrt zu kreativen Lösungen greifen - ihren Müll dann vielleicht auch einfach selbst entsorgen.
Autor:Jo Wagner |
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