Karlsruher Student fährt rund 15.000 Kilometer
Mit dem Motorrad zur Hilfe nach Nepal
Karlsruhe. Ob spontane Einladung zu einer Hochzeit im Iran oder bewaffneter Begleitschutz auf dem Rücksitz auf dem Motorrad in Pakistan: „Die Tour nach Nepal war mehr als beeindruckend – mit jeder Menge Erlebnisse“, erzählt Christof Wörz von seiner 65-tägigen Anreise über rund 15.000 Kilometer nach Kathmandu. Der 24-Jährige studiert nach seiner Maurerlehre Bauingenieurwesen an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft – geht jetzt aber für das Praxissemester zur Aufbauhilfe nach Japhe, die Himalayan Spirit Academy so erdbebensicher wie möglich zu machen.
Die Hochschule betreut seit ein paar Jahren dieses Projekt, eröffnet dabei Studierenden die Möglichkeit, Theorie vor Ort gleich in der Praxis anwenden zu können. „Als mich die Hochschule im Frühjahr fragte, ob ich an diesem Projekt teilnehmen möchte, war mir klar, dass ich da zusage – aber dann auch mit dem Motorrad hinfahre, schließlich mache ich jedes Jahr eine Tour“, so Wörz: „Das ist ein einmaliges Erlebnis – und dafür habe ich dann auch gleich die Visa beantragt.“
Die Tour hatte der aus Saarburg bei Trier stammende aber nicht minutiös durchgeplant, sondern nur grob gegliedert: „Ich wollte spontan agieren können, Highlights noch einbauen – auch mit Blick auf das Wetter. Das klappte bestens, an 63 von 65 Reisetagen war es trocken. “ Über die Balkanroute ging es mit seiner normalen (nicht umgebauten) BMW F650 nach Istanbul, dann durch die östliche Türkei, „weit genug von der syrischen Grenze entfernt“, in den Iran, nach Pakistan, am Taj Mahal vorbei durch Nordindien bis zur nepalesischen Hauptstadt Kathmandu.
„Egal wo, die Menschen kamen zu meinem Motorrad, setzen ihre Kinder drauf, gaben Routentipps, wollten wissen, woher ich komme, wollten Infos zu meiner Maschine, machten Selfies – natürlich mit dem Logo der Maschine. Ich glaube, ich bin jetzt auf etlichen Hundert Handys gespeichert“, lacht Wörz: „Sogar die Polizei gab Fahrt-Tipps, in der Osttürkei wurde ich von ihnen vor Wildschweinen gewarnt.“ Die Einreise in den Iran ging zwar ohne Komplikationen, doch „da wurde ein Stempel vergessen, das merkte ich dann bei der ersten Übernachtung, als es Schwierigkeiten gab. So musste ich nach Teheran zur 'Passport Police'. Dort hat man mich durch das gesamte Gebäude geführt, dabei allen vorgestellt – und mich dann auch noch zu einer privaten Hochzeit eingeladen“, schildert Wörz, der dann drei Tage dort blieb: „Faszinierend, diese Gastfreundschaft, diese Abläufe, diese Farbenpracht.“
„Alle Straßen waren gut, wenn das Wetter mitspielte“, schmunzelt Wörz: „Nur auf Motorräder nehmen sie nicht unbedingt Rücksicht – und der Verkehr ist mitunter knallhart: Die fahren sogar auch auf der Gegenspur.“ Vom Iran rüber nach Pakistan, erst durch die Provinz Belutschistan – aber das geht aber nur mit Eskorte, „ob im gepanzerten Fahrzeug, im Privatauto oder sogar hinter mir auf dem Rücksitz mit einem bewaffneten Soldaten“, schildert Wörz: „Da hatte ich das volle Programm, sogar mit Wächter der Maschine und vor meinem Zimmer.“ Danach ging's wegen der Dokumente durch die Regionalhauptstadt bis zu einer Brücke, die eingestürzt war wegen eines überladenen Lkw. Warten war angesagt – bis dann die chinesische Grenze im Norden erreicht war. „Den Tipp gab es von den anderen Reisenden, immerhin ist der Grenzübergang in 4.700 Meter Höhe.“ Besonders inspirierend waren unterwegs die vielen Treffen mit den anderen Reisenden, „man tauscht sich aus, gibt Adressen weiter, fragt nach Routen, Preisen für den Sprit und Hinweisen – und in Pakistan fuhren sogar Mitglieder der Bikerszene ganze Abschnitte mit, zeigten den Weg, wollten das Erlebnis teilen.“
Nur die Grenze zwischen Pakistan und Indien „war streng. Da musste ich alles abladen, das Gepäck wurde von einem Hund beschnüffelt und ging danach sogar noch durch einen Scanner“, schildert Wörz, der auf der langen Tour fast vor Schäden verschont geblieben ist, es gab nur einen Platten und zwei technische Defekte, „aber Hilfe war immer schnell da – und als der Spannungsregler durchgebrannt war, hat mich sogar ein Rikschafahrer abgeschleppt. In der Werkstatt wurde mir dann ein Teil eines Rikschas eingebaut. Läuft!“, lacht Wörz, der sich die Tour „etwas komplizierter vorgestellt hatte, besonders auch die Grenzübergänge. Und mit Hilfe eines Piktogramm-Büchleins kam er auch sprachlich gut durch – außer im Iran, „da sprach kaum jemand Englisch.“ Den Rückweg nach Deutschland lässt er sich übrigens noch offen, „erstmal bin ich jetzt an der Schule in Japhe, um zu helfen.“ (jow)
Infos: himalayanspiritacademy.edu.np
Autor:Jo Wagner |
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