Papst Franziskus ist tot: Wie er den Vatikan prägte

- Papst Franziskus ist am Morgen des Ostermontags gestorben: Der Oberhirte der römisch-katholischen Kirche liebte es, unter Menschen zu sein.
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Katholiken in aller Welt blicken traurig auf den Vatikan in Rom: Am Morgen des Ostermontags ist Papst Franziskus gestorben.
Papst Franziskus. Das Bild aus frühen Tagen als Oberhaupt der katholischen Kirche bleibt in Erinnerung: Papst Franziskus steigt in einen Kleinwagen und lässt sich durch Rom chauffieren. Im Auftreten unterschied er sich deutlich von seinem Vorgänger Papst Benedikt. Nicht nur wegen der Wahl seines Fahrzeugs, auch in Kleidungsfragen. Franziskus bevorzugte das klassische Weiß für seine Soutane. Benedikt war Jahre zuvor weltweit wegen seines roten Mantels und seiner leuchtend roten Schuhe aufgefallen.

- Speyerer zu Gast in Rom: Priesteramtskandidaten aus der Pfalz trafen im Jahr 2015 zusammen mit Bischof Wiesemann (vorne, 3. von rechts) und dem heutigen Generalvikar Markus Magin (vorne, 3. von links) Papst Franziskus.
- Foto: Privat/L'Osservatore Romano
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Papst Franziskus: Im Gästehaus des Vatikans gerne in Gesellschaft
Papst Franziskus bevorzugte die Bescheidenheit. Er war gerne unter Menschen und lebte deswegen im Vatikan-Gästehaus Santa Marta. Mit seiner Nähe zu den Leuten machte er immer wieder auf sich aufmerksam, auch dann, wenn er am Welttag der Armen in der Audienzhalle des Vatikans mit 1300 Bedürftigen zu Mittag aß. Die Gesellschaft mit anderen Gästen im Gästehaus zog er auch im heißen römischen Sommer den etwas kühleren Temperaturen in den nahe liegenden Albaner Bergen vor. Statt wie seine Vorgänger die heißen Wochen in der abgelegenen päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo zu verbringen, bevorzugte er die Geselligkeit im Gästehaus Santa Marta.
Überhaupt hob sich Papst Franziskus von seinen Vorgängern ab: Als Argentinier war er seit Jahrhunderten der erste Nicht-Europäer im Papst-Amt. Und als Jesuit saß zum ersten Mal ein Mitglied dieses Ordens auf dem Stuhl Petri.
Geboren wurde Papst Franziskus als Jorge Mario Bergoglio am 17. Dezember 1936 in einem Vorort von Buenos Aires. In der Hauptstadt von Argentinien erlebte das jetzt mit 88 Jahren verstorbene Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche wichtige Stationen seines Lebens. Hier absolvierte er nach der Schule eine Ausbildung zum Chemiker. Hier wurde er 1992 zum Weihbischof geweiht und 1998 zum Erzbischof ernannt. Erzbischof von Buenos Aires blieb er bis zum 13. März 2013, als er im Vatikan zum Papst gewählt wurde und sich den Namen Franziskus gab. Seither war er als Oberhirte der römisch-katholischen Kirche gleichzeitig Bischof von Rom.

- Papst Franziskus - bescheidenes Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, der die Nähe zu den Menschen mochte.
- Foto: Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Maximilian von Lachner
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Papst Franziskus: Ein letztes Urbi et Orbi am Ostersonntag
Zuletzt blickten Menschen in der ganzen Welt besorgt nach Rom und auf den Vertreter Christi auf Erden. Wegen einer Lungenentzündung musste er wochenlang im Krankenhaus bleiben. Sein Gesundheitszustand beschäftigte bis zuletzt nicht nur die Katholiken. Gerade am Ostersonntag schauten sie nach Rom. Bis zuletzt, bis er im Rollstuhl auf den Balkon des Vatikans geschoben wurde, stellte sich die Frage: Wird der Papst den Segen Urbi et Orbi sprechen? Ist er wieder stark genug dafür? Ja, geschwächt spendete er am Ostersonntag, einen Tag vor seinem Tod, zum letzten Mal den Segen.
Erinnerungen kamen auf an Ostern 2005, als der schwerkranke Papst Johannes Paul II. ebenfalls ein letztes Mal den Segen spendete, was ihm allergrößte Mühe abverlangte.
Papst Franziskus starb am Ostermontag 2025 um 7.35 Uhr, nicht einmal 24 Stunden nach seinem letzten Segen Urbi et Orbi und der anschließenden Fahrt über den Petersplatz, bei der er den Gläubigen noch einmal nahe war.
Urbi et Orbi: "Der Stadt und dem Erdkreis"
Der Papst spendet mit den lateinischen Worten Urbi et Orbi den Segen "der Stadt und dem Erdkreis", wie es ins Deutsche übersetzt heißt. Damit sind die Stadt Rom, deren Bischof er neben seinem Papstamt ist, und die ganze Welt gemeint. Zum ersten Mal spricht er Urbi et Orbi bei der Heiligen Messe gleich nach seiner Wahl und an den großen Festtagen im Kirchenjahr der römisch-katholischen Kirche.
Glockenläuten und Trauerbeflaggung in der Pfalz
Im knapp zwölfjährigen Pontifikat von Papst Franziskus "hat sich das Gesicht der katholischen Kirche tiefgreifend verändert. Vom ersten Tag seiner Wahl zum Bischof von Rom und zum Hirten der Gesamtkirche hat er sich – mit aufrüttelnden Worten und durch eindrückliche Gesten – für eine demütige und den Menschen zugewandte Kirche eingesetzt“, schreibt der Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in einem Brief an die Pfarreien und die Mitarbeitenden des Bistums, in dem er seine tiefe Trauer um den verstorbenen Papst Franziskus zum Ausdruck bringt. Wiesemann erinnert an seine persönlichen Begegnungen mit Papst Franziskus beim Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro oder beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe 2022.
Als Zeichen der Trauer und Dankbarkeit ordnete Wiesemann für das ganze Bistum ein viertelstündiges Glockenläuten am Dienstag, 22. April 2025, um 12 Uhr an. Er rief dazu auf, bis zum Begräbnis von Franziskus an allen Kirchen Trauerbeflaggung anzubringen und in allen Gottesdiensten für den Verstorbenen zu beten.
"Mit theologischer Klugheit, diplomatischem Geschick und klaren Positionen hat Papst Franziskus die katholische Kirche durch bewegte Zeiten geführt", schreibt die protestantische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst über Papst Franziskus in ihrem Kondolenzschreiben an Bischof Karl Heinz Wiesemann. Viele Menschen hätten ihn als einen Papst erlebt, der durch seine Freundlichkeit, persönliche Bescheidenheit und Zugewandtheit beeindruckt habe.
Sein offenes und nahbares Wesen habe Brücken gebaut und viele über konfessionelle Grenzen hinweg berührt, so die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz. "Auch wir in der Evangelischen Kirche der Pfalz haben seine Art, auf Menschen zuzugehen, geschätzt. Sein Pontifikat war ein Zeichen dafür, dass christlicher Glaube immer von der Begegnung lebt – mit Gott und mit den Mitmenschen. Besonders dankbar sind wir für alle Bemühungen um ein gutes ökumenisches Miteinander, wie es uns gerade hier in der Pfalz verbindet und auszeichnet."

- Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer hat Papst Franziskus "als einen sehr beeindruckenden und weltgewandten Menschen kennengelernt".
- Foto: Vatican Media
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Ministerpräsident Schweitzer erinnert an Treffen mit Papst Franziskus
"Ich habe den Papst als einen sehr beeindruckenden und weltgewandten Menschen kennengelernt, der die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nahm. Sein Pontifikat war geprägt von einem unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft. Er rief zu Solidarität mit den Bedürftigen sowie zur Bewahrung der Schöpfung auf. Für mich war er ein Leuchtturm der Nächstenliebe", so der rheinland-pfälzische Ministerpräsident über den verstorbenen Papst Franziskus. Er hatte der Papst Franziskus gerade erst Anfang Februar 2025 in dessen Wohnsitz im Vatikan-Gästehaus Santa Marta besucht: „Trotz seiner gesundheitlichen Herausforderungen waren seine Kraft und Entschlossenheit spürbar. Das Gespräch mit ihm war eindrucksvoll, tief und auch ermutigend. Es wird mir immer in lebendiger Erinnerung bleiben.“
Schweitzer weiter: „Sein Tod markiert das Ende eines außergewöhnlichen Pontifikats, dessen Einfluss weit über die katholische Kirche hinausreicht. Papst Franziskus hinterlässt ein Vermächtnis des Mitgefühls, der Demut und des Engagements für eine gerechtere Welt. Sein Wirken wird in den Herzen vieler Menschen fortleben.“ [thk]
Stimmen zum Tod von Papst Franziskus
- "Vom ersten Tag seiner Wahl zum Bischof von Rom und zum Hirten der Gesamtkirche hat er sich – mit aufrüttelnden Worten und durch eindrückliche Gesten – für eine demütige und den Menschen zugewandte Kirche eingesetzt.“
Dr. Karl-Heinz Wiesemann, katholischer Bischof von Speyer - "Mit theologischer Klugheit, diplomatischem Geschick und klaren Positionen hat Papst Franziskus die katholische Kirche durch bewegte Zeiten geführt."
Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz - "Für mich war er ein Leuchtturm der Nächstenliebe."
Alexander Schweitzer, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz
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Autor:Thorsten Kornmann aus Karlsruhe |