Große Sammlung von "Arcarde Games" / Museum soll Bürokomplex weichen
„Retro Games“ sucht Bleibe
Karlsruhe. Bei Benedikt Gerstner und dem Verein, „Retro Games“, dem er vorsteht, könnte die Laune besser sein. Kürzlich hat er erfahren, dass sie aus dem Gebäude in Mühlburg ausziehen müssen.
Droht das Aus für den Verein?
Seit 2002 befindet sich im Gewerbegebiet in der Gablonzer Straße der Club, der bundesweit eine einzigartige Sammlung von "Arcade-Spielautomaten" besitzt. Der Verein ist der erste seiner Art in Deutschland, der sich Erhalt und Pflege der Videospielkultur gewidmet hat. 60 Originale wie „Pac-man“, „Donkey Kong“, „Asteroids“ oder „Tetris“ lassen die Herzen derjenigen höherschlagen, die in den 70er und 80er Jahre aufgewachsen sind.
Dicht aneinander gereiht stehen in dem Museum die wuchtigen Geräte mit ihren Joysticks, überall flimmert und wabert es. Weitere der Klassiker stehen dazu im Lagerraum. An Club-Abenden (vor Corona) machte der Verein "Arcade-Games" und Flipper-Automaten bei seinen Spieleabenden einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Doch damit könnte nach fast 20 Jahren bald Schluss sein: Ein Bürokomplex soll auf dem Areal entstehen.
"GEM Ingenieurgesellschaft" plane Bürogebäude
Neben „Retro Games“ sind die Alternativ-Disco „Gotec“, eine Ballettschule und Musiker-Proberäume betroffen. „Gerüchte gab es schon länger. Soweit wir wissen, soll das Haus kernsaniert und ein Stockwerk draufgesattelt werden“, sagt Gerstner. Die „GEM Ingenieurgesellschaft mbH Müller + Partner", das ist die Firma des KSC-Vizepräsidenten Martin Müller, plane ein Bürogebäude, hieße es. „Das ist offensichtlich deren Prinzip, alte Gebäude zu kaufen und eine hochpreisige Immobilie daraus zu machen“, meint er. Irritiert hat den Verein jedoch die Vorgehensweise. Es sei ein Vermesser vorbeigekommen, um die Räume in Augenschein zu nehmen. Warum dies geschehe und Infos gab es jedoch dabei keine. „Das ist schon seltsam“, so der Software-Entwickler. Mittlerweile stehe fest, das bis Juni die Räume verlassen sein müssen.
Verein möchte weitermachen
Doch Aufgeben wollen die Anhänger der Spielautomaten nicht, obwohl es aktuell keine Alternative gibt. Man wolle sich weiter nach Alternativ-Standorten im Stadt- und Landkreis umsehen. Ein Raum ab etwa 300 Quadratmetern, mit Werkstatt, Lagerfläche und guter Verkehrsanbindung schwebt dem Verein vor.
„Wir werden dann auf jeden Fall weitermachen. Es wird sicherlich nicht einfach, geeignete Räume zu finden. Viele Vermieter verwechseln uns mit einer Spielothek – und dann ist das Gespräch meist schnell beendet“, erläutert Gerstner. Der Verein habe sich auch ans städtische Kulturbüro gewandt, bekam bislang aber noch keine passenden Angebote. Einige Geräte aus dem Bestand sind zwar derzeit auch im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) gelagert, doch eine Kooperation mit der Einrichtung sei nicht geplant, auch wenn es thematisch nahe liege. Man wolle eigenständig bleiben, betont der 34-Jährige. bom
Autor:Jo Wagner |
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