Verkehrsversuch lässt Fragen offen / UPDATE
Sperrungen am Karlsruher "Oststadtkreisel"

- Viele Verkehrsteilnehmer wurden am Anfang der Woche von der veränderten Situation "überrascht". An dieser Stelle geht es nicht mehr Richtung Bahnhof über die Stuttgarter Straße.
- Foto: www.jowapress.de
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Karlsruhe. Nein, es ist kein Kreisverkehr, auch wenn man das auf den ersten Blick denkt - denn es ist eine Kreuzung. Das verwirrt vielleicht den einen oder anderen Verkehrsteilnehmer, doch eher wegen der Unübersichtlichkeit der Anlage mit mehreren Spuren, die im Kreis geführt werden, dazu Abbiegemöglichkeiten, Ampeln, Radwege, Übergänge - und dazwischen fahren auch noch Straßenbahnen. Kein Wunder, war der "Oststadtkreisel" auch schon Thema in der Sendung "extra 3" vom "NDR" - unter der Überschrift "Realer Irrsinn". (Hier ist der Beitrag: https://www.youtube.com/watch?v=oPoFx7OeyIU)

- Ansicht der neuen Verkehrsführung aus der Vogelperspektive
- Foto: Stadt Karlsruhe, Ordnungs- und Bürgeramt
- hochgeladen von Jo Wagner
Wird es wirklich eine "Verbesserung?"
Seit Montag, 17.3., bastelt die Stadt Karlsruhe erneut am "Oststadtkreisel" rum, möchte "die Verkehrssicherheit weiter verbessern", ändert dazu Regelungen, Abbiegespuren, Richtungen - und sorgt bei der Masse der Bürgerinnen und Bürger, die schon seit Jahren diesen Bereich ohne größere Probleme nutzen, weiter für Verwirrung!
Einen "Verkehrsversuch" nennt die Stadt Karlsruhe die Änderungen, die ein Jahr lang andauern sollen, dabei die komplexe Verkehrsführung "vereinfachen" soll: Denn es gehe um die erhöhte Zahl an Verkehrsunfällen, die sich insbesondere an den Zufahrten Ludwig-Erhard-Allee und Stuttgarter Straße häuften (genaue Zahlen wurden jedoch nicht angegeben).
Bereits seit Juni 2024 läuft übrigens ein erster "Verkehrsversuch" im Bereich der Stuttgarter Straße, bei dem die Spurzahl reduziert wurde, dafür Radfahrer plötzlich gegen die Fahrtrichtung geführt werden - und bei dem der Abbiegeverkehr sich erkennbar seitdem staut ...
"Wir nehmen die Sicherheit im Straßenverkehr sehr ernst und sehen uns in der Verantwortung, an besonders kritischen Stellen aktiv zu werden. Der Oststadtkreisel ist ein wichtiger Knotenpunkt, den wir für alle Verkehrsteilnehmer sicherer gestalten wollen", erklärt Jens Röhl, Leiter der Abteilung Straßenverkehr im Ordnungs- und Bürgeramt. Aufgrund der komplexen Situation arbeite eine Fachgruppe der Stadtverwaltung seit über einem Jahr an Lösungen. Neben dem Ordnungs- und Bürgeramt, dem Tiefbau- und Stadtplanungsamt sowie der Polizei wird sie fachlich von Matthias Zimmermann, Leiter der Abteilung Straßenentwurf und -betrieb am Karlsruher Institut für Technologie, unterstützt.
Intention: Zahl der Unfälle reduzieren
Ziel der Versuche sei es, durch gezielte Maßnahmen die Zahl der Unfälle weiter zu reduzieren und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen. Dem neuerlichen Verkehrsversuch gingen umfangreiche Verkehrserhebungen und Analysen voraus. Im Rahmen des Versuchs wird der Verkehr von der nördlichen Wolfartsweierer Straße vor der Radfurt nur noch einstreifig in den Oststadtkreisel geführt, wobei die linke Spur zum Linksabbieger in die Straße Am Schloss Gottesaue und die rechte zum Rechtsabbieger in die Ludwig-Erhard-Allee umfunktioniert werden.
Durch die Änderung ist eine Weiterfahrt vom Gottesauer Platz geradeaus in die Stuttgarter Straße/nach Süden oder Richtung Autobahn über die Südtangente nicht mehr möglich. Dies verbessere, so die Ansicht der Stadtverwaltung, die Sicht auf den querenden Radverkehr und den gesamten Oststadtkreisel, wodurch Konflikte und Unfälle durch Vorfahrtsverletzungen und Fahrstreifenwechsel vermieden werden könnten - doch sorgt für großflächige Änderungen und auch Staufallen!
Viele Fragen offen
Wenn die Stadt nun die Fahrbeziehung vom Gottesauer Platz Richtung Autobahn abschneidet: Wie ist die Linienführung des Busses hier? Muss der auch erst Richtung Stadt, dann wenden - um danach auf die Südtangente zu kommen. Wie ist die Ableitung des Verkehrs nach einem Spiel im Stadion zur Autobahn? Da sind viele Fragen offen, die aber vor der Sperrung geklärt werden müssen! Beispiel Buslinie 42 - zwischen Durlacher Tor und Durlach Bahnhof, die über den "Oststadtkreisel" nach Killisfeld fährt! Was ist mit den Haltestellen Gottesauer Platz und Wolfartsweierer Straße (mit Anbindung an die Straßenbahn)? Können die noch angefahren werden - oder lässt man hier die vielen Anwohner im Stich?
Nachteile für den Verkehrsfluss werden in Kauf genommen
"Die daraus resultierenden Nachteile für den Verkehrsfluss werden zugunsten des Sicherheitsgewinns bewusst in Kauf genommen", so die Stadt Karlsruhe in ihrer Mitteilung. Dabei wird aber erneut eine der wenigen verbliebenen "belastbaren" Zufahrten in die Stadt vorsätzlich "behindert"! Denn neben der "Umfahrungsmöglichkeit" (eine andere gibt es ja quasi nicht mehr, will man in die Stuttgarter Straße) mittels Kopfwender (U-Turn) an der Ampelkreuzung Ludwig-Erhard-Allee/Hennebergstraße (die aber zeitlich nicht ausreichend ist für das vermehrte Verkehrsaufkommen) wird von den Planern eine Umfahrung über die Kapellenstraße (Zone 30 und Schule) und den Ostring erwartet (Spritvergeudung durch mehr erzwungene Kilometer), dazu kann und muss aber - das sollten Planer wissen - auch von einer Zunahme des Schleichverkehrs durch das angrenzende Wohngebiet ausgegangen werden. Eine Stellungnahme liegt hier noch nicht vor, der Bürgerverein Oststadt wurde aber auch nicht explizit um eine Stellungnahme gebeten.
Was ist mit dem abfließenden Verkehr Richtung Autobahn?
Der Verkehr, der vom Gottesauer Platz/Oststadt/Forschungseinrichtungen Richtung Süden kommt - und das sind auch bei Spielen des KSC im Wildparkstadion nicht wenige - und Richtung Autobahn möchte, fährt durch diese gewollte Veränderung quasi in eine "Sackgasse", muss am Kreisel dann Richtung Innenstadt zum "U-Turn", oder eben einen anderen Weg suchen. Noch stehen jedoch keine Info-Tafeln, die schon im Vorfeld diese Sperrung ankündigen! Sicherlich ist es keine "offizielle" Strecke vom Stadion zur Autobahn, doch der Verkehr sucht seinen Weg - zur Not auch durch Wohngebiete!
Von Osten (Richtung Durlach) kommend wird der Verkehr, der in die Stuttgarter Straße fahren möchte, auf der "Kreisfahrbahn" nur noch einstreifig geführt, was die Übersichtlichkeit erhöhen soll und Unfälle reduziere. "Unsere Erfahrungen aus anderen Verkehrsversuchen zeigen, dass schon kleine Veränderungen eine große Wirkung haben können. Wir werden die Maßnahmen sorgfältig evaluieren und bei Bedarf nachjustieren", so Röhl weiter. In der Tat haben kleine Veränderungen gerade hier große Auswirkungen, denn der zentrale Platz im Osten der Stadt wird so zu einer Barriere entwickelt, der den Verkehrsfluss Richtung Autobahn in bestimmten Bereichen unterbindet!
Der Verkehrsversuch am Oststadtkreisel ist ein wichtiges Beispiel für die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Polizei, erläutert Marco Friebe, verantwortlich für den Fachbereich Verkehr im Polizeipräsidium Karlsruhe und Mitinitiator der Fachgruppe. Das Tiefbauamt wird den Verkehrsversuch, der über mehrere Monate (geplant ist ein Jahr), durch eine Fachgruppe begleiten.
UPDATE
"Erstaunte Gesichter"
Erstaunte Gesichter vieler Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteinehmer am Anfang der Woche am "neuen Oststadtkreisel" - denn "plötzlich" sind manche Fahrbeziehungen nicht mehr möglich. Die direkte Fahrt aus der Wolfartsweierer Straße Richtung Bahnhof ist dicht! Das führt zu Verunsicherung, zu Staus und auch zu kniffligen Verkehrssituationen. Vertreter des Tiefbauamts schauten sich die Situation vor Ort an.
Mehr Verkehr im Wohngebiet
Da ein Teil des Verkehrs aus der Wolfartsweierer Straße Richtung Bahnhof über die Stuttgarter Straße nun durch Fahrbahntrenner erst Richtung Innenstadt abgeleitet wird, kommt es zu häufigen und längeren Staus in der Wolfartsweierer Straße, denn auch die Durchfahrt über die Kriegsstraße wurde gesperrt!
Wer einmal in dieser Staufalle steckte, der fährt jetzt eben vorher ab, dann vielleicht durch die Frühlingstraße - leider mitten durch das Wohngebiet. Anwohner berichten von einer deutlichen Zunahme des Verkehrs, der zwischen ihren Häusern entlang der Lohfeldstraße durchfährt. Erkennbar: An der Ampel Hennebergstraße zur Ludwig Erhard Allee stehen mehr Fahrzeuge. Leider hat das Tiefbauamt die Ampelschaltung nicht angepasst! So müssen auch jene Verkehrsteilenhmer, die an dieser Kreuzung durch einen "U-Turn" zwangsumgeleitet werden, länger warten. 5, 6 Autos kommen bei einer Grünphase drüber - wenn der erste nicht "pennt".
Ampelschaltungen anpassen!
Das Grün des Wendeverkehrs sei "verkehrsabhängig verlängerbar", betont das Tiefbauamt. "Sei" bedeutet aber leider, dass es noch nicht erfolgte - trotz einer Änderung der Verkehrsführung! "Bislang war, bedingt durch die bisher geringe Verkehrsbelastung, nur selten das Schalten einer längeren Grünzeit erforderlich. Je nach Signalprogramm und Verkehrsbelastung sind 10 Sekunden Grün pro Umlauf immer schaltbar; bei günstigen Konstellationen, beispielsweise wenn der vorher freigegebene Verkehr die Grünzeit nicht voll ausschöpft, sogar bis zu 20 Sekunden. Sollten diese Zeiten wider Erwarten nicht ausreichend sein, können die Freigabezeitbereiche kurzfristig angepasst werden, um eine längere Grünzeit zu ermöglichen", so die Antwort aus dem Tiefbauamt.
Anwohner vom Bus "abgehängt"?
Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) haben - da durch den Verkehrsversuch die Strecke für die Buslinie nicht mehr geht - den Fahrweg der Buslinie 42 (Durlach Bahnhof – Durlacher Tor) in Fahrtrichtung Durlach verändert. Die Buslinie fährt nun zwischen dem Durlacher Tor und der Bushaltestelle „Tiefbauamt“ anders (siehe Grafik). Eine direkte Fahrbeziehung aus der Wolfartsweierer Straße über den Oststadtkreisel Richtung Südtangente geht nicht mehr, entsprechend entfallen in diesem Bereich auch die Halstestellen der Buslinie 42! Bürger in diesem Teil der Oststadt haben nun keine Buslinie ins Killisfeld/Durlach mehr. Für Fahrgäste wird als "Ersatz" bei der Haltestelle Tullastraße/Alter Schlachthof (deutlich längerer Fußweg) am Fahrbahnrand der Durlacher Allee ein Halt eingerichtet - allerdings auch nicht gerade barrierefrei! Dann geht es für den Bus über den Ostring bis zur Bushaltestelle Tiefbauamt - und im gewohnten Verlauf der Route weiter!






Autor:Jo Wagner |
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