Erlaubnis zur Tierhaltung entzogen / UPDATE
Tierpark Graben-Neudorf ist dicht
Graben-Neudorf. Mittlerweile ist es Fakt: Das Veterinäramt im Kreis Karlsruhe hat dem Tier- und Vogelpark Graben-Neudorf mit sofortiger Wirkung die Erlaubnis zur Tierhaltung entzogen. Folge: Die Tierhaltung muss bis zum 25. Juli aufgelöst werden.
Bei einer solchen Formulierung vom Amt für Veterinärwesen kann man sich leider wohl ausmalen, dass etliche Punkte deutlich zu beanstanden waren! Die Gehege sollen mit Kot verdreckt, Futter- und Wasserversorgung unzureichend gewesen, Futter nicht sauber und kranke Tiere nicht ausreichend behandelt worden sein. Dazu führt die fehlende Nennung verantwortlicher und sachkundiger Personen - die einen entsprechenden "Sachkundenachweis" haben - zur Schließung der Anlage (das "Wochenblatt" berichtete).
"Es wird Zeit, dass das aufhört"
Carina Baars, deren Kritik die Missstände öffentlich machte, fordert den sofortigen Rücktritt des Vorsitzenden Oliver Klee und der übrigen Verwaltung. „Die sollen alle zurücktreten bis auf den stellvertretenden Vorsitzenden Benno Baumgärtner. Die Schlammschlacht geht ja weiter, es wird Zeit, dass das aufhört“, sagt die Tierschützerin aus Graben-Neudorf, die selbst Mitglied im Verein ist. Mittlerweile hat sie eine zweite Anzeige wegen Verleumdung bekommen, gegen die sie anwaltlich vorgehen will, wie sie erklärt. Auch die Mitgliedschaft wurde ihr gekündigt, inklusive Parkverbot. Das sei aber aus ihrer Sicht rechtlich nicht bindend. „Das kann nur eine Mitgliederversammlung machen und die fand nicht statt. Es ist ein schwebendes Verfahren“, sagt sie. Mit der Gesamtsituation des Vereins sei sie „sehr unzufrieden, insbesondere mit der Situation des Tierwohls“.
Schlösser ausgetauscht? Warum?
Die Zwistigkeiten im Verein gehen indes schon länger. Wie Baars schildert, wurden im November 2020 etwa die Gehegeschlösser ausgetauscht, so dass sie und der stellvertretende Vorsitzende Baumgärtner nicht mehr in die Gehege konnten. „Wir standen hilflos draußen und mussten zusehen, wie die Tiere Hunger leiden, kein Wasser hatten und in verdreckten Gehegen und Ställen hausten - und konnten nichts tun.“
An einen Rücktritt denkt der Vorsitzende Oliver Klee indes nicht - noch nicht. Erst wenn das Verfahren abgewickelt und die Tiere in gute Hände gekommen sind, will er zurücktreten. „Mir ist das alles zu viel. Aber das Veterinäramt hat gesagt, dass ich das zu Ende führen soll“, sagt der Mann aus dem nördlichen Karlsruher Landkreis. Trotz Überforderung, diese Pflicht wolle er noch beenden, auch aus Haftungsgründen. Auch er wünscht sich danach eine neue Vorstandschaft, eine mit jungen und engagierten Mitgliedern und dass der aktuelle Zank bald Geschichte ist.
Deutliche Kritik kommt aber aus Reihen der Mitglieder des Vereins: Über eine notwendige Hilfe seien sie nicht informiert worden. Viele hätten sich in diesen besonderen Zeiten angeboten, zu helfen, aber hätten nie eine Antwort erhalten haben. Deutlicher Vorwurf der Mitglieder: Helfer seien vergrault worden. Auch seien nach dem Beschluss zur Schließung durch das Veterinäramt die MItglieder nicht umfänglich informiert worden. Dem Vernehmen nach habe sogar Bürgermeister Eheim in der Sache interveniert, doch einen Rücktritt des Vorstands gab es bislang nicht.
Auch gab es zur anstehenden Schließung keine einberufene Mitgliederversammlung, immerhin ein sehr wichtiges Thema für einen Verein, der gewissermaßen vor der Schließung steht. Wer die Diskussion um die Vorgänge im Verein in den entsprechenden Gruppen der Sozialen Medien verfolgt, dem offenbaren sich dabei Abgründe: Vorwürfe, Anschuldigungen, persönliche Anfeindungen: Die "gesamte Bandbreite" der Kommentare ist nachzulesen! Dabei ist es wie so oft bei einem solchen Thema: Wer das "Kind beim Namen nennt", also Kritik öffentlich macht, gar Aufklärung möchte, der wird als "Verräter" und "Nestbeschmutzer" bezeichnet.
Und die Tiere?
Was vielen Mitgliedern in der Sache übel aufstößt, ist der Umstand, dass das Tierwohl dadurch leider in den Hintergrund rückte. Ohne Zwistigkeiten hätte man die Tierhaltung vielleicht noch retten können, so die Meinung der befragten Mitglieder, die noch Hoffnung haben, dass man die Tiere doch noch retten kann. Doch aktuell würden die Tiere wohl weggeschafft, doch die Mitglieder hätten keine Ahnung, wo die Tiere hinkommen. "Kinder, die geholfen haben, Besucher und Mitglieder, die die Tiere kennen, möchten aber sicher gehen, dass es ihnen gut geht", moniert Baars.
Sachkundige und engagierte Mitglieder fehlen, räumt Klee selbst ein. Klee ist optimistisch, dass der Verein in Bälde neu erstehen kann. Doch viele Mitglieder sehen das etwas skeptisch, denn es gehe nicht immer nur um das Wohl der Tiere - und der Zwist sei weder für Tiere noch für den Verein hilfreich. "Es wird Zeit, dass das aufhört, denn es ist 5 nach 12", so die deutliche Ansage von Baars. Der Verein müsse auch an der Spitze komplett neu aufgestellt werden. Wenn die Mitglieder und die Bürger von Graben-Neudorf noch einen Tierpark in der Gemeinde haben möchten, sollten sie schnell handeln. (bom/red)
Autor:Jo Wagner |
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