Gedenkstein In Karlsruhe erinnert an den Lieblingspudel der Großherzogin
„Treu“ bis in den Tod
Karlsruhe. Ein geheimnisvoller Steinfund an der Grabkapelle hat sich als Gedenkmonument für den Lieblingshund der letzten badischen Großherzogin entpuppt. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zeigen dieses anrührende Zeugnis der Beziehung der Großherzogin Luise zu ihrem Pudel Treu im Vorraum der Grabkapelle. Entdeckt hatte den Stein die „Historische Bürgerwehr Karlsruhe“, deren Mitglieder ehrenamtlich die Umgebung der Grabkapelle pflegen.
Grabkapelle im Hardtwald
Schon seit April haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wieder die Tore der Grabkapelle im Hardtwald geöffnet: Das Mausoleum der badischen Großherzogsfamilie ist ein beliebtes Ziel für Spaziergänger, die die Waldwege gleich hinter dem Schloss nutzen. Dass sich die Grabkapelle auch in ihrer Abgelegenheit im Wald immer wieder ansehnlich präsentieren kann, ist nicht zuletzt das Verdienst der „Historischen Bürgerwehr Karlsruhe“, eines Vereins, der sich die Reinhaltung der Umgebung des Mausoleums zur Aufgabe gemacht hat. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg dankte denn auch bei einem Pressetermin an der Grabkapelle den Mitgliedern des Traditionsvereins ausdrücklich für ihr Engagement.
Geheimnisvoller Gedenkstein
Der „Historischen Bürgerwehr Karlsruhe“ ist auch ein Fund zu verdanken, der auf den ersten Blick zwar unscheinbar wirkt, sich aber als ein Zeugnis einer besonders anrührenden Geschichte erwiesen hat. Schon 2006 waren die Mitglieder der „Historischen Bürgerwehr Karlsruhe“ bei Geländearbeiten an der Südseite der Kapelle auf einen halb in der Erde steckenden großen Steinbrocken gestoßen. Die Inschrift war im Zustand der Auffindung nur schwach zu lesen: „Treu“ und in der Zeile darunter „1901–1917“. Woran erinnerte der Stein?
Ein Pudel mit dem Namen "Treu"
Inzwischen ist der Stein, nach einer Zwischenlagerung, gereinigt und restauriert. Und man weiß jetzt auch, welche Bedeutung das Fundstück hat: Bei der Recherche mit den Daten und dem Begriff „Treu“ stieß der Kunsthistoriker Christian Katschmanowski von den Staatlichen Schlössern und Gärten bald auf den Lieblingshund der badischen Großherzogin Luise (1838–1923), einen schwarzen Großpudel namens Treu. Es handelte sich also um einen Grabstein. „Dieser Fund erlaubt einen ungewöhnlichen Blick in das Leben der Großherzogin“ erklärt Geschäftsführer Michael Hörrmann. Dem Lieblingshund einen Gedenkstein zu errichten, war keineswegs unüblich. Der Adel pflegte diese Sitte teilweise schon seit dem 17. Jahrhundert. Ein bekanntes Beispiel befindet sich in Potsdam. Der Preußenkönig Friedrich II. (1712–1786) ließ neben seiner Gruft insgesamt elf seiner berühmten Windspiele beisetzen. Als preußischer Prinzessin waren Großherzogin Luise die Hundegräber ihres bekannten Vorfahren in Sanssouci mit Sicherheit vertraut. Und auch ihr Neffe, Kaiser Wilhelm II. (1859–1941), widmete seinem Lieblingshund „Erdmann“ einen eigenen Grabstein auf der Wilhelmshöhe in Kassel.
Ständiger Begleiter der Großherzogin
Großherzogin Luises Herz schlug für Pudel, und damit für eine Rasse, die um 1900 zu den Modehunden der vornehmen Welt zählte. Diesen Hunden wird besondere Loyalität zugeschrieben, sodass der Name „Treu“ für Luises Hund sicher nicht zufällig gewählt war. Der schwarze Pudel war ihr ständiger Begleiter, in Karlsruhe als auch auf ihren häufigen Reisen. Im Generallandesarchiv Karlsruhe liegen Fotos von Treu, die ihn zusammen mit der Großherzogin unter anderem in St. Moritz, auf der Insel Mainau, in Baden-Baden und im Schlosspark von Rastatt-Favorite zeigen. Der Tod ihres treuen Begleiters im Jahr 1917 muss für die hochbetagte Luise daher ein schmerzlicher Verlust gewesen sein und das Grab des Hundes ihr ganz persönlicher Ort der Trauer.
Zeugnis badischer Geschichte
Warum der Grabstein erst knapp 100 Jahre nach dem Tod des Hundes wieder aufgefunden wurde, bleibt rätselhaft. Zumindest in den ersten Jahren nach seiner Aufstellung muss der Stein gut sichtbar gewesen sein. Dennoch: Auch in den ältesten Publikationen zur Grabkapelle findet sich kein Hinweis darauf. Sicher ist jedoch, dass der Grabstein an die Grabkapelle gehört, wo er nun wieder die Treue des Hundes zu seiner Herrin Luise bezeugt. „Mit diesem Glücksfund wird ein Stück badischer (Tier-)Geschichte wieder lebendig“, resümiert Geschäftsführer Michael Hörrmann. Seit dem 1. April ist der Stein im Vorraum des Mausoleums ausgestellt. Ab Frühjahr 2020 wird er in dem derzeit neukonzipierten Museumsraum des ehemaligen Wächterhäuschens der Kapelle präsentiert werden.
Bedeutung der Kapelle
„In der Abgeschiedenheit des tiefen Waldfriedens“, nördlich des Karlsruher Schlosses im Hardtwald, ließ das Großherzogspaar Friedrich I. und Luise von Baden die Grabkapelle in den Jahren 1889 bis 1896 für ihren verstorbenen jüngsten Sohn, Prinz Ludwig Wilhelm, errichten. Der Verlust des Kindes im Jahr 1888 hatte in ihnen die Sehnsucht nach einem Gedenkort in der Einsamkeit geweckt. Deshalb wurde das Mausoleum fernab vom Betrieb der Residenzstadt am östlichen Rand des Schlossgartens erbaut. Heute sind hier 18 Mitglieder der Familie der Großherzöge von Baden bestattet. Die Großherzogliche Grabkapelle ist ein Kleinod der Architektur des 19. Jahrhunderts. Weithin sichtbar ist ihr Turm in gotischen Formen, mit Wasserspeiern und Fialen. Das Mausoleum aus rotem Buntsandsein beeindruckt besonders durch seine detailreiche Ausstattung, etwa durch die feinen Steinmetzarbeiten an den Säulen, die die Gewölbe tragen. In den Querschiffen des Kirchenraumes erinnern drei Grabmale mit marmornen Liegefiguren an Prinz Ludwig Wilhelm und seine Eltern. Die Werke des Karlsruher Bildhauers Hermann Volz sind Glanzleistungen der Skulptur des späten 19. Jahrhunderts. (ssg)
Infos: Die Oberkirche mit den Marmorbildnissen der großherzoglichen Familie ist vom 1. April bis 30. Oktober von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. In der Grabkapelle finden regelmäßig Sonderführungen statt, bei denen auch die Unterkirche mit den Sarkophagen zu erleben ist, www.grabkapelle-karlsruhe.de
Autor:Jo Wagner |
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