Neureuter Verein hilft Samtpfoten in Not
Wo (nicht nur) die wilden Katzen wohnen

Die scheuen aber verspielten Kumpels Bruno (links) und Berti (rechts) beim Herumtoben im Außenbereich der Station
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  • Die scheuen aber verspielten Kumpels Bruno (links) und Berti (rechts) beim Herumtoben im Außenbereich der Station
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In über 30 Jahren Tier- und v.a. Katzen-Schutz hat Wera Schmitz schon vieles erlebt. Die Vorsitzende der Katzenhilfe Karlsruhe e.V., deren Gründung vor 9 Jahren auf Ihre Initiative zurückgeht, ist tagtäglich mit dem Leid der Katzen in Karlsruhe und Umgebung konfrontiert – und das ist ebenso groß wie vielschichtig. Im vergangenen Jahr konnte sie mit ihrem Team weit über 600 Katzen in Not helfen.

Neben den entlaufenen/ausgesetzten Fund- sowie Abgabe-Tieren (meist wg. Allergien, Tod oder Pflegebedürftigkeit des Halters) führt v.a. die in Karlsruhe immer noch fehlende Kastrationsverordnung zu einem verheerenden Anstieg der „wilden“ Katzenpopulation. Unzählige Einfangaktionen – bspw. in Kleingartenanlagen - und tragische Fälle von Katzenmüttern und deren Babys, die in der vermeintlichen „Freiheit“ ohne menschliche Hilfe oft kaum Überlebenschancen haben, halten die Tierschützer praktisch tagtäglich auf Trab. „Je länger eine Katze ohne menschlichen Kontakt lebt, desto schwieriger wird es, sie wieder daran zu gewöhnen.“ weiß Wera Schmitz. „Besondere Härtefälle sind meist die Tiere, die entweder nie einen solchen Kontakt hatten oder traumatische Erfahrungen gemacht haben.

So ist es nicht verwunderlich, dass die derzeit ca. 100 in der Obhut der Katzenhilfe befindlichen Samtpfoten ganz unterschiedliche Schicksale haben.
Da sind z.B.:

  • Der liebe Tigerkater Reza, der erst nach Tagen neben seinem verstorbenen Halter in dessen Wohnung gefunden wurde und dem ein großer Tumor an der Nase entfernt werden musste.
  • Die rüstige, über 20 Jahre alte „Oma“ Michele, die durch Abriss-/Baumaßnahmen ihren Futterplatz verlor und in der kalten Jahreszeit auf ihrem liebevoll mit Wärmflaschen ausstaffierten Plätzchen ihre Streicheleinheiten genießt.
  • Die schwarz-weiße Vivian, die die ersten 2 Jahre ihres noch jungen Lebens ausschließlich im Keller verbringen musste.
  • Die scheuen Kumpels Bruno und Berti, die in einer Kleingartenanlage eingefangen wurden und gerne miteinander durch das Außengehege toben.
  • Die schwarze, zuweilen etwas eigenwillige 8jährige Loona, die nach dem Tod ihres Halters zur Katzenhilfe kam und seit fast 5 Jahren auf ein neues Zuhause wartet.
  • Die misstrauische Lotti mit ihrem „grumpy cat“-Gesichtsausdruck, die aus einer Tötungsstation in Paris gerettet wurde.
  • Albert, der verschmuste 17jährige, ehemals wilde, Casanova, dem die Herzen der Katzendamen zufliegen und der durch seinen „Harem“ auch hilft, Ängste gegenüber den Menschen abzubauen.

So verschieden wie die Schicksale sind auch die Charaktere der Samtpfoten: Es gibt z.B. Einzelgänger wie Ilona oder Lisa, die lieber für sich bleiben wollen, neugierige und verspielte Katzen wie Jana, die den Kontakt zu Ihresgleichen suchen, sich aber vor Menschen fürchten, menschenbezogene ehemalige Wohnungskatzen wie Nala und Stella, die es genießen, gestreichelt zu werden und es sich auch auf dem Schoß der Menschen gemütlich machen oder schüchterne wie die knapp 3jährige schwarz-weiße Josie, die sich mittlerweile (wenn auch nur auf bestimmten Plätzen) streicheln lässt.

Trotz aller Unterschiede: Wer in die Neureuter Station in der Alten Kreisstraße 15 kommt, dem fällt v.a. auf, dass die durchschnittlich 30-40 Katzen dort ebenso wie die 20-25 im Haus von Frau Schmitz recht harmonisch miteinander leben. „Auch wenn natürlich gelegentlich mal gefaucht wird: Die Tiere tolerieren sich gegenseitig, weil sie verstehen, dass sie alle ‚im selben Boot‘ sitzen. Auch Neuzugänge fügen sich in der Regel binnen weniger Tage gut ein und finden ihre ‚Nische‘“, erklärt die engagierte Tierschützerin den erstaunten Besuchern.
Die Beobachtung, dass sich häufig gerade die sehr menschenscheuen Katzen Artgenossen gegenüber äußerst sozial verhalten, trifft insbesondere auf Ramses zu: Der rot-weiße Kater stammt aus einer französischen Tötungsstation und lebt seit 2010 bei der Katzenhilfe. Während Menschen in der Station sind, ist er praktisch nicht zu sehen, sondern liegt meist in seinem Wäschekorb über der Eingangstür. Dort ist er aber nicht allein, sondern hat wechselnde „Wohnpartner/innen“, mit denen er allesamt sehr gut auskommt. Oft hört man wohliges Schnurren aus dem Korb, wenn dort wieder 3 bis 4 Katzen ein ausgiebiges „Gruppenkuscheln“ veranstalten.

Die Zielsetzung der Katzenhilfe ist es, möglichst viele Katzen in ein passendes neues Zuhause vermitteln zu können – auch die Wildlinge und extrem scheuen Exemplare. Dies gelingt in vielen Fällen und ist für alle Beteiligten immer wieder ein echtes Highlight in der täglichen Arbeit, ist aber oft – trotz aller Geduld, Zuneigung und Bemühungen der Helfer – ein Prozess, der mehrere Jahre dauern kann. Für diese Tiere oder auch diejenigen, die sich in der Station zwar wohlfühlen aber wohl nie vermittelt werden können (wie z.B. Ramses oder die 11jährige Pia, die bereits seit 10 Jahren zwar neugierig, aber nach wie vor sehr scheu alles beäugt, was sich in der Küche tut), bietet der Verein Patenschaften an. Für einen ab 10€ monatlich frei wählbaren Betrag (als Spende steuerlich absetzbar) erhält man eine Patenurkunde mit Foto. Künftig soll es für die Paten auch 1x jährlich eine ausführliche Infopost, sowie 2x im Jahr aktuelle Fotos geben.
Auf diese Beiträge zur Finanzierung der Arzt-, Futter- und Unterbringungskosten ist der ausschließlich ehrenamtlich tätige Verein dringend angewiesen: Allein die Tierarztrechnungen für 2017 beliefen sich auf deutlich über 150.000€ - hinzu kommen Kosten für Energie (insbesondere im Winter), sowie Futter, Streu, Putzmittel usw.

Aktuell steht außerdem die Renovierung des Quarantäne-Bereichs an: 6 Boxen aus dünnem Blech möchte der Verein bis zum 10jährigen Jubiläum Anfang nächsten Jahres durch solche aus GFK-Polyester ersetzen. Kostenpunkt ca. 12.000€. „Die neuen Boxen – wie sie auch in Tierkliniken verwendet werden – haben keine Ecken/Winkel, sind somit einfach und schnell gründlich zu reinigen bzw. steril zu halten und bieten (auch gegenüber Edelstahlboxen) den Vorteil, dass sie die Patienten bei weitem nicht so schnell auskühlen lassen. Diese Maßnahme rettet also im wahrsten Sinne des Wortes Leben. So eine Ausgabe ist für uns aber nur mit ganz viel Unterstützung von außen zu finanzieren“, hofft die Vorsitzende auf Spender und Sponsoren und verweist hierbei auch auf die Spendenurkunden (ab 100€), sowie eine Namensnennung auf einer Plakette (ab 500€) an, die sich auch sehr gut als Geschenk für einen (tier-)lieben Mitmenschen eignen.

Nähere Informationen über die Katzenhilfe finden Interessierte unter www.katzenhilfe-karlsruhe.de, sowie auf Facebook. Wer neugierig geworden ist, und sich gerne selbst vor Ort ein Bild von den Samtpfoten und der Arbeit des Vereins machen möchte, ist herzlich eingeladen, die Station zu besuchen (tel. Terminvereinbarung unter 0170/4672883 erbeten).
Ebenfalls möglich ist ein Besuch der Station im Rahmen der mehrmals jährlich stattfindenden Basare, auf denen es allerlei Interessantes für jeden Geschmack zu kaufen gibt und auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt.
Nächster Termin ist der 16. und 17. Juni 2018 (jeweils ab 10:00 Uhr).

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Autor:

Frank Hartmann aus Karlsruhe

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