Friedrich Hecker begeisterte die Massen
Badischer Che Guevara
Deutsche Revolution. Friedrich Hecker, der Revolutionär aus dem Kraichgau führte die erste Badische Revolution an. Als der diese scheiterte, wanderte er in die USA aus, wo er mit Lincoln gegen die Sklaverei kämpfte.
Eben noch wurden Friedrich Hecker und seine Begleiter „mit ungeheurem Jubel, mit Musik und Fahnen“ in Lenzkirch im Breisgau empfangen. Am nächsten Tag zogen die Revolutionäre weiter. Doch bei Regen-, Schnee- und Hagelsturm, durch den tiefen Winterschnee watend, kam keine revolutionäre Begeisterung auf. Vielleicht lag es einfach am schlechten Wetter, dass der sogenannte Heckerzug von Konstanz nach Karlsruhe, die erste Badische Revolution scheiterte. Am 12. April 1848 hatte Friedrich Hecker die Badische Republik ausgerufen und zog mit seinem Genossen und Kollegen Gustav Struve und 52 weiteren Begleitern Richtung Karlsruhe, um den Großherzog aus seinem Palast zu werfen. Seine Hoffnung war, dass sich ihm tausende Menschen anschließen und er ohne jedes Blutvergießen im Festmarsch nach Karlsruhe wandert. Doch es waren nur etwa 800 Studenten, Bauern und Gesellen, die alles stehen und liegen gelassen hatten, um sich dem Revolutionszug anzuschließen. Schon am 20. April 1848 beim Gefecht bei Scheideck wurden die Revolutionäre von Truppen des Deutschen Bundes niedergeschlagen.
Friedrich Hecker - radikaler Demokrat und Revolutionär
Friedrich Hecker, 1811 – vor genau 210 Jahren in Eichtersheim im Kraichgau geboren, hatte Jura studiert und arbeitete am Großherzoglichen Oberhofgericht und Hofgericht in Mannheim, war Abgeordneter im Mannheimer Gemeinderat und im Badischen Parlament. Als mitreißender Redner wurde er bald Wortführer der liberalen Abgeordneten. Mit seinen Reden begeisterte er nicht nur seine „radikaldemokratischen“ Politikerkollegen, sondern auch die Massen. Als dann im März 1848 die Revolution von Frankreich auch nach Deutschland herüberschwappte, wurde er Teil des Frankfurter Vorparlaments. Doch konnte sich sein linksliberaler Flügel nicht durchsetzen. Hecker wollte einen revolutionären Vollzugsausschuss, der die politische Macht sofort an sich zieht. Dies wurde abgelehnt, man wollte sich mit dem Adel arrangieren. Deshalb ging er nach Konstanz, um seine republikanischen Ideen mit seinem Revolutionszug für Baden umzusetzen und ein Beispiel für die anderen deutschen Staaten zu geben. Als auch dies scheiterte, floh er in die Vereinigten Staaten von Amerika. Tausende sollen ihn in Straßburg bei seiner Abreise verabschiedet haben. Zur dritten badischen Revolution 1849 kehrte er noch einmal zurück. Doch konnte er nicht mehr eingreifen, als am 23. Juli 1849 preußische Truppen die Revolutionsarmee bezwangen.
Friedrich Hecker kämpft gegen die Sklaverei
In den USA kaufte er eine Farm in Illinois, betrieb Viehzucht und Weinbau. Wie viele ehemalige Revolutionäre aus Europa, die sogenannten „Forty-Eighters“, engagierte sich Hecker ab 1856 für die Republikanische Partei, die Abschaffung der Sklaverei und die Wahl von Abraham Lincoln. Hecker war Wahlmann für Illinois bei Lincolns Wahl. Im Amerikanischen Bürgerkrieg 1861 bis 1864 kämpfte er für die Abschaffung der Sklaverei, und gewann etliche Freiwillige aus der deutschen Community für diesen Kampf. Im Mai 1863 wurde er schwer am Bein verletzt.
Beziehungen in die alte Heimat hielt Hecker Zeit seines Lebens. 1873 besuchte er noch einmal das neu gegründete Deutschland, doch er hielt nicht viel von Bismarck und der Reichgründung von oben. Auf ganz anderem Gebiet griff Hecker jedoch noch einmal in die Geschichte ein. Als ab 1867 die Deutschen Weinbaugebiete durch die Reblaus zerstört wurden, stand Hecker im regen Briefkontakt mit Adolph Blankenhorn, dem Begründer der badischen Weinkunde. Hecker hatte wilde Amerikareben, die weitgehend resistent gegen die Reblaus waren. Da es ein Einfuhrverbot für amerikanische Reben gab, schickte Hecker Traubenkerne verschiedener Sorten an Blankenhorn, um Sorten zu züchten, die gegen die Reblaus gefeit sind.
Heckerhut
Ähnlich wie Che Guevara setzte Friedrich Hecker auch modische Trends. Der sogenannte Heckerhut, großer Filzhut mit einseitig hochgeschlagener Krempe und großer Feder, war Erkennungszeichen für linksliberal gesinnte Bürger. Die Hobby-Historikerin Angelika Futterer erzählt folgende Anekdote aus Philippsburg: Bäckermeister Wilhelm Breitner, ein liberaler Demokrat, trug so einen großen Hut. Als er einmal dem hiesigen Bezirksamtmann Kirchgeßner begegnete, dem er schon lange ein Dorn im Auge war, herrschte dieser ihn an: "Ich glaube, der Kerl trägt einen Heckerhut?", antwortete der Bäcker: "Nein, Herr Amtmann, das ist ein Bäckerhut!" Das habe dem Bäcker drei Tage Arrest eingebracht. Auch der Kolumnist des Wochenblatts in Karlsruhe "Karle" trägt einen Heckerhut. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
Amtsstraße 5-11, 67059 Ludwigshafen | |
+49 621 5902484 | |
redaktion@suewe.de |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.