Graffiti Guide für Karlsruhe: Coole Bilder
Von Roland Kohls
Graffiti. Unverwandt sieht der Hirsch den Betrachter an – wie auf einem Naturidyll, wie sie im Biedermeier gerne gemalt wurden. Nur dieser Hirsch steht an der Kaimauer des Karlsruher Hafens, im Hintergrund die Lagerhallen am anderen Ende des Hafenbeckens und alles ist in einen mystischen Grünton gehalten. Nur der Wald, der wie eine abgerissene Tapete von links ins Bild ragt ist in einem kühlen Blau gehalten. Dies ist nur eines der Graffitis, die in dem Graffiti-Guide beschrieben sind, den Daniela Christ herausgegeben hat.
Dieser erste Graffiti-Guide hat 16 Seiten und dokumentiert gut 20 Grafffitis in Daxlanden, Grünwinkel und Alb. Neben einem Bild von dem Graffiti ist der genaue Ort notiert und von welchem Künstler das Bild gesprayed wurde. Außerdem beschreibt Christ Touren mit Einkehrmöglichkeiten, die zu den Wandbildern führen. „Man muss die Graffitis im Original sehen“, sagt die 53-Jährige, die als Coach arbeitet. Sie hatte mal Erzieherin gelernt und im Montessori-Kindergarten gearbeitet. „Vielleicht kommt daher, dass ich die Menschen immer dabei unterstützen möchte, selbst aktiv zu werden“, lacht sie. Jedenfalls hat man mit dem Guide die Möglichkeit, sich Touren zu den Graffitis zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu gestalten.
Gute Graffitis werden nicht übersprayed
„Mich faszinieren die Bilder immer wieder“, sagt Christ. Jedesmal aufs Neue entdeckt man Details. Fasziniert ist sie auch von den Sprayern – stundenlang könnte sie denen bei der Arbeit zuschauen. Und da sie auch keine Probleme hat, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, erfährt sie immer mehr über die Hintergründe der Bilder, etwa dass das Charlie Chaplin-Graffiti nicht zufällig an diesem Standort in Daxlanden zu sehen ist – es erinnert an das erste Kino in Karlsruhe, in dem früher auch die Filme des amerikanischen Komikers zu sehen waren. Sie hat auch gelernt, dass es in Karlsruhe sogenannte Free-Walls gibt, auf denen ganz legal gesprayt werden darf und dass gute Graffitis niemals übersprayed werden – eine Art Ehrenkodex der Szene.
Entdeckt hat sie die Graffitis nach und nach, als sie vor vier Jahren von Achern nach Karlsruhe gezogen war. „Ich war vorher auch hin und wieder in Karlsruhe gewesen“, sagt sie, aber damals war ihr nie eines der Wandbilder aufgefallen. Und als während des Lockdowns viel Zeit zum Spazierengehen war, entdeckte sie immer mehr der bunten Botschaften in Unterführungen, Treppenaufgängen oder an den Wänden von Fabrikgebäuden. Sie entwickelte sich zu einer Expertin für Graffitis. Freunde, Familie und Bekannte schicken ihr Bilder von Graffitis, die sie entdeckt haben. „Kennst Du das schon?“, fragen sie dann in der Hoffnung etwas Neues entdeckt zu haben. So hat sie mittlerweile über 500 Bilder von Graffitis in Karlsruhe - also noch reichlich Material für weitere Graffiti-Guides für Karlsruhe.
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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