Unverständnis über das vorsätzliche Verprassen von Geldern beim Wildparkstadion
"DFL" stört sich an fehlendem Dach in Karlsruhe
KSC. Dem Ausnahmeantrag des Karlsruher SC zur Nichtüberdachung der provisorischen Südtribüne wurde im Rahmen des Erstbescheides am 23. April 2019 zum Lizenzierungsverfahrens der "Deutschen Fußball Liga" (DFL) nicht stattgegeben. Auflage ist, auch die Südtribüne bis zum 1. September zu überdachen – ansonsten verstoße das gegen die Lizenzierungsauflagen für die 2. Bundesliga.
Willkür gegen die "kleinen Vereine"?
Der Karlsruher Gemeinderat genehmigte im Februar (das "Wochenblatt" berichtete) nur ein Dach - über der provisorischen Nordtribüne. Die provisorische Südtribüne soll für die nur kurzzeitige Nutzung ohne Dach erstellt werden - eine klare Frage der Kosten, denn es geht nicht um 20 Euro ... Aber dies widerspreche den Statuten der "DFL", die eine "Komplettüberdachung des Stadions" vorschreiben - und von einer temporären Situation wegen des Baus ist da eben nicht die Sprache. Und die Regulierungswütigen schreiben ziemlich viel vor; Anzahl der Toiletten im Stadion oder Größe der Sitzschalen - auf rund 100 Seiten geht's im Stadion um Bau, Infrastruktur und Betrieb. Für größere Vereine meist keine Frage - aber kleine Vereine?
Lizenzierungsbescheid
Aus dem Lizenzierungsbescheid der DFL: „Die beantragte Genehmigung einer Ausnahme von dem Erfordernis der Komplettüberdachung wird nicht bewilligt. […] Hierbei verkennt die DFL GmbH nicht, dass die beantragte Ausnahmegenehmigung nur vorübergehender Natur wäre und es an der Komplettüberdachung aller Tribünenbereiche des Wildparkstadions nur für die Dauer der Bauarbeiten fehlen würde. Gleichwohl beläuft sich dieser Zeitraum auf eine beträchtliche Dauer von 14 Monaten bis September 2020, würde also die gesamte Spielzeit 2019/2020 betreffen. Die fehlende Überdachung betrifft zudem nicht nur einen unwesentlichen Anteil Tribünenbereiche, sondern mehr als 27 % der Zuschauerplätze im Wildparkstadion. Hinzu kommt, dass insbesondere die Fans des jeweiligen Gastclubs die Nachteile der fehlenden Überdachung tragen würden, während der weit überwiegende Teil der für die Anhänger des Bewerbers vorgesehenen Tribünenbereiche überdacht ist. Aus diesen Gründen erscheint die Auflage Nr. 1 erforderlich und trotz der entstehenden Kosten für den Bewerber auch verhältnismäßig.“
Wie realitätsfremd ist die "DFL"?
"Verhältnismäßig"? Bitte? Die Frage muss erlaubt sein: Wie realtitätsfremd ist die "DFL"? Es ist ein Bauprojekt - und die künftige Südtribüne steht auch nur temporär dort - aber die "Deutsche Fußball Liga" beharrt auf einer Dachlösung. Sorry, für den Einschub eines Kommentars an dieser Stelle: Angebracht wäre es durchaus gewesen, erst über Lösungen nachzudenken, statt vorsätzlich in einem solchen Fall Gelder zu verschwenden! Wir reden hier immerhin von einer sechsstelligen Summe!
„Durch die Entscheidung des Karlsruher Gemeindesrates gegen die Überdachung der provisorischen Südtribüne verschärft sich nach dem negativen Bescheid der DFL mehr denn je die Situation. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun und befinden uns bereits erneut in Gesprächen mit der Stadt, um die Auflage der Überdachung rechtzeitig erfüllen zu können. Jetzt sind wir auf eine schnelle und zustimmende Entscheidung des Karlsruher Gemeinderats angewiesen“, so das gesamte KSC-Präsidium und Geschäftsführer Michael Becker.
Doch diese "Auflage" führt nicht zwangsläufig zum Entzug der Spielberechtigung, darauf weisen auch andere Medien hin, das könnte eine Geldstrafe oder einen Punktabzug kosten - aber die Spielberechtigung würde primär von der Wirtschaftlichkeit abhalten. Das Karlsruher Rathaus wird am Mittwoch, 24. April, darüber informieren, doch liegen dem Rathaus die Unterlagen bislang nicht vor, der KSC hat die Stadt nicht informiert - und immerhin zahlt die Stadt Karlsruhe das Stadion ...
Scharfe Kritik aus dem Karlsruher Rathaus
Die Ablehnung des Ausnahmeantrags des Karlsruher SC zur Nichtüberdachung der provisorischen Südtribüne durch die "DFL" nimmt die Stadt Karlsruhe mit Befremden zur Kenntnis. "Es ist schade, dass es dem KSC offensichtlich nicht gelungen ist, die DFL zu überzeugen, dass dieses Tribünendach, das mit großem finanziellen Aufwand für ganze 14 Monate errichtet werden müsste, verzichtbar ist", so Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup - und verweist deutlich auf die Situation, dass es anderswo schon Ausnahmegenehmigungen gab, obwohl die geforderte Zuschauerkapazität nicht erreicht wurde.
"Wir schaffen dies mit Millionenaufwand mit zwei Provisorien, eines davon auch überdacht, jetzt will man nicht einmal akzeptieren, dass bei Vollauslastung des Stadions jeder vierte Platz ohne Dach bleiben würde, und das nur für 14 Monate", so der Oberbürgermeister - und betont: "Das ist schon sehr befremdlich!“ Die Stadt Karlsruhe werde nun die Situation genau prüfen - immerhin hat der Gemeinderat im Mai noch Zeit, sich mit der Thematik zu befassen. (jow)
Infos: nach Auskunft der Handelnden sei die Errichtung eines Tribünendachs bis zum 1. September wohl grundsätzlich möglich - allerdings gebe es keine Infos zu den Mehrkosten.
Autor:Jo Wagner |
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