Basketball
Erst Hängepartie, dann Galavorstellung – LIONS gegen Paderborn obenauf
„Wir können auch anders“, so der augenzwinkernde Kommentar eines Dauerkarteninhabers, kurz nach Ende der Begegnung zwischen den PS Karlsruhe LIONS und den Gartenzaun24 Baskets Paderborn am 7. April. Er spielte damit auf die beiden vorhergegangenen Partien an, in denen seine Badener streckenweise keinen guten Eindruck hinterlassen und jeweils eine Niederlage kassiert hatten. Nun, am 31. Spieltag der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA, sah es auch eine knappe Halbzeit lang so aus, als ob sich die LIONS auf der Zielgeraden der Hauptrunde, die Playoffs vor Augen, auch gegen den Tabellenletzten aus Ostwestfalen eine blutige Nase holen würden. Doch dann zeigte das Karlsrudel ein anderes Gesicht und dominierte das Geschehen zeitweise nach Belieben. Einer drehte bei der 108:75-Party besonders auf.
Es begann zunächst alles nach Plan. Der formstarke Melvin Jostmann punktete gleich mit dem ersten Angriff und noch innerhalb der ersten Minute erhöhte Lachlan Dent per Dreier auf 5:0. In Minute zwei trugen sich auch die Gäste erstmals auf dem Scoreboard ein. Die Hausherren blieben aber zunächst in Führung, spielten gewohnt schnell nach vorn, trafen dort angekommen jedoch auf eine wehrhafte Defense der Baskets. Auch die freien Würfe Karlsruhes ließen häufig die letzte Präzision vermissen. Trotzdem stand es nach der ersten Hälfte des ersten Viertels 15:9. Dann aber stockte der LIONS-Motor und Paderborn schien zu spüren, dass man in diesem Duell keineswegs chancenlos war. Zweieinhalb Minuten vor der ersten Pause glich das Schlusslicht zum 17:17 aus, um wenig später erstmals selbst in Front zu gehen. LIONS-Headcoach Aleksandar Scepanovic nahm daraufhin sofort eine Auszeit, um den Zehn-Punkte-Run des Underdogs zu unterbrechen. Doch der blieb erst einmal am Drücker. Erst nach über drei korblosen Minuten punkteten die Badener wieder. Vor Beginn des zweiten Viertels stand es daher nicht unverdient 21:25. Nun dauerte es etwas, bis wieder Tempo in das Duell kam. In der zwölften Minute holten sich die LIONS die Führung zurück, welche in der Folge mehrfach hin und her wechselte. Der enge Spielstand sorgte für Spannung in einem bis dahin nicht immer hochklassigen Schlagabtausch, in dem die Hausherren nun vergeblich auf der Suche nach dem roten Faden waren. Die Baskets nutzten die sich bietende Gelegenheit und erspielten sich in der 16. Minute mit fünf Punkten ihren größten Vorsprung. Der 31:36-Rückstand schien Karlsruhe nun etwas wachzurütteln. Scepanovics Schützlinge hielten nun wieder mit mehr Biss dagegen. Etwas mehr als zwei Minuten vor der Halbzeitpause fiel der 43:43-Ausgleich per Dreier durch Lachlan „Lucky“ Dent, dem der Australier nur 45 Sekunden später einen weiteren Distanztreffer folgen ließ, bevor er nach Ablauf von weiteren 45 Sekunden erneut von der Dreierlinie aus einnetzte. Einschließlich des folgenden And-Ones und eines weiteren Freiwurfs wegen eines technischen Fouls der Gäste sorgte der 24-jährige Point Guard mit elf Punkten ohne Unterbrechung für die 51:43-Führung der Hausherren zur Spielmitte. Nach dem Seitenwechsel vergingen einige Sequenzen, bis die Partie wieder mitreißen konnte. Den ersten Höhepunkt der zweiten Hälfte markierte Bakary Dibbas Alley Oop Dunk zum 59:48 nach feiner Vorarbeit von Garai Zeeb in der 23. Minute. Die Baskets zogen sich daraufhin unmittelbar in die Auszeit zurück. In der Folge schien sich der LIONS-Vorsprung bei etwa zehn Punkten einzupendeln, bevor ein schon lange endgültig heiß gelaufener Dent nach genau 25 Minuten per Dreier auf 67:53 erhöhte. Paderborn spielte weiterhin engagiert mit, hatte aber der Routine des Playoff-Kandidaten, der sich nun keine gröberen Fehler leistete, wenig entgegenzusetzen. So ging es mit 74:61 in den Schlussabschnitt, wo die Vorentscheidung nach gut 32 Minuten fiel, als Dent mit seinen Punkten 28, 29 und 30 aus der Distanz auf 80:61 stellte. Die Kräfteverhältnisse waren geklärt. So gab Scepanovic für die Dauer der letzten drei Minuten den Youngstern Terry Haarmann und Bogdans Kiselovs – 19 bzw. 20 Jahre alt – die Gelegenheit, etwas Spielpraxis zu sammeln. Kiselovs bedankte sich prompt mit seinen ersten zwei Punkten und seinem ersten Rebound in der ProA. Einen würdigen Schlusspunkt setzte schließlich Victor Bailey, der in der letzten Spielsekunde auf Höhe der eigenen Dreierlinie zum Buzzerbeater ansetzte – und sensationell traf.
Während Lachlan Dent bereits während des Spiels von der fast ausverkauften Lina-Radke-Halle ausgiebig gefeiert worden war, kam kurz nach dem Ende nochmals tosender Jubel auf, als der Hallensprecher einen Ligarekord verkündete. Denn der Aufbauspieler von Down Under hatte an diesem Abend mit 42 Punkten nicht nur eine Karrierebestleistung aufgestellt, sondern auch ganze zehn Dreipunktversuche verwandelt. Dies war zuvor in der ProA noch niemandem gelungen. Hinter dem Topscorer folgten O´Showen Williams mit 15 Punkten und Melvin Jostmann mit zwölf Zählern. Auch andere Mitglieder des Teams kamen auf starke Werte. Bakary Dibba überzeugte mit einer ausgewogenen Gesamtleistung von neun Punkten, acht Rebounds und starken vier Blocks. Garai Zeeb scorte ebenfalls neunfach und stellte mit ganzen fünf Steals seine geschickten Hände unter Beweis.
Das Rennen um die letzten Playoff-Ränge bleibt spannend. Bei noch drei verbleibenden Hauptrundenspieltagen verfügen die LIONS auf Platz sieben über eine gute Ausgangsposition. Dieser Rang kann ihnen jedoch noch von Münster, Dresden und Bremerhaven streitig gemacht werden. Der Auftrag für das Karlsrudel ist demnach klar: Ein Auswärtssieg bei der jungen und talentierten Mannschaft von RASTA Vechta II am 14. April.
Autor:Benedikt Rieker aus Karlsruhe |
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