Von Ehre zu Eklat: Das Karriereende
Wenn der Schlusspfiff nicht gehört wird
Beim Gütetermin vor dem Karlsruher Arbeitsgericht dürfte sich so mancher Beobachter verwundert die Augen gerieben haben. Da stand Jerome Gondorf, ein Mann, der sich einst lautstark von der Fußballbühne verabschiedet hatte, plötzlich wieder im Mittelpunkt. Doch nicht als gefeierter Held, sondern als Kläger, der ernsthaft behauptete, sein Vertrag beim Karlsruher SC hätte sich still und heimlich um ein Jahr verlängert. Das klingt etwa so glaubwürdig wie die Beteuerung eines Schauspielers, dass er nur zufällig bei einem Casting auftauchte, während er bereits im Kostüm steckt.
Ein kurzer Rückblick: Der KSC verabschiedete Gondorf mit allen Ehren, Tränen und vermutlich der einen oder anderen emotionalen Rede. Doch kaum war der Applaus verhallt, stand Gondorf plötzlich im Instagram-Feed der SG Stupferich, gekleidet in ein nigelnagelneues Trikot mit der Nummer 36 und seinem Namen auf dem Rücken. Ein klarer Fall von „Ich bin dann mal weg“, möchte man meinen. Aber nein, laut Gondorfs Anwalt war das alles nur ein harmloser Versuch, sich „fit zu halten“. Man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Im Dezember wird es dann richtig spannend, wenn bei der Hauptverhandlung die schmutzige Wäsche gewaschen wird. Denn der Prozess könnte uns noch tiefere Einblicke in die Zusammenarbeit zwischen Gondorf und dem KSC geben. Wurde hinter den Kulissen wirklich so heftig um die Vertragsdetails gefeilscht, dass es nun zu dieser kuriosen Auseinandersetzung kommt? Man kann sich das Szenario lebhaft vorstellen: Gondorf, der sich gekränkt fühlte, weil der Verein ihm für eine Verlängerung nur ein Viertel seines bisherigen Gehalts bot. Ein Angebot, das sicherlich nicht das ist, was sich der einstige Star erträumt hatte.
Doch die Frage bleibt: Warum denkt Gondorf, dass er ein besseres Angebot verdient hätte? Es ist schon seltsam, wie manche Menschen annehmen, die Welt schulde ihnen ewige Verehrung – selbst wenn ihre besten Tage längst hinter ihnen liegen. Der KSC, so scheint es, hat die Zeichen der Zeit erkannt und entschieden, seine Ressourcen lieber in die Zukunft zu investieren, statt in die Vergangenheit. Und wer könnte es ihnen verübeln?
Vielleicht sollte Gondorf darüber nachdenken, ob es wirklich im Sinne eines würdevollen Karriereendes ist, den Verein, der ihn jahrelang getragen hat, jetzt vor Gericht zu zerren. Denn manchmal ist der Schlusspfiff nicht das Ende des Spiels – zumindest nicht für diejenigen, die nicht aufhören können, ihre Vergangenheit auf dem Spielfeld zu suchen. Doch Vorsicht: Wer zu lange im Abseits steht, riskiert, dass irgendwann keiner mehr zuschaut.
Autor:Peter Mueller aus Karlsruhe |
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