„fokus.energie e.V.“ informierte praxisnah
Ladeinfrastruktur im Fokus der Betrachtung
(fe) Rund 14 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge hatten im vergangenen Jahr einen rein elektrischen Antrieb: Elektromobilität ist sichtbar auf dem Vormarsch. Wenn aber Elektromobilität in der Fläche funktionieren soll, muss ein entsprechendes Netz an Ladestationen bereitstehen. Ob Voraussetzungen, Abstimmungen, Förderung oder was in der Fläche benötigt wird: Dieses Themenfeld brauche eine ganzheitliche Betrachtung, so der Tenor der Vortragenden bei der „Brennpunkt“-Veranstaltung vom Energienetzwerk fokus.energie e.V. zusammen mit der IHK Karlsruhe. Das Thema interessierte, das zeigte die hohe Teilnehmerzahl: Rund 100 Personen waren bundesweit zugeschaltet.
Planung und Aufbau der Ladeinfrastruktur
Es gehe um Planung und Aufbau der Ladeinfrastruktur, der Integration als Teil des Gesamtsystems im Unternehmen, um eine effiziente Nutzung der Netzanschlusskapazität, machte Rainer Wenzke von „ChargeHere“, einer Innovation der „EnBW“, deutlich. Smarte Ladelösungen seien im Unternehmen nötig. Als Beispiel wurden Schwierigkeiten ohne Lade- und Lastmanagement aufgezeigt; ob Überlastung des Netzanschlusses, hohe Leistungsentgelte für Spitzenlast oder Phasen-Schieflage im Netz.
E-Mobilität komme zwar überall, doch seien Autos eher Stehzeuge, zeigte Michael König auf, der Geschäftsführer von „Frequentum GmbH“, und beleuchtete den Themenbereich „Ladetechnik im Mehrfamilienhaus“ mit Lösungen für WEGs und Mietshäuser. Dynamisches Lastmanagement verhindere dabei Stromspitzen, mache E-Mobilität möglich. Auch wenn es mitunter eine knifflige Herausforderung sei, zwischen Netzbetreibern, Elektrofachpartnern, Hardware-Herstellern, Vermieter, Mieter, Beirat und Eigentümer zu agieren, eine Umsetzung sei immer machbar, doch sei eine Einigung im Haus nötig.
Elektromobilität komme in der Masse, dabei verbinde das Übertragungsnetz Erzeugung und Verbrauch überregional, somit auch Deutschland mit den umliegenden Ländern, zeigte Isabel Bohn auf, Referentin Sonderaufgaben Flexibilitätsnutzung im Bereich Nichtstandardisierte Märkte bei „TransnetBW GmbH“. Bis 2030 müssten rund 2,25 Millionen weitere Verbraucher alleine in Baden-Württemberg integriert werden. Dies erfordere eine passende Verzahnung vieler Bereiche, ob Systemsicherheit, dezentrale, lastseitige Flexibilität bei transparentem und diskriminierungsfreiem Netzzugang und eine jederzeit sichere Stromversorgung. Der Hochlauf von Elektromobilität führe zu neuen Fragen, aber auch zu neuen Chancen. In Sachen Regelreserve und Engpassmanagement könnte „Mobility4Grid“ unterstützen, bei dem Fahrzeuge zu Stromspeichern werden, Teil eines virtuellen Kraftwerks. Standardisierung und Digitalisierung seien dabei Schlüssel für Flexibilitätsnutzung aus kleinen dezentralen Anlagen.
Wie elektrisch der ÖPNV sei, erläuterte Maximilian Haag, Head of Sales Public Transport bei „CarMedialab GmbH“, einem Unternehmen der „INIT Gruppe“, und befasste sich mit Herausforderungen beim Ladevorgang im ÖPNV. Seit 2017 gebe es eine Verdopplung der jährlichen Batteriebusse, im vergangenen Jahr seien rund 700 Busse mit elektrifiziertem Antrieb im Einsatz gewesen. Eine Rolle spiele dabei auch die „Clean Vehicle Directive“ der EU. Standzeiten der Fahrzeuge müssten voll ausgenutzt werden, unter Berücksichtigung der Fahrpläne, Ladepunkte verfügbar sein und eine punktgenaue Beladung erfolgen, nah am Betrieb. Das Monitoring sei dabei sehr wichtig, um den ÖPNV in allen Bereichen so auf die Straße zu bekommen. Ob Depot- und/oder On-Route- Charging: Die Zuverlässigkeit müsse gewährleistet sein, immerhin wird der Bestand rein elektrisch angetriebener Busse bis 2030 deutlich zunehmen.
Intelligente Energiespeicher seien die Brücke zwischen High Speed Charging und Smart Grid, die Brücke zwischen heute und der Zukunft, erläuterten Hermann Schweizer und Ralf Ziegler von „REFU Storage Systems GmbH“. Ob Erzeugung, Übertragungsnetze, Betreiber und Ortsnetze: Eine neue Phase würde auf Verbraucher zukommen. Doch der schnelle Umstieg auf Elektromobilität mit Schnelladeinfrastruktur erfordere einen massiven Ausbau der Netzinfrastruktur. Dies sei in der Fläche heute nicht machbar, eine Herausforderung, vielleicht würden gar die Transformatoren zu „Bottlenecks“. Das babylonische Chaos müsse aufgelöst werden, die Zeiträume seien substanziell, daher müsse der Weg hin zu dezentralen Lösungen gehen. Plug & Play sei bei kundenorientierten Systemen nötig, zudem skalierbar.
Ladelösungen zu realisieren, ohne aufwendige Anpassung der Netzanschlussleistung: Das stand bei Dr. Hans-Heinrich Kleuker, Geschäftsführer „EGS Stromtankstellen GmbH“, im Fokus: Was passiert, wenn aus einem Stehzeug ein Fahrzeug werde? Die Anzahl der E-Autos und der Bedarf an schnellen Ladelösungen steige deutlich im öffentlichen und privaten Raum, doch netzgebundene Lösungen würden schwieriger – ob Lieferzeiten Trafos, fehlende Netzleistung, zunehmende Kosten oder lange Genehmigungsdauern. Doch die Infrastruktur müsse stimmen: Stromtankstellen wären beispielsweise batteriegepufferte Lösungen in einem mobilen Container, die universell einsetzbar sind, auch im ländlichen Raum. Klare Ansage: Laden da, wo es benötigt wird, auch bei einem temporären Bedarf; bei Autohäusern, Flottenlösungen, Hotels oder an Tankstellen.
Ob Kauf oder Leasing, ob privat oder Unternehmen: Rund um Förderprogrammen für Ladeinfrastruktur ging es bei Andreas Gerspacher, Projektleiter bei der „Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gGmbH“ und Effizienzmoderator im „KEFF Programm“. Von der Analyse und der Erstellung von Mobilitätskonzepten, der Investitionen in Verbindung mit Telearbeit, Job-Tickets, Mitfahrangeboten, Radverkehrsförderung oder nachhaltiges Fuhrparkmanagement wurden verschiedene Beispiele und Fördermöglichkeiten aufgezeigt, ob zur nicht öffentlichen gewerblichen Nutzung oder betriebliches und behördliches Mobilitätsmanagement.
Klimaziele im Verkehr bis 2030 zu erreichen
Um die Klimaziele im Verkehr bis 2030 zu erreichen, werden nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums rund 14 Millionen E-Fahrzeuge benötigt. Dabei spielt die Ladeinfrastruktur eine wichtige Rolle an der Schnittstelle zwischen Energie- und Mobilitätswende. „Wenn es um Ladeinfrastruktur geht, sind viele involviert. Wichtig war, dass auch in diesem Brennpunkt das Thema wieder aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wurde“, betonte Hilmar F. John, fokus.energie-Geschäftsführer. „Die sehr große Teilnehmerzahl zeigt Interesse und Aktualität des Themas, verbunden mit dem fundierten Expertenwissen.“
Ob Verteilung der Ladepunkte, zur Verfügung stehende Strommenge, Lademöglichkeiten an Autobahnen, Lösungen für Wohneigentümergesellschaften, schlüsselfertige Anlagen, Mindestleistung beim Ladeprozess, „Wake-up“-Funktion, Carsharing, Wandlermessung, Standorte für Ladestationen, Masterplan des Bundes oder Redispatch-Kosten: Rege nutzen die bundesweiten Teilnehmer auch die Gelegenheit, sich mit den Vortragenden auszutauschen und praxisbezogene Fragen zu diskutieren.
Weitere Informationen zum Thema: Ob wissenschaftliche, technologische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Gesichtspunkte unter www.fokusenergie.net
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