„Aufklären, aufklären, aufklären“ - Queer-Palatina will einen Verein gründen und sucht Mitstreiter*innen
Landau. In einer Gesellschaft, in der queere Menschen oft mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert sind, können Initiativen und Organisationen unterstützen und aufklären. Die Hilfs- und Beratungsorganisation Queer-Palatina mit ihren sechs Mitglieder*innen hat sich zum Ziel gesetzt, queeren Menschen in der Pfalz zur Seite zu stehen und für mehr Vielfalt und Toleranz einzutreten.Mit Blick auf eine Studie des Deutschen Jugendinstituts, die besagt, dass insbesondere LGBTQIA+ Jugendliche oft frühzeitig mit psychischen Belastungen wie Depressionen konfrontiert sind, wird deutlich, wie dringend Unterstützung und Aufklärung benötigt werden.Im folgenden Interview erzählt Elisa-Sophie Heugel, die Gründerin von Queer-Palatina, ihre Motivation, den Zielen und Leistungen von Queer-Palatina sowie den Herausforderungen, denen sich die Organisation gegenübersieht.
von Katharina Schmitt
???: Was hat Sie dazu motiviert, sich ehrenamtlich für die LGBTQIA+-Community zu engagieren?
Elisa-Sophie Heugel: Ich selbst bin transgeschlechtlich und schon seit 2019 vollumfänglich in allen Lebens- und Alltagsphasen geoutet. In Hinsicht dessen, bin ich schließlich zum einen selbst Teil der LGBTQIA+-Community. Auf der anderen Seite motiviert mich der stetige Zuwachs an Menschen der Queeren-Community.
Viel zu viele Kinder und Jugendliche aber auch Erwachsene leiden leider zunehmend an Gesundheitsstörungen wie Depressionen, Borderline, Magersucht bis hin zum Suizid und das alles leider aufgrund des bestehenden Gesellschaftsdrucks. Um dem entgegenzuwirken, möchte ich als Person der Community anderen helfen und ihnen auf ihrem Weg mit Rat und Tat zur Seite stehen.
???: Welche Ziele verfolgt Queer-Palatina und wie plant die Organisation, diese zu erreichen?
Heugel: Die Ziele sind die Beratung von Menschen der Queeren-Community, uns für mehr Vielfalt und Toleranz und gemeinsam für mehr Verständnis und eine Abnahme des bestehenden Gesellschaftsdrucks zu kämpfen, um bei der Sensibilisierung zum Thema Queer innerhalb der Pfalz ein bedeutendes Statement zu setzen.
Dies geschieht durch zukünftig geplante Treffen, Öffentlichkeitsarbeit, Social Media, Beratung, Sichtbarkeit und vieles mehr.
???: Wie sieht das Leistungsangebot von Queer-Palatina aus? Bieten Sie spezifische Hilfs- und Beratungsleistungen an?
Heugel: Unser Angebot umfasst die Peer-Beratung, Peer-to-Peer Ansprechpartner*innen, Unterstützung beim Coming Out, zukünftig ein Queer-Treff, Aufklärungsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Projekte und Workshops, Schulungen, Präventionsarbeit, Eltern- und Familienberatung, Hilfestellung bei Problemen auf der Arbeit, Zuhause oder in der Schule.
???: Welche Zielgruppen möchte Queer-Palatina ansprechen und unterstützen? Fokussieren Sie sich auf bestimmte Altersgruppen oder Lebensbereiche?
Heugel: Unsere Zielgruppe ist hauptsächlich die Queere-Community, jedoch auch aufgrund der
Aufklärungsarbeit auch alle anderen Menschen in Rheinland-Pfalz. [/b]Wir richten uns an alle Altersgruppen vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter und in allen Lebensbereichen.
???: Inwiefern unterscheidet sich Queer-Palatina von anderen Organisationen, die sich für LGBTQIA+ Personen einsetzen?
Heugel: Queer-Palatina unterscheidet sich darin, das wir innerhalb von ganz RLP wirken möchten, zudem haben wir jetzt schon die verschiedensten Mitglieder*innen aus verschiedenen Teilen von RLP und später sind auch kleinere Außenstellen in der ganzen Pfalz geplant.
???: Wie sieht das Engagement von Freiwilligen bei Queer-Palatina aus? Welche Art von Unterstützung suchen Sie?
Heugel: Mitglieder*innen können sich bei allem einbringen, von E-Mails beantworten bis hin zur Beratung. Den Möglichkeiten, sich einzubringen, sind keine Grenzen gesetzt.
???: Kann ich auch als nicht-queere Person helfen?
Heugel: Natürlich kann man auch als nicht-queere Person helfen! Wir haben derzeit auch schon „Straight Allys“ in unserem Team, diese helfen uns hauptsächlich bei Projekten, Workshops, Aufklärungsarbeit im Bereich „Allys“. Alle Mitglieder*innen dürfen jederzeit ihre persönlichen Kompetenzen mit einbringen.
???: Gibt es für die Mitgliedschaft gewisse Voraussetzungen?
Heugel: Für alle Personen*, die Mitglied werden möchten, gelten folgende Voraussetzungen: Mindestalter von 16 Jahren (mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten), Interesse an der Arbeit mit Gleichgesinnten, Teamfähigkeit, Erfahrung oder Interesse in Bezug auf Queer/Diversity/LGBTQIA+ und Bereitschaft zur ehrenamtlichen Arbeit. Ein Treff, darf natürlich von allen Personen in jedem Lebensalter besucht werden.
???: Sie schreiben, dass gerade Jugendliche an einem „bestehenden Gesellschaftsdruck“ leiden. Was meinen Sie damit?
Heugel: Ich meine damit folgendes: Es sind weniger die Erwachsenen, sondern eher die Kinder- und Jugendlichen, die unter dem „Gesellschaftsdruck leiden“, beispielsweise in Hinblick auf ein Outing.
Viele trauen sich gar nicht, sich zu outen oder zum Beispiel ein Schwimmbad aufzusuchen, aufgrund der Angst vor der Reaktionen von Eltern, Familie, Freunde, Verwandte und außenstehenden Personen.
???: Wie können Sie den Jugendlichen helfen?
Heugel: Jugendliche aber auch Kinder und Erwachsene können von uns Hilfe bekommen in Form von Beratung, Aufklärung, Unterstützung beim Coming-Out, Hilfe bei Problemen in der Schule, auf der Arbeit oder Zuhause.
???: Ihr Name ist „Queer-Palatina“ – in welchem Gebiet in und um Landau herum sind sie tätig?
Heugel: Gegründet wurde Queer-Palatina hier in der Südpfalz jedoch ist Palatina nicht nur die Südpfalz und somit wird unser Wirkungskreis sich hoffentlich wie geplant auf die ganze Pfalz ausweiten.
???: Welche Schritte unternimmt Queer-Palatina, um die Vielfalt und Toleranz in der Gesellschaft zu fördern und Vorurteile abzubauen?
Heugel: Ganz klar: Sichtbar sein, Projekte, gemeinsame Unternehmungen und was in meinen Augen ganz wichtig ist: „aufklären, aufklären, aufklären“.
???: Gibt es bestimmte Projekte oder Initiativen, auf die Queer-Palatina besonders stolz ist oder die in naher Zukunft geplant sind?
Heugel: Wir werden zum einen mit Infostände auf Christopher Street Days gehen. Wir sind zudem seit März 2024 Gruppenmitglied bei der dgti e.V. Viele weitere Projekte sind in Planung, wie die Aufklärungsarbeit an Schulen.
???: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Anliegen der LGBTQIA+-Community in Ihrem Bereich?
Heugel: Definitiv das Wissen, man ist nicht allein, es gibt eine Organisation in Rheinland-Pfalz die mir hilft, mich berät und zukünftig mehrere Treffs in ganz Rheinland-Pfalz anbietet.
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeit:
Webseite: www.queerpalatina.org
Worterklärungen:
Was ist „LGBTQIA+"?
„LGBTQIA+“ ist eine Abkürzung der englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender, Queer, Intersexual und Asexual. Es ist also eine Abkürzung für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle/Transgender-, queere, intersexuelle und asexuelle Menschen.
Was sind „Straight Allys“?
Ein Straight Ally, englisch für heterosexueller Verbündeter, ist eine Person, die sich als heterosexuell und cisgender identifiziert, die LGBTIQ+*-Bewegung unterstützt und sich gegen Homophobie, Lesbophobie, Biphobie, Interphobie, Transphobie und Queerphobie ausspricht.
Was ist „CIS“?
Cisgeschlechtlichkeit oder als Adjektiv cisgeschlechtlich oder kurz cis bezeichnet Personen, deren Geschlechtsidentität mit dem in der Regel anhand äußerer Merkmale vor oder unmittelbar nach der Geburt bestimmten Geschlecht übereinstimmt. kata
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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