"Everybody is welcome" - Das Café Asyl hilft Geflüchteten in und um Landau
Landau. „Everybody is welcome“ ist das Motto des Cafés Asyl in Landau. Der Verein kümmert sich ehrenamtlich um geflüchtete Menschen. Dabei gibt es viele Herausforderungen zu bewältigen. Magdalena Schwarzmüller ist Teil des siebenköpfigen Steuerungsteams des eingetragenen Vereins. Sie liebt die direkte Arbeit mit den Menschen vieler unterschiedlicher Nationen.
von Katharina Schmitt
Das Café Asyl in Landau wurde 2013 noch vor den letzten großen Flüchtlingswellen gegründet. Magdalena Schwarzmüller hat viel Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten: 2005/06 begann Schwarzmüller damit, Menschen zu betreuen, die ihr Heimatland verlassen mussten. 2017/18 wurde das Café Asyl zum eingetragenen Verein. Das Timing war wichtig und richtig. Das erfahrene Team vermutete, dass der Bedarf für einen solchen Verein bald da sein würde; es fehlte zu diesem Zeitpunkt eine zentrale Anlaufstelle. Hier wollten sie ansetzen und helfen.
Bedarfsorientiert
Zum Begegnungstreff erschienen zur Gründungszeit 100 bis 150 Geflüchtete. Ein Hauptanliegen waren Fragen, wie „Wo muss ich für Antrag X hin?“. Vor vier Jahren war der letzte Begegnungstreff. „Die Bedarfe haben sich geändert“, begründet Magdalena Schwarzmüller die Entscheidung des gemeinnützigen Vereins. Stattdessen entschied sich der Verein für eine bedarfsorientierte Umstrukturierung: eine Lern- und Sprachförderung statt des Begegnungstreffs. Die anderen Säulen der ehrenamtlichen Arbeiten sind die Alltagsbegleitung, die Fahrradwerkstatt und eine Sprechstunde. Dafür suchten sie Räumlichkeiten, diese fanden sie bei der AWO.
Die Lern- und Sprachförderung wird von Clara Schäffer, Lena Busch und durch eine Kooperation mit der Universität Landau gestützt. „Wir arbeiten mit der Uni eng zusammen. Es ist absolut sinnvoll, hier die Synergieeffekte zu nutzen“, erklärt Schwarzmüller die Zusammenarbeit. Bei der Lern- und Sprachförderung helfen die Ehrenamtlichen den Geflüchteten bei der Vorbereitung für Prüfungen, damit diese beispielsweise ein Sprachzertifikat erwerben können.
Ein anderes Ziel, auf das gemeinsam hingearbeitet werden kann, ist die Vorbereitung auf Prüfungen beispielsweise für die Berufsschule oder auf Abschlussarbeiten. Eines der schönsten Dinge für Magdalena Schwarzmüller und ihre Kolleginnen sei es, wenn die Lernenden dann ihre Prüfung bestehen oder einen Berufsschulabschluss erlangen.
Neben der Sprachförderung bietet das Café Asyl eine Bürosprechstunde an. Hier dürfen alle kommen, die meisten Geflüchteten sind aber aus Landau und dem Kreis Südliche Weinstraße. Betroffene können mit ihren Anliegen zu offiziellen Beratungsstellen weitergeleitet werden. Ein dritter Aufgabenbereich und zugleich eine der größten Herausforderungen sei die „tägliche Alltagsbegleitung“. Diese ist besonders zeitintensiv und beanspruchend.
Neben den drei Hauptaufgaben bietet das Café Asyl auch eine Fahrradwerkstatt an. Das Projekt, das zwischenzeitlich aufgrund fehlender Räumlichkeiten auf der Kippe stand, konnte weitergeführt werden. Mit der Garage direkt bei der AWO wurde das Raumproblem gelöst. Die Fahrradwerkstatt gibt es seit 2014, ursprünglich ins Leben gerufen mit dem Gedanken, dass Geflüchtete mit Fahrrädern mobiler sind. Mittlerweile wurde das Angebot auf Bedürftige ausgeweitet, es besteht eine Kooperation mit dem Seniorenbüro der Stadt. Helfer wie Michel Cyppel und Andreas Reuter reparieren ehrenamtlich und mit viel Fachwissen die Fahrräder. Allgemein sind alle Mitarbeiter des Cafés Asyl, von der Buchhalterin abgesehen, ehrenamtlich tätig.
Perspektivlosigkeit
Magdalena Schwarzmüller macht die Arbeit nach wie vor trotz etwaiger Schwierigkeiten und Herausforderungen Spaß. „Gerade die Bürokratie macht vielen Probleme“, erklärt sie. Die Wohnungsnot ist ein weiteres. Die Hauptproblematik unterscheidet sich nicht von der vieler Deutscher: eine bezahlbare Wohnung zu finden. Oft werde vor der Diskussion um das Materielle aber vergessen, wie es den Menschen mit ihrer Flucht geht. Dass sie Heimat, Familie und Freunde zurücklassen mussten. Schwarzmüller führt aus: „Die Perspektivlosigkeit, Fragen wie ,Wo kann ich Fuß fassen?„ und ,kein richtiges Zuhause„ zu haben kann mitunter schwierig sein. Die Betroffenen sind entwurzelt.“ Auch materielles Hab und Gut könne das Fehlen der Familie nicht vergessen machen. „Das ist psychisch kaum auszuhalten“, betont Schwarzmüller.
Sie erinnert sich an die Flüchtlingswelle 2015. Das Land habe die Situation unterschätzt, es gab zu wenig Personal; viele Helferinnen und Helfer fühlten sich allein gelassen. Die dezentrale Unterbringung in Landau sei hier ein großer Vorteil gewesen. Auch jetzt stoßen viele wieder an ihre Grenzen. Durch den Austausch mit anderen Vereinen und Organisationen über Landaus Stadtgrenzen hinweg, weiß Schwarzmüller, dass es vor allem in kleineren Kommunen besser zu funktionieren scheint.
Fördern und einfordern
Schwarzmüller findet es wichtig, Selbstständigkeit zu fördern. Menschen kommen ins Café Asyl, wenn sie etwas brauchen. Aus ihrer Erfahrung heraus weiß Schwarzmüller: „Wir kommen nur weiter, wenn wir auch einfordern.“
Spaß macht Schwarzmüller noch immer der direkte Kontakt mit Menschen. Die gelernte Krankenschwester arbeitete früher auf Intensivstationen, kennt Extremsituationen und weiß, in solchen Momenten zu funktionieren. „Wir müssen die Einzelperson sehen, um den Leuten gerecht zu werden“, sagt sie.
Schöne Momente
Das kann auch mal hart sein. Damit die Beteiligten dennoch ihren Ansprüchen gerecht werden, sei das Team wichtig. Beim Team des Cafés Asyl mit rund 20 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern stimme die Zusammenarbeit. Rückblickend zieht Schwarzmüller trotz Bürokratie und anstrengender Momente ein positives Fazit. „Es gab Überraschungen und Zufälle bei Schicksalen – und plötzlich hat alles gepasst“, schildert Schwarzmüller die Momente der Freude. „Wir könnten ein Buch schreiben: ,Was wir uns niemals hätten vorstellen können’“, ergänzt sie lachend.
Schöne Momente sind auch, wenn Familien nachkommen dürfen und die Einbürgerungshürde bezwungen wurde. „Wenn man sieht, die Leute schaffen es, selbst klarzukommen“, beschreibt Schwarzmüller. Dass das Positive überwiegt, ist für die Vorsitzende klar, sonst könne sie die Arbeit auch gar nicht weitermachen. Aber natürlich gibt es auch mal negative Erlebnisse. Dann geht Schwarzmüller laufen oder fährt Rad. Mit der körperlichen Betätigung komme der Abstand. „Wir müssen uns abgrenzen können“, unterstreicht Schwarzmüller. Das hat sie als Krankenschwester zum Glück gelernt. Und ergänzt: „Ich habe immer von der weiten Welt geträumt, dann kam die weite Welt zu mir.“
Weitere Informationen:
Das Café Asyl freut sich über Interessierte, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Diese können sich bei Magdalena Schwarzmüller per E-Mail an cafeasyl.landau@gmail.com.
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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