Mehr Aufmerksamkeit, Mittel und Personal für den Katastrophenschutz
Helfer brauchen Hilfe
Landau. Nicht erst die Corona-Pandemie und die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben gezeigt: Dem Katastrophenschutz kommt eine immer größere Bedeutung zu. Um ihre Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft angemessen schützen zu können, sind die Kommunen auf eine gute finanzielle Ausstattung angewiesen. Darüber sind sich Michael Mätzig, Geschäftsführender Direktor des rheinland-pfälzischen Städtetags, und Thomas Hirsch, Oberbürgermeister der Stadt Landau und stellvertretender Städtetagsvorsitzender, einig. Mätzig absolvierte auf Hirschs Einladung jetzt einen Info-Besuch in der Landauer Feuerwache, bei dem es auch um die Rolle der freiwilligen Feuerwehren (nicht nur) im Katastrophenfall, die Ausstattung der Feuerwehren im Land und die Hochwasserhilfen für das Ahrtal ging.
„Als kommunaler Spitzenverband begrüßen wir die von Land und Bund angekündigten Soforthilfen und Wiederaufbauprogramme für die von der Flutkatastrophe betroffenen Gebiete sehr“, machte Städtetagsgeschäftsführer Mätzig deutlich. „Denn klar ist, dass die Kommunen die immensen Schäden und die damit verbundenen Kosten nicht alleine werden tragen können. Die Region im Norden unseres Landes braucht langfristige und unbürokratische Unterstützung. Gleichzeitig müssen wir aus dem Geschehenen unsere Lehren für einen bestmöglichen Schutz der Bevölkerung im Katastrophenfall ziehen – gerade mit Blick auf die zunehmenden Herausforderungen durch die Folgen des Klimawandels“, so Mätzig.
Mätzig nahm von seinem Besuch auch mit, dass man in Landau gut aufgestellt ist, denn die kreisfreie Stadt hat bereits vor der Flutkatastrophe im Ahrtal angefangen, ein umfangreiches Hochwasserschutzkonzept zu erstellen, spezielle Hochwasserpumpensets für ihre Feuerwehr anzuschaffen und ein neues, modernes Sirenennetz aufzubauen. Hier läuft aktuell der Ausbau in den Stadtdörfern Dammheim und Wollmesheim; bis zum Jahresende soll das Netz aus 15 topmodernen Sirenen zur Warnung der Bevölkerung stehen. „Landau ist hier vorbildlich“, so Mätzigs Fazit. „Im Gespräch mit den Verantwortlichen vor Ort wurde aber auch deutlich, dass der Brand- und Katastrophenschutz besser von Land und Bund gefördert werden muss.“
„Wer weiß, was morgen kommen kann? Katastrophen sind nicht planbar“, ergänzte OB Hirsch. „Das zeigen so unterschiedliche Ereignisse wie die Corona-Pandemie, Waldbrände, Starkregenereignisse und Hochwasserkatastrophen. Daher müssen wir uns im Katastrophenschutz breiter aufstellen, weitere Ressourcen schaffen und größere Wertschätzung für diese Aufgabe entwickeln. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit, mehr Mittel und mehr Personal“, so der Stadtchef. Eine Sorge des Landauer Oberbürgermeisters: „Aktuell ruht vieles im Katastrophenschutz auf den Schultern von ehrenamtlichen Kräften, gerade bei den freiwilligen Feuerwehren, aber auch bei THW, DLRG und DRK. Die Frage ist: Wie lange halten diese Ehrenamtlichen angesichts der immer größer werdenden Herausforderungen noch durch?“
In Landau führte Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Dirk Hargesheimer die Gäste durch die Feuerwache. Er berichtete über Retten, Löschen, Bergen, Schützen in Zeiten von Corona: So mussten die rund 230 aktiven Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Landau in den Corona-Jahren 2020 und 2021 Hygienekonzepte erstellen, das kameradschaftliche Miteinander zurückfahren und den Übungsdienst zum Großteil auf digitale Formate umstellen – und trotzdem bei 357 Einsätzen im vergangenen Jahr und bislang mehr als 230 Einsätzen im laufenden Jahr ihre Frau bzw. ihren Mann stehen. „Quasi obendrauf kam und kommt dann noch die Unterstützung des gemeinsamen Katastrophenschutzstabs der Stadt Landau und des Landkreises Südliche Weinstraße in der Corona-Krise – und, ganz aktuell, die Hilfe in den Hochwassergebieten im Norden unseres Landes“, erläuterte Hargesheimer, der selbst zur Führungsunterstützung im Ahrtal im Einsatz war. Insgesamt leisteten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Katastrophenschutzes aus der Stadt Landau und dem Landkreis Südliche Weinstraße in den Hochwassergebieten mehr als 25.000 Stunden ehrenamtlichen Dienst.
Autor:Thomas Klein |
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