Tiere und Pflanzen sterben aus
Bedrohte Arten
Südpfalz. Durch Flurbereinigung, Pestizide und den Wegfall von Lebensräumen sind Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.
Weizen – soweit das Auge reicht, riesige Felder ohne eine Hecke oder einem Grünstreifen, der die Monotonie unterbricht. Vor allem in Ostdeutschland sind riesige Felder die Regel. Dagegen bietet die Südpfalz eine größere Vielfalt, zumal die Winzer in den vergangenen Jahren vielfach dazu übergegangen sind, zwischen den Rebreihen die bunte Vielfalt der Natur zuzulassen. Doch auch in der Pfalz ist die Artenvielfalt massiv bedroht. Fährt man heute an einem lauen Sommerabend mit dem Auto durch die Südpfalz, bleibt die Windschutzscheibe sauber – noch vor ein paar Jahren wäre sie voller getöteter Insekten gewesen.
Durch die Flurbereinigungen der letzten Jahrzehnte wurden die Felder immer größer. Hecken oder Grünstreifen fielen weg. Äcker liegen kaum noch brach. Feldrain und Brachflächen sind aber wichtige Lebensräume und Rückzugsorte. Hier tummelten sich Insekten und zogen Vögel an. Für Rebhuhn, Kiebitz oder Feldhase waren die Hecken und Sträucher zwischen den Feldern ein üppiger Lebensraum. Pestizide und Düngemittel geben oftmals den Rest. Neonikotinoide in Pflanzenschutzmitteln dezimieren Bienen, Käfer und andere Insekten zusätzlich. So fehlt Vögeln nicht nur der Lebensraum sondern auch die Nahrung.
„In den vergangenen Jahrzehnten sind die Bestände vieler einheimischer Tier- und Pflanzenarten stark eingebrochen“, sagt Carmen Schauroth von der Nabu Regionalstelle Süd. Der Raubwürger, eine Vogelart, von der es vor zehn Jahren noch einige Brutpaare gab, ist hier in der Pfalz ausgestorben. Die Haubenlerche hatte sich noch den neuen Gegebenheiten angepasst. Sie brütete auch auf industriellen Brachflächen, Ödland oder zum Beispiel auf begrünten Flachdächern. Doch auch ihre Bestände gingen massiv zurück und sie ist inzwischen gefährdet.
Ein weiteres Problem ist der Bauboom. „Lebensräume werden regelrecht zubetoniert“, sagt Schauroth. Und Ausgleichsflächen gleichen diesen Verlust in keiner Weise aus. Und beim modernen Bauen gibt es einen Zielkonflikt zwischen Energieeffizienz und Artenvielfalt. „Wir plädieren einerseits für energiesparendes Bauen, dabei wird aber andererseits jede Ritze und jede Spalte abgedichtet“, sagt Schauroth. Mauersegler, Fledermäuse und andere Tiere wohnten in Scheunen, auf Dachböden, in Hohlräumen oder in Mauerritzen und finden heute keinen Platz mehr. Aber hierfür gibt es Lösungen. „Es gibt zum Beispiel Einbausteine als Nisthilfen, die man bei einem Neubau oder bei der Renovierung einsetzen kann“, sagt die Naturschützerin. Auch Nistkästen kann man aufhängen, um Vögeln und Fledermäusen eine Wohnung anzubieten.
Und schließlich fallen Feuchtbiotope dem Klimawandel zum Opfer. Die heißen und trockenen Sommer lassen sie zunehmend austrocknen. Auch dadurch sind viele Amphibien- und Insekten in Gefahr. Und auch wenn hier und da Tümpel angelegt werden, ist eine Feuchtwiese nicht zu ersetzen.
Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch einige positive Beispiele. Die Rückkehr der Störche und Luchse zeigt sind solche. Auch die Europäische Sumpfschildkröte konnte mit einigem Aufwand wieder angesiedelt werden. Und der Steinkauz wurde durch den engagierten Einsatz von Menschen in verschiedenen Naturschutzverbänden wieder etabliert. Aber insgesamt zog das rheinland-pfälzische Umweltministerium 2019 eine ernüchternde Bilanz: Allein 232 Tierarten in Rheinland-Pfalz sind vom Aussterben bedroht. 44 Prozent der Säugetiere, 48 Prozent der Wildbienen, 49 Prozent der Brutvögel, 61 Prozent der Großschmetterlinge, 65 Prozent der Amphibien und 45 Prozent der Pflanzen gelten als gefährdet. uck/rk
Was kann man tun?
„Naturnahe Gärten sind kleine Oasen in der Stadt und in der Summe kann hier schon einiges erreicht werden“, erklärt Carmen Schauroth vom Nabu. Jeder kann also etwas tun, um Tieren ein kleines Refugium zu bieten. Eine ganz einfache Möglichkeit ist, mit Laub und Reisighaufen in geschützten Ecken des Gartens Rückzugsorte zu schaffen. Darin können Igel und Insekten Unterschlupf finden. Jetzt ist auch eine gute Pflanzzeit, um Hecken, Bäume oder Wildblumenwiesen zu setzen oder zu säen, sagt Schauroth. Außerdem ist der Winter eine gute Zeit, um Nisthilfen für Vögel oder Insektenhotels zu bauen. Und wilde Ecken mit Brennnesseln oder Stauden stehen zu lassen, hilft Vögeln und Insekten auch beim Überleben. uck
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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