Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz
Gemeindeleben
Jüdisches Leben. Ausgelassen ist die Stimmung, es werden Hamantaschen - dreieckiges Gebäck aus Hefe- oder Strudelteig gefüllt mit Mohn oder Pflaumenmus - gereicht und die Kinder werden beschenkt. Eigentlich steht alljährlich zum Purimfest in der Synagoge in Speyer auch ein Theaterstück des Chors der jüdischen Kultusgemeinde auf dem Programm. Doch wegen der Pandemie ist dies erneut ausgefallen. So wurde beim Gottesdienst lediglich aus dem Buch Esther aus der Tora gelesen und anschließend gemeinsam gegessen.
Synagoge und Hauptverwaltung der jüdischen Kultusgemeinde in Speyer
In Speyer ist heute neben der Synagoge die Hauptverwaltung der jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz. Insgesamt hat die Gemeinde heute rund 550 Mitglieder. Allerdings besucht etwa die Hälfte der Mitglieder die Gottesdienste am Freitagabend oder Samstagmorgen im Gemeindehaus in Kaiserslautern und rund 120 im Gemeindehaus in Ludwigshafen. Vor allem in Speyer waren bei den Gottesdiensten früher immer auch Gäste dabei, sagt die Geschäftsführerin der Kultusgemeinde Marina Nikiforova. Auch Führungen für Schulklassen, als Betriebsausflüge oder für andere Gruppen bot die Kultusgemeinde häufig an. „Hoffentlich können uns bald wieder Gäste besuchen“, so die Geschäftsführerin.
Aber ob in Kaiserslautern, Ludwigshafen oder Speyer – nach der Gebetsstunde treffen sich die Gemeindemitglieder stets zum gemeinsamen Essen. „Die Speisen werden koscher zubereitet“, betont Nikiforova. In Ludwigshafen probt der Chor der Kultusgemeinde, in dem 16 Sängerinnen und Sänger aktiv sind. Außerdem gibt es einen Jugendklub mit Angeboten für Kinder und Jugendliche sowie einen Seniorenklub, in dem sich die älteren Gemeindemitglieder austauschen. „Unser Klub der Holocaustüberlebenden ist mittlerweile so klein, dass die Zeitzeugen sich im Seniorenklub treffen“, sagt die Geschäftsführerin. Die Sozialarbeiterin bietet außerdem auch eine Sozialberatung für die Mitglieder an. Sprachkurse ergänzen das Angebot.
Spenden für Tora-Rollen und karitative Zwecke
Von großer Bedeutung für die Gemeinde war die Anschaffung zweier Tora-Rollen für Speyer und Kaiserslautern. Die Tora-Rollen bestehen aus Pergament,werden mit der Hand geschrieben und sind deshalb
sehr teuer, erklärt Nikiforova. Die katholische und evangelische Kirche sowie zahlreiche Unternehmen hatten für die wertvollen Schriftrollen gespendet. Immer wieder ist die jüdische Kultusgemeinde auch karitativ aktiv. So sammelte sie beispielsweise Spenden für einen Rabiner und seine Familie in Israel, die durch einen palästinensischen Angriff obdachlos geworden sind. Da gut 40 Prozent der Gemeindemitglieder ursprünglich aus der Ukraine stammen, ist die Gemeinde von dem Angriff Russlands auf die Ukraine besonders betroffen. Deshalb sammelt die Gemeinde Spenden für die Menschen in der Ukraine.
Die jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz wurde 1945 direkt nach dem Krieg von dem ehemaligen KZ-Häftling Fritz Siegel in Landau gegründet. Im Jahr 1950 wurde sie eine Körperschaft öffentlichen Rechts und Rechtsnachfolgerin der Kultusgemeinden in der Pfalz. Ein Jahr später wird der Sitz der Kultusgemeinde von Landau nach Neustadt verlegt. Am 9. November 2011 schließlich wurde die neue Verwaltung und die Synagoge in Speyer eingeweiht und der Sitz der Gemeinde dorthin verlegt. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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